Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Akers
Vom Netzwerk:
an. Einer unserer Ränge nach dem anderen fiel. Schwierig, nach vorn zu schauen, wenn solche grauenhaften Dinge geschehen und keine Hilfe in Sicht ist. Schwierig, einfach weiterzumachen, einige Männer der Besatzung konnten es nicht. Sie standen nur da und glotzten kurz auf das Gemetzel, bevor sie niedergerissen wurden. Nicht gerade motivierend.
    Schließlich waren wir nur noch zu zweit, ein junger Bursche mit dicken Armen und verängstigtem Blick und ich. Er fiel, stolperte hinter meinem Rücken die Treppe hinunter und landete mit einem lauten Poltern. Ich konnte weder über die Schulter schauen, noch die Treppe allein verteidigen. Also begann ich, mich rückwärts die Stufen hinunter zurückzuziehen. Die Kreaturen folgten mir langsam und schwerfällig, mit Blut an den Händen und in den Mündern.
    Bald gelangte ich zur Tür des Maschinenraums und verharrte dort einige Atemzüge lang. Jemand hatte den jungen Burschen hineingezogen. Das bedeutete, dass es hinter mir noch weitere Besatzungsmitglieder geben musste, wenngleich mir niemand zu Hilfe eilte. Ich stürmte zu einem letzten Ausfall vor und ließ mit der Klinge Blut spritzen, dann wich ich zurück und zog die schwere Eisentür hinter mir zu.
    Der Maschinenraum erwies sich als klein und beengt. Diejenigen Männer der Besatzung, die nicht an Deck gestorben waren, hatten sich in die Nischen zwischen Kolben und Turbinen gezwängt. Die Luft bestand halb aus Rauch, halb aus dem Gestank von Angst und Adrenalin. Alle starrten mich von Grauen erfüllt an – alle außer Wilson. Der Anansi wirkte zum ersten Mal seit langer Zeit vollkommen lebendig. Er hatte die Jacke beiseite geworfen und die Ärmel hochgerollt, so dass seine dünnen Arme entblößt waren. Das glatte, weiße Ei seines Kopfes glänzte vor Schweiß, während Wilson über dem zerlegten Herzen des Boots stand, bis zu den Ellbogen zwischen Getrieben. Sein Blick wirkte lebhaft und konzentriert.
    »Wilson«, sagte ich scharf. »Wie sieht’s damit aus, die Motoren zum Laufen zu bringen?«
    Er ignorierte mich. Hinter mir polterte etwas gegen die Tür. Alle zuckten zusammen.
    »Könnte der Kapitän sein«, meinte ein Besatzungsmitglied zaghaft und eindeutig in der Hoffnung, jemand anderer würde einen Grund vorbringen, warum es nicht der Kapitän war, damit die Tür nicht geöffnet werden musste. Ich hatte einen Grund parat.
    »Er ist tot«, sagte ich. »Oder liegt im Sterben, was unter diesen Umständen auf dasselbe hinausläuft. Wilson!« Er schaute auf. »Was ist mit den Motoren?«
    »Wenn ihr mich alle …«, flüsterte er und verzog das Gesicht. »Wenn ihr mich alle einfach in Frieden lassen, mir ein wenig Ruhe gönnen könntet …« Damit bückte er sich und konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe.
    »Alles klar, ihr habt den Mann gehört. Alle raus.« Ich trat beiseite und deutete auf die Tür. Niemand rührte sich. »Nein? Na schön. Wilson, du wirst die Motoren wohl oder übel in unserem unerträglichen Beisein reparieren müssen. Tut mir leid.«
    »Du bist immer so verdammt witzig, Jacob.« Er riss etwas heraus und warf es auf den Boden. »Glaubst du, das hier ist einfach?«
    »Ich bin derjenige, der voller Blut ist, mein Freund. Also ja, ich denke, du solltest aufhören, herumzumaulen, und …«
    Ein weiterer Aufprall erschütterte die Tür. Ich wirbelte herum und sah sie an. Stahl. Guter, robuster Stahl. Solange wir hier blieben, würde uns wahrscheinlich nichts passieren.
    »Reparier sie einfach, Wilson«, flüsterte ich. »Bevor sie sich über den Rumpf hermachen.«
    Die Besatzung bewegte sich nervös im Raum hin und her. Ich wechselte die Klinge von einer Hand in die andere und schüttelte dazwischen jeweils die Finger aus. Das über meine Arme verschmierte Wiedergängerblut fühlte sich immer noch warm an. Meine Haut darunter begann zu jucken.
    »Ernsthaft, Wilson, wir müssen …«
    Brüllend erwachten die Motoren zum Leben, unvorstellbar laut nach unserem beunruhigten Schweigen. Wilson klappte die Abdeckung zu und schraubte sie fest. Er sah mich an und begann zu reden. Seine Stimme ging im Lärm unter. Ich schüttelte den Kopf und trat einen Schritt vor. Er beugte sich mir zu.
    »Ich habe sie zum Laufen gebracht«, schrie er.
    »Gut«, rief ich zurück. »Was jetzt?«
    Völlig verständnislos musterte er mich, dann zuckte er mit den Schultern.
    »Wir schippern hier weg?«, fragte er.
    »Der Kapitän ist tot, und wir können nicht nach oben. Besteht die Möglichkeit, das Schiff von hier unten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher