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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Akers
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Anthony. Brauchst du noch etwas von mir?«
    Er musterte mich, dann seufzte er und ergriff die Kassette. »Ich denke nicht. So geh denn. Sobald du deinen ausgeklügelten Anzug anhast, wird der Raum geflutet.«
    Ich nickte und wandte mich dem Anzug zu. Anthony verschwand den Niedergang hinab, eine Tür schloss sich, und ich blieb allein mit den stummen Wänden der Toten zurück. Ohne aufzuschauen, stieg ich in meinen Anzug und bereitete mich auf die Rückkehr zur Wasseroberfläche vor. Ich hoffte, der Kapitän und seine tuschelnde Besatzung würden noch da sein. Ich hoffte, sie hatten sich nicht auf Wilson gestürzt, ihn über Bord geworfen und mich allein mitten im Reine zurückgelassen. Ich hatte noch nie im Fluss sterben wollen, und nun wollte ich es noch weniger.

Kapitel 2
SCHWARZES BLUT AUS DEM FLUSS
    »Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Sir?«
    Ich wandte mich vom winzigen Fenster des Dampfers ab und drehte mich zum Kapitän um. Er starrte geradeaus, als wäre ich gar nicht da. Ich nickte.
    »Nur zu.«
    »Sie waren einer von Valentines Jungs?«
    »Ja.«
    »Aber jetzt sind Sie es nicht mehr?«
    »Jetzt nicht mehr, nein.« Ich schaute wieder aus dem Fenster. Der Fluss strömte in hohen, schweren Wogen vor sich hin. Der Nebel hatte sich etwas gelichtet, trotzdem herrschte noch wenig Verkehr. Über den durchscheinenden Schwaden konnte ich die ansteigenden Türme von Veridon sehen. Ich wusste, wohin diese Fragen führten.
    »Die meisten, von denen ich weiß, dass sie für Valentine arbeiten, hören nicht damit auf, für ihn zu arbeiten.« Er schaute zu mir herüber, dann blickte er wieder zum Bug des Schiffs. »Jedenfalls nicht, ohne umgebracht zu werden.«
    »Noch wurde ich nicht umgebracht, oder?«
    »Nein, Sir. Deshalb frage ich ja. Sie arbeiten also nicht mehr für ihn?«
    »Nein, tue ich nicht.«
    »Denn wenn Sie es täten, wissen Sie, dann wäre es fein, wenn Sie ein gutes Wort für uns einlegen könnten. Über unsere Dienste hier. Ist immer gut, jemandem wie Valentine einen Gefallen zu erweisen. Oder einem seiner Jungs.«
    »Tja, wenn ich ihn das nächste Mal sehe, werde ich Sie ihm wärmstens empfehlen. Gleich, nachdem er aufgehört hat, auf mich zu schießen oder sonst etwas mit mir anzustellen, wonach ihm der Sinn gerade steht.«
    »Na ja.« Der alte Mann nickte. »Ich dachte nur. Falls Sie doch noch für ihn arbeiten.«
    »Ja.« Ich öffnete die kleine Tür, die hinaus zur Aussichtsreling führte. »Tja, das tue ich nicht.«
    Draußen war es besser. Draußen roch es nicht nach Schmierfett in Dosen und nach Verzweiflung. Draußen war es kühl und feucht, und dünne Nebelschwaden kräuselten sich über das Schiff. Wilson schlenderte über das Deck, beide Hände in die Taschen seiner Jacke gesteckt. Er wirkte unruhig. Die Besatzung war weit und breit nicht zu sehen. Mein Blick wanderte über das Wasser, während ich über das Leben der Fehn, das Schicksal von Erschaffer Morgan und all die anderen Menschen nachdachte, die im kalten, dunklen Fluss ihr Ende gefunden hatten. Ich stützte die Ellbogen auf das Geländer des kleinen Turms des Kapitäns. Gut, dass ich diesen Halt hatte! Denn noch hatte ich kaum den Ruf »Mann über Bord!« vernommen, als das Schiff auch schon schaudernd nach rechts schwenkte und die Fahrt drosselte. Um ein Haar wäre ich gestürzt, was nur das Geländer verhinderte. Wilson war hingefallen, sprang jedoch bereits wieder auf und eilte zum Rand des Boots.
    »Mann über Bord, ahoi!«, brüllte jemand zu meiner Rechten. Ich lief zu dieser Seite des Schiffs und blickte hinab. An der Reling hatte sich eine Schar von Mitgliedern der Besatzung eingefunden und schaute ins Wasser hinunter.
    »Wo ist er?«, rief der Kapitän von seinem Fenster hinter mir. Die Besatzung sah zu uns beiden herauf.
    »Es ist einer, Sir, ein Stück abseits der Reling, Sir. Keine Ahnung, wer es ist.«
    »Ist es einer von uns? Hat ihn jemand reinfallen gesehen?«
    »Nein, Sir. Kelly hat ihn gesichtet. Andere Schiffe sind da draußen nicht.«
    »Könnte eine Wasserleiche aus der Stadt sein«, meinte ich zum Kapitän. Ich erblickte das Objekt der Aufregung, das ohne Hemd in der Strömung des Flusses schaukelte. Lebendig wirkte die Gestalt nicht. Mit jeder Sekunde trieb sie näher zum Boot. »Sieht nicht allzu gut aus.«
    »Könnte bloß eine Leiche sein«, pflichtete mir ein Besatzungsmitglied zu. Dann kam Bewegung in die Truppe, und ein langer Haken wurde hervorgeholt. Die Männer piekten damit in das glänzende, weiße
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