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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Akers
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Fleisch des Rückens der Gestalt und erzielten keine Reaktion.
    »Mann über Bord!«, brüllte wieder jemand, und wir alle drehten uns um. Ein Junge, der am Heck des Boots stand, deutete nach links. Ich kniff die Augen zusammen und erblickte, worauf er zeigte. Ein weiterer Körper. Und noch einer. Ein halbes Dutzend, allesamt so gut wie nackt. Die bleiche Haut hob und senkte sich friedlich mit den Wellen.
    »Hier stimmt etwas nicht«, sagte ich zum Kapitän. Er starrte auf das Wasser hinaus und zählte. Ich erhob die Stimme. »Wilson, was denkst du?« Er schaute nicht zu mir herauf, wandte den Blick nicht vom Wasser ab.
    »Schiffbruch?«, schlug der Kapitän vor. »Der Nebel ist fürchterlich dicht.«
    »Dann hätten wir etwas gehört«, gab ich zurück. »Werfen Sie den Motor an und bringen Sie uns zurück zum Ufer. Das sind Leichen, Kapitän. Hier gibt es niemanden, der gerettet werden könnte.«
    »Wir sollten sie einholen. Ich würde eingeholt werden wollen, wenn meine Leiche so im Wasser rumtriebe.« Er zupfte an der Krempe seiner Mütze und wandte sich der Steuerung zu. »Ich würde nicht zurückgelassen werden wollen, um Teil der Fehn zu werden.« Ich verzog das Gesicht und wandte mich wieder dem Wasser zu. Nach dem Treffen, das ich hinter mir hatte, konnte ich ihm keinen Vorwurf aus seiner Einstellung machen. Trotzdem wollte ich zurück ans Ufer. Ich nahm mir fest vor, auf hohem Gelände zu sterben, weit weg von den Fehn und ihrem unsterblichen Ertrinken. Die Besatzung machte sich an die schaurige Arbeit, Leichen einzuholen, während ich das Geländer umklammerte und sie beobachtete. Wilson befand sich immer noch an der Reling und schaute hinab. Eine seiner Hände ruhte auf der Messerhalterung an seinem Gürtel.
    Ich starrte gerade wieder auf das Wasser, als etwas tief unter uns seufzte und zur Oberfläche emporstieg. Erst war es nur ein kurzes Erhellen der Tiefe, ein Grau zwischen dem Schwarz. Rasch kristallisierte es sich als wallende, weiße und graue Masse heraus, dann wurden wir förmlich überschwemmt, als sich ein Ungetüm aus Leichen aus dem Wasser erhob; Körper, Arme und Beine, tot und bleich, blubberten an die Oberfläche, zeichneten sich mit weißer, glänzender Haut gegen die schiefrige Schwärze des Reine ab. Sie stießen dumpf gegen den Rumpf des Bootes, schlitterten die Seiten entlang empor und wurden schäumend und blutlos vom Propeller durchgerüttelt. Die Besatzung hatte ihren Platz an der Reling aufgegeben und suchte brüllend auf dem Lotsendeck Zuflucht. Ich drängte mich an den Männern vorbei hinunter auf das Deck, hinunter zu Wilson.
    Wir trieben in einem Schwarm von Leichen, vormals die Fehn. Die Räume zwischen den Körpern strotzten glitschig vor den dicken schwarzen Würmern ihrer Symbioten. Ein lebender Fehn war bis zu den Lungen voll mit diesen Kreaturen, die sich an Stelle von Blut, Luft und einem Gehirn in ihren Adern und Organen wanden. Die Würmer glänzten in öligem Tod, quollen aus schlaffen Mündern und platschten träge ins Wasser. Und für jeden Leichnam, den ich sah, stiegen zehn weitere an die Oberfläche und schoben ihre Brüder beiseite. Unsere Motoren kamen stotternd zum Stillstand. Wir steckten fest.
    »Das gefällt mir nicht«, flüsterte Wilson, als ich ihn erreichte. Er zitterte, hatte eine Hand an seinen Messern.
    »Wem würde das schon gefallen?«, fragte ich.
    »Nein, ich meine, es gefällt mir wirklich nicht. Was, wenn … Was, wenn wir …« Mit schlaffen Zügen schaute er zu mir auf.
    Was, wenn wir das getan haben , wollte er fragen. Was, wenn unsere kleine Lieferung soeben die Toten des Flusses umgebracht hatte? Was für Ärger verhieße das?
    »Weg da, ihr Lahmärsche! Zurück auf eure Posten!«, brüllte der Kapitän aus seiner Kabine. Die Besatzung kauerte auf der Treppe und blickte auf das wogende Meer der Leichen hinaus. Die Luft roch nach Flussfäulnis, durchsetzt mit dem Gestank von verbranntem Fleisch, der von unserem verstopften Propeller aufstieg. Der Kapitän stieß die letzten Besatzungsmitglieder zum Deck hinab und zog sich wieder in seinen Verschlag zurück. Zögerlich begaben sich einige Männer unter Deck, um nach den Motoren zu sehen. Der Rest stellte sich neben uns an die Reling.
    »Was um alles in der Welt ist das«, flüsterte einer der Männer. Ich hatte weder eine Antwort noch den Hauch einer Ahnung. Wir alle starrten auf den klumpigen Schwarm und zitterten in der Brise. Der Nebel verdichtete sich, ließ nur die Leichen und unser
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