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Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)
Autoren: Elke Marion Weiß
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um
die Ecke. Und was war das für ein Garten! Der reine Wahnsinn. Das waren ja mindestens
1.000 Quadratmeter. Die würde sich noch wundern. Das konnte sie als Frau doch gar
nicht allein bewältigen, da brauchte sie bestimmt einen Gärtner. Na ja, das würde
natürlich erst im Frühjahr spruchreif. Er ging wieder zum Eingang zurück. Roter
Klinker. Die Fenster und die Haustür frisch gestrichen, genau wie das Garagentor.
Alles vom Feinsten. So würde er auch gern wohnen, das würde Inge bestimmt auch gefallen.
Nur das Flachdach mochte er nicht. Da würde die Assmann noch Schwierigkeiten kriegen.
Die Nachbarn seiner Eltern hatten auch ein Haus mit Flachdach gehabt. Ständig waren
die Handwerker zugange gewesen. Soweit er sich erinnern konnte, hatte das Dach drei
Mal neu gedeckt werden müssen, solange er dort lebte. Und seine Mutter redete ständig
von den Wasserschäden, die die drüben hatten, und davon, wie froh sie doch sein
konnten, in einem Zweifamilienhaus mit ganz normalem Giebeldach zu wohnen.
    Strehler
klingelte. Nichts. Alles ruhig. Ob die einkaufen war? Aber dann wäre das Garagentor
offen. Er klingelte wieder, diesmal ließ er den Finger drauf. Endlich hörte er Geräusche.
Also doch. Zögernd öffnete sich die Tür, hinter vorgelegter Kette spähte eine Frau
hervor, die definitiv nicht Paula Assmann war.
    »Entschuldigen
Sie, ich wollte eigentlich zu Frau Assmann.«
    »Die ist
nicht da. Wer sind Sie denn?«
    »Hauptkommissar
Strehler.« Er hielt seinen Dienstausweis ins Blickfeld der Frau.
    »Oh, wie
spannend.« Sofort wurde die Kette ausgehakt und die Tür geöffnet. Eine kleine Blonde
stand vor ihm, deutlich schmaler als seine Inge, aber auch so um die Mitte 40 herum.
»Kommen Sie doch rein.«
    Strehler
trat ein.
    »Sie sind
wohl Frau Assmanns kriminalistischer Berater?«
    »Wie kommen
Sie darauf?«, fragte Strehler.
    »Na, sie
braucht doch jetzt dringend Hilfe, für ihre Krimis. Damit sie da keine Fehler mehr
macht. War die fertig, die arme Frau. Also, wie die mit ihr umgesprungen sind. Man
sollte es kaum glauben. Die hat mir richtig leidgetan. Also, ich schau mir
diese blöden Sendungen nicht mehr an. Das ist doch eine Unverschämtheit, was die
mit harmlosen Leuten machen.«
    »Entschuldigen
Sie bitte, aber wer sind Sie eigentlich?«
    »Ich bin
Marlies Behrendt. Ich putze hier. Schon ewig. Frau Assmann hat mich von den bisherigen
Mietern übernommen.« Sie strahlte ihn an. »Schade, dass sie nicht da ist. Das
wird ihr bestimmt leidtun, Sie verpasst zu haben.«
    Wohl eher
nicht. Strehler lächelte etwas verkrampft. »Wann wird sie denn zurück sein?«
    »Also, das
trifft sich wirklich gut, dass Sie gekommen sind. Ich bräuchte nämlich ganz dringend
Hilfe mit den Vorhängen. Frau Assmann hat sich so lange Dinger bestellt, die sind
gerade geliefert worden. Die sind so schwer, dass ich sie allein kaum hochbringe.
Und weil Sie doch so groß sind, also, da könnten Sie mir doch zur Hand gehen.« Sie
strahlte ihn wieder an. »Sie kennen sich doch bestimmt damit aus. Man muss nur die
Rollen in die Gardinenschiene schieben.«
    Strehler
kannte sich aus – besser als ihm lieb war. Jedes Mal gab es Zoff zu Hause, wenn
Inge ihn in den ungünstigsten Momenten damit drangsalierte. Zum Beispiel bei der
›Sportschau‹.
    »Wenn Sie
auf die Leiter steigen, dann reiche ich Ihnen die Vorhänge von unten her an.«
    »Eigentlich
wollte ich wissen …«
    »Ach, jetzt
kommen Sie schon, Herr Stehler …«
    »Strehler.«
    »Entschuldigung,
Herr Strehler. Das war keine böse Absicht.« Marlies Behrendt lachte aus vollem Hals.
»Aber zu zweit geht es doch viel schneller, nicht wahr? Und hinterher bekommen Sie
einen schönen starken Kaffee. Ich habe auch selbstgebackenen Stollen da.«
    Selbstgebackener
Stollen? Das klang verführerisch. Strehler war heute früh nämlich zu spät dran gewesen,
um zu frühstücken. Wahrscheinlich hatte ihn sein schlechtes Gewissen wegen des BMW
nicht aus dem Bett gebracht. Und der Kaffee kam ihm auch gerade recht, nach der
Plörre im Präsidium.
    »Also dann
… wollen wir mal.«
    Er kletterte
auf die Leiter, und ruckzuck hingen die Vorhänge. Mit der kleinen Frau Behrendt
ging das prima, ohne das ganze Bimborium, das sich daheim immer abspielte. Siehst
du, es geht doch – wenn du nur willst. Er hörte Inge überdeutlich.
    »Kommen
Sie mit in die Küche, da ist es im Moment am gemütlichsten. Ich habe nämlich schon
überall die Heizung gedrosselt.«
    »Weshalb
haben Sie denn die Heizung
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