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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Akers
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zu steuern?«
    Er sah sich im Raum um, betrachtete die angespannten Mienen, die geschlossene Tür und richtete den Blick schließlich auf das schwarze Blut an meinen Händen und auf meiner Klinge. Seiner Miene war anzusehen, dass er begriff.
    »Oh verdammt.«
    Ich nickte. »Können wir es?«
    »Nein«, antwortete er kopfschüttelnd. »Ich kann die Motorleistung regeln, aber ich habe kein Ruder. Wir brauchen die Steuerung.«
    »Wir können also fahren, aber nicht manövrieren.«
    »Ja.«
    Ich ließ den Blick durch den Raum wandern. Die Besatzung stand stumm und stramm da, völlig führerlos ohne Kapitän. Die Männer sahen wie verängstigte Kinder aus.
    »Weiß jemand, in welche Richtung der Bug ausgerichtet war, als wir in diese … Unannehmlichkeit geraten sind?«
    »Ost-Süd-Ost«, antwortete jemand. »Aber wir könnten uns gedreht haben.«
    »Haben wir ganz sicher«, brummte ein anderer.
    Ich verzog das Gesicht. Mittlerweile konnte der Bug in Richtung des Wasserfalls oder vielleicht flussaufwärts weisen. Es war unmöglich zu sagen.
    »Meldet sich jemand freiwillig, um rauszugehen und die Steuerung zu sichern?«, erkundigte ich mich. Stille, zumindest so viel Stille, wie in einem Maschinenraum möglich war. Ich nickte. Ein Mann trat vor, den Blick zu Boden gerichtet.
    »Sir, falls Sie … also, falls Sie rausgehen, dann wäre das Mindeste, was wir … das Mindeste, was ich tun könnte, Ihnen den Rücken zu decken.«
    »Lobenswert tapfer. Aber ich will verflucht sein, wenn ich da rausgehe.« Ich wandte mich Wilson zu und lächelte. »Stell auf volle Kraft. Lass die Maschinen fünf Minuten lang laufen, dann drosseln wir und finden heraus, wo wir sind.«
    Wilson machte sich an einigen Kolben zu schaffen, setzte ein Schwungrad in Gang und brachte ein Zahnrad zum Einrasten. Wir setzten uns in Bewegung. Vom Propeller ertönte ein hackendes Stampfen. Leichen in unserem Kielwasser. Es dauerte einige Minuten, bis das Geräusch verstummte. Der Motor hielt durch. Ich drehte mich gerade Wilson zu und wollte ihn auffordern, die Motoren zu drosseln, als ein tiefes, eindringliches Dröhnen durch den Raum hallte. Verwirrt sah ich mich um.
    »Was …«
    »Näherungssignal!«, brüllte jemand. Wilson fluchte und stellte die Motoren ab. Trotzdem bewegten wir uns weiter, nur langsam Geschwindigkeit abbauend. Das Horn ertönte wieder und wieder, jedes Mal verzweifelter, panischer. Ich stellte mir den armen Matrosen vor, der es hektisch bediente, während wir auf ihn zuhielten.
    »Festhalten!«, brüllte ich.
    Begleitet von einem Chor berstenden Holzes und entfernter Schreie krachten wir gegen etwas Großes. Das Schiff neigte sich wild, und ich wurde zu Boden geschleudert.
    Ein langes, knarrendes Stöhnen wanderte über das Schiff, dann standen wir still. Ich rappelte mich auf.
    »Ein anderes Schiff? Oder die Docks?«, fragte ich die Allgemeinheit. Die Besatzungsmitglieder rappelten sich vorsichtig auf und starrten nur umher. Diese Kerle erwiesen sich als völlig nutzlos. Dann ging ein Rumoren durch das Schiff, und es bewegte sich erneut, krängte in üblem Winkel zur Seite. Von draußen ertönten Schreie und das unverkennbare, gedämpfte Getöse eines Schrotflintenschusses. Ich hob die Klinge auf, die ich beim Aufprall fallen gelassen hatte, und ging zur Tür.
    »Wir können nicht hierbleiben. Entweder sinken wir, oder die Ordnungshüter schwärmen über die Decks aus und werden einige sehr unangenehme Fragen haben.« Ich nickte Wilson zu, dann sah ich den Rest der Besatzung an. »Verschwindet am besten, solange ihr noch könnt.«
    Wilson verstand, was ich meinte, und ergriff einen Hammer. Wir würden uns den Weg nach draußen erkämpfen müssen, ob wir dafür nun Wiedergänger oder Ordnungshüter hinmetzelten. Ich riss die Tür auf.
    Ein träger Schwall von Wasser schwappte über den Rahmen und klatschte gegen die Motoren. Zischend verdampfte es, als es sich über die Maschinen ergoss. Der Raum füllte sich rasch. Ich rannte die Treppe hinauf, die kaum mehr war als undeutliche Stufen inmitten eines Wasserfalls. Der Anansi befand sich unmittelbar hinter mir, dicht gefolgt von der Besatzung.
    Wir sanken. Das Schiff hatte sich in steilem Winkel geneigt, und der Großteil der Steuerbordseite stand bereits unter Wasser. Wir hatten ein Versorgungsfloß gerammt und schwammen nur deshalb noch, weil wir uns auf dessen Deck verkeilt hatten. Auch die große, flache Weite des anderen Wasserfahrzeugs zog Wasser, und die sorgfältig gestapelten
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