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Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)

Titel: Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (German Edition)
Autoren: John Boyne
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und nach Hause gebracht, wo ihn Henry und Melanie zum ersten Mal zu sehen bekommen sollten.
    »Euer Bruder ist ein bisschen anders als wir«, eröffnete Alistair ihnen am Morgen beim Frühstück. »Ich bin davon überzeugt, dass es nur eine vorübergehende Erscheinung ist, aber es ist schon sehr befremdlich. Ihr dürft ihn auf keinen Fall anstarren, verstanden? Wenn man ihm zu viel Beachtung schenkt, bestärkt ihn das nur in seinen Launen.«
    Die Kinder sahen einander verwundert an. Sie hatten nicht die geringste Ahnung, was ihr Vater meinte.
    »Hat er zwei Köpfe?«, fragte Henry und nahm sich die Orangenmarmelade. Er strich gern jeden Morgen ein bisschen davon auf seinen Toast. Abends war es anders, da aß er lieber Erdbeermarmelade.
    »Nein, natürlich nicht«, erwiderte Alistair ärgerlich. »Wer hat denn schon zwei Köpfe?«
    »Das zweiköpfige Seemonster«, sagte Henry, der gerade ein Buch über ein zweiköpfiges Seemonster namens Orco las, das im Indischen Ozean für große Aufregung sorgte.
    »Ich versichere euch, dass euer Bruder kein zweiköpfiges Seemonster ist«, sagte Alistair.
    »Hat er einen Hundeschwanz?«, fragte Melanie, während sie die leeren Cornflakes-Schüsselchen einsammelte und sie säuberlich in der Spülmaschine verstaute. Der Familienhund, Captain W. E. Johns, ein Mischling, bei dem weder Rasse noch Herkunft genau zu bestimmen waren, spitzte bei dem Wort Hundeschwanz die Ohren und fing sofort an, quer durch die Küche hinter seinem eigenen Schwanz herzujagen, indem er sich ständig im Kreis drehte, bis er umkippte – und dann blieb er vergnügt hechelnd auf dem Fußboden liegen, hochzufrieden mit sich selbst.
    »Warum soll denn ein kleiner Junge einen Hundeschwanz haben?«, fragte Alistair und seufzte tief. »Ich muss schon sagen, Kinder – ihr habt eine blühende Phantasie. Keine Ahnung, wo ihr die her habt. Eure Mutter und ich, wir haben beide überhaupt keine Phantasie, und wir haben euch keineswegs dazu erzogen, phantasievoll zu sein.«
    »Ich hätte gern einen Hundeschwanz«, murmelte Henry nachdenklich.
    »Ich wäre gern ein zweiköpfiges Seemonster«, sagte Melanie.
    »Tja – hast du nicht«, sagte Alistair mürrisch zu seinem Sohn. Dann deutete er auf seine Tochter: »Und du bist keins.« Und nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Deshalb wollen wir uns jetzt alle wieder wie ganz normale Menschen benehmen und dafür sorgen, dass die Wohnung blitzsauber ist. Wir erwarten noch heute Morgen einen Gast.«
    »Aber er ist doch kein Gast!«, protestierte Henry mit ernster Miene. »Er ist unser kleiner Bruder.«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Alistair nach kurzem Zögern.
    Eine gute Stunde später fuhr draußen ein Taxi vor. In dem Taxi saß Eleanor, mit einem sehr unruhigen Barnaby im Arm.
    »Da haben Sie ja ein ganz schön lebhaftes kleines Bündel«, sagte der Taxifahrer, als er den Motor ausmachte. Eleanor ignorierte die Bemerkung, weil sie sich nicht gern mit Fremden unterhielt, vor allem nicht mit Mitgliedern des Dienstleistungsgewerbes. Ihre Handtasche fiel in die Lücke zwischen den beiden Vordersitzen, und als sie danach griff, ließ sie das Baby einen Moment lang los, und schon schwebte Barnaby von ihren Knien nach oben und stieß sich am Autodach den Kopf an.
    »Au«, gurgelte Barnaby Brocket.
    »Den Jungen müssen Sie immer gut festhalten«, erklärte der Taxifahrer, der die Szene mit müdem Blick verfolgte. »Der haut sofort ab, wenn Sie nicht aufpassen.«
    »Dreißig Dollar, stimmt’s?«, fragte Eleanor und reichte dem Fahrer einen Zwanzig- und einen Zehn-Dollar-Schein. Ja, vermutlich würde er sofort abhauen. Wenn sie nicht aufpasste.
    Als sie das Haus betrat, kamen die Kinder angerannt, um ihre Mutter zu begrüßen. Vor lauter Begeisterung hätten sie Eleanor fast umgeworfen.
    »Aber er ist ja winzig!«, rief Henry verdutzt. (In der Hinsicht war Barnaby tatsächlich völlig normal.)
    »Er riecht so lecker«, lobte Melanie und schnupperte ausgiebig an ihrem kleinen Bruder. »Eine Mischung aus Eis und Ahornsirup. Wie heißt er eigentlich?«
    »Können wir ihn Jim Hawkins nennen – wie in der Schatzinsel?«, fragte Henry, der total fasziniert war von den klassischen Abenteuergeschichten.
    »Oder Peter – wie der Geißenpeter von Heidi?«, fragte Melanie, die ihrem großen Bruder immer alles nachmachte.
    »Er heißt Barnaby«, verkündete Alistair und trat zu seiner Frau, um sie auf die Wange zu küssen. »Nach eurem Großvater. Und nach dem Großvater eures
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