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Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)
Autoren: Elke Marion Weiß
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Tierfilmer und Abenteurer Hellmuth Krieger,
der gerade von einer Expedition in der südamerikanischen Wildnis zurückgekehrt ist.
Herr Krieger, Sie haben uns sowohl ein 300-seitiges Buch als auch sensationelles
Bildmaterial mitgebracht, unter anderem Szenen, wo wir Sie neben Krokodilen baden
sehen …«
    Strehler
nahm seiner schlafenden Frau die Fernbedienung aus der Hand und schaltete den Apparat
aus.

Kapitel 31
     
    Auf keinen Fall würde er Brakelmann
mitnehmen. Der war zwar eine Flasche, aber doch nicht ganz blöde. Immerhin hatte
der mitgekriegt, dass ihm der Fall entzogen worden war. Wenn Strehler nur daran
dachte, wie ihn der Polizeipräsident vor diesem Döskopp bloßgestellt hatte. Das
wurmte ihn immer noch, genauso wie die Tatsache, dass er damals nicht gleich zum
Personalrat gegangen war.
    Er schaute
aus dem Fenster. Bei diesem Wetter fuhr er nicht mit dem Fahrrad los. Die schweren
nassen Flocken blieben zwar nicht liegen, aber sie machten die rot gepflasterten
Fahrradwege richtig seifig, und das war gefährlich. Es half nichts, er musste den
Dienstwagen nehmen.
    »Fahren
Sie bloß vorsichtig. Sie wissen doch, wie schnell was passieren kann.«
    Pförtner
Matthes war immer besorgt, auch bei guten Straßenverhältnissen. Als Herr der Schlüssel
fühlte er sich für ›seinen‹ Fuhrpark so total verantwortlich, dass er von den Kollegen
ständig auf die Schippe genommen wurde.
    »Wird schon
schiefgehen.« Strehler griff nach den Papieren. »Mensch, Matthes, jetzt schauen
Sie nicht so entsetzt. Das war ein Witz. Ich bin schon vorsichtig, keine Bange.«
    »Das glaube
ich Ihnen ja, Herr Hauptkommissar. Aber Sie müssen immer mit der Dummheit der anderen
rechnen. Wer weiß, wie viele noch ohne Winterreifen unterwegs sind, trotz des Bußgeldes.«
     
    Im Gete-Viertel war das Autofahren
in der Tat kein Vergnügen. Es gab kaum ein Durchkommen in diesen engen Straßen:
auf der einen Seite Berge von festgebackenem Altschnee, auf der anderen Seite Parkplätze,
die eher auf die kleinen Zweitwagen der Schwachhauser Ehefrauen zugeschnitten waren.
Es dauerte und dauerte, bis Strehler endlich eine Lücke gefunden und sich mühsam
hineingequetscht hatte.
    Als er schließlich
vor dem Mehrfamilienhaus in der Vionvillestraße stand, traute er seinen Augen kaum.
An der Stelle, wo Paulas Name geprangt hatte, war jetzt gähnende Leere. Er blickte
an der Hausfront hoch. Tatsächlich, die Fenster im zweiten Stock schauten hohl auf
ihn herab. Keine Vorhänge, also auch kein Nachmieter.
    Er starrte
auf die anderen Namensschilder. Fischer, Hanisch, Bergmann, Leisewitz. Er klingelte
alle der Reihe nach durch. Erst bei Wätjen regte sich was. Eine misstrauische Stimme
krächzte über die Lautsprecheranlage. Nein, Frau Assmann wohne nicht mehr hier.
Nein, sie habe keine Ahnung. Und selbst wenn, würde sie keine Auskunft geben. Woher
solle sie denn wissen, dass er wirklich von der Polizei sei? Das könne ja jeder
behaupten. Und nein, sie würde nicht extra runterkommen, um seinen Ausweis anzuschauen.
Schließlich gab es hier keinen Aufzug.
    Okay, okay.
Als Polizeibeamter musste er das völlig in Ordnung finden, wenn die Oma vorsichtig
war. Es passierten genügend Trickbetrügereien mit den alten Leuten. Aber als Ermittler
ärgerte er sich doch. Wieder mal einen Gang umsonst gemacht. Einen Metzgersgang,
wie Daniel Fichte zu sagen pflegte. Als Strehler das zum ersten Mal hörte, dachte
er, der spinnt. Doch Fichte, ein wandelndes Sprichwörterbuch, klärte ihn auf. Früher,
als es noch kein Telefon gab, fuhr der Metzger oft umsonst auf den Bauernhof, weil
man nie genau wusste, ob Schlachtvieh zum Verkauf stand oder nicht. Sei’s drum.
Er konnte auch von seinem Schreibtisch aus ganz schnell erfahren, wohin Paula Assmann
gezogen war. Er stapfte zum Auto zurück. Ah ja – jetzt kam er gut aus der Lücke
heraus. Der neben ihm war weggefahren.
    Aber was
wie Glück aussah, war keines. Die ganze linke Seite des BMW war eingedellt, da hatte
ihn einer von vorn bis hinten gestreift. Und war dann einfach abgehauen. Das hatte
gerade noch gefehlt. Das Schlimmste an der Geschichte war, dass jetzt genaue Angaben
fällig wurden. Unfallort, Unfallzeit, die ganze Palette. Verdammt. Was sollte er
sagen, weshalb er hier gewesen war? Strehler saß wie festgenagelt im Auto. Es gab
absolut nichts, womit er diese Fahrt rechtfertigen konnte. Die wenigen Fälle, die
er gerade bearbeitete – Popelkram, wie er es nannte –, die konnte er gut und gern
vom
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