Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)
Autoren: Elke Marion Weiß
Vom Netzwerk:
gehören?«
    »Äh … Ehm
…«
    »Was an
dieser ganzen Geschichte nämlich eigenartig und, lassen Sie es mich sagen, etwas
pikant erscheint, ist die Tatsache, dass keiner der Kritiker seinen richtigen Namen
preisgegeben hat.« Lenz lehnte sich nonchalant im Sessel zurück.
    »Das stimmt
nicht«, warf nun ein löwenmähniger Mittsechziger ein. »Arnulf G. Ziegler hat unterschrieben.«
›Karel Krauss‹ wurde jetzt eingeblendet.
    »Da haben
Sie recht, Herr Krauss, aber er war der Einzige. Sonst hatte offensichtlich niemand
den Mumm.«
    »Die haben
den Ziegler doch nur vorgeschoben.« Die Assmann hatte mit einem Mal ihre Sprache
wiedergefunden.
    »Und wer
ist das Ihrer Meinung nach, Frau Assmy?«
    » Ich werde keine Gerüchte in die Welt setzen, im Unterschied zu anderen Leuten.« Und
sie blickte böse auf die Herren Krauss und Randeck.
    »Also, wenn
Sie unbedingt meine Kritik hören wollen, liebe, verehrte Frau Assmy«, sagte jetzt
Karel Krauss, »Sie haben da einen extrem dünnen Plot abgeliefert, von der gestelzten
Sprache mal ganz abgesehen.«
    »Einen absolut
unglaubwürdigen Plot«, nickte Justus Randeck. »Was Sie da zusammenfabuliert, nein,
zusammengeschustert haben, das ist leider ganz und gar nicht schlüssig. Nicht wahr,
Krauss?«
    »Sie haben
völlig recht, lieber Randeck. Frau Assmy ist zu einem perfekten Mord gar nicht in
der Lage.«
    Strehler
starrte wie hypnotisiert auf den Fernsehapparat.
    »Das wollen
wir doch sehr hoffen, Herr Kollege!«
    Das Studio
brüllte jetzt vor Lachen.
    »Ach, lieber
Randeck, Sie wissen doch, was ich meine. Sie ist nicht in der Lage, sich einen perfekten
Mord auszudenken.«
    Strehler
schoss in seinem Sessel hoch.
    Die anderen
Teilnehmer schienen unruhig zu werden. Sie fingen an, durcheinander zu reden. »Morbide,
das Ganze«, tönte es aus dem Off. Strehler runzelte die Stirn. Worauf bezog sich
das? »Und dazu noch ein Schlüssel …« Was war das? Der Ton wurde plötzlich leise.
Dann, wieder lauter: »Klar, ihr Alter Ego …«
    »Willst
du nun doch noch das ›Sportstudio‹ sehen?« Inge Strehler schien schon seit einiger
Zeit das Interesse verloren zu haben. Sie hatte inzwischen die Hälfte der Chips
und die ganzen Erdnüsse vertilgt.
    »Sei ruhig,
Inge. Ich muss das zu Ende hören.«
    »Frau Assmy,
haben Sie bei der Konzeption Ihres Romanschlusses je daran gedacht, dass Ihr armes
Opfer überleben könnte?« Randecks Miene wurde immer süffisanter.
    »Wieso überleben?«
Assmy-Assmann geriet ins Stottern.
    Strehler
war jetzt wie angefasst.
    »Aber Herr
Randeck, ich muss doch sehr bitten.« Hugo Lenz drohte die Sache aus den Händen zu
gleiten. »Wir wollen unseren Zuschauern doch weitere Details ersparen, falls der
eine oder andere diesen Roman noch lesen möchte. Man verrät bei einem Krimi doch
die Pointe nicht.«
    »Das ist
gar kein richtiger Krimi«, warf Paula Assmann ein.
    »Da stimme
ich Ihnen ausnahmsweise mal zu«, sagte Krauss.
    Erneutes
Gelächter in der Runde.
    »Ich wollte
auch gar keinen Krimi schreiben. Mir ging es um eine verschmähte Frau und deren
Gefühle, und wozu sie dann fähig ist. Das Ganze sollte eher eine dramatische Verstrickung
aufzeigen. Es sollte eine Art Suspense-Roman werden, so wie bei Patricia Highsmith.
Und deshalb, also, weil ich mich an Highsmith orientiert habe, deshalb sollte auch
am Schluss …«
    »Also gute
Frau Assmy, Sie wollen jetzt doch nicht etwa selbst die Pointe – wenn es denn eine
Pointe ist – verraten.« Randeck lächelte spöttisch und schob sich seinen Krawattenknoten
zurecht. »Lassen Sie es sich von mir als bekennendem Highsmith-Fan gesagt sein:
Ihre ›Hyänenfrau‹ ist Lichtjahre von dieser Autorin entfernt.« Sein Grinsen wurde
jetzt hämisch. »Es scheint mir schon ziemlich anmaßend, dass Sie sich mit ihr vergleichen,
nicht wahr, Krauss?«
    »Da sind
wir uns ganz d’accord, Kollege Randeck.«
    »Das muss
ich mir nicht länger anhören.« Paula Assmann stand auf, ihre Augen glitzerten verdächtig.
»Ich denke, Sie kommen jetzt auch ohne mich zurecht. Gute Nacht.« Und stolperte
über ein Beleuchtungskabel. Fast wäre sie noch gefallen, wenn ihr nicht ein eifriger
Herr aus dem Publikum zu Hilfe geeilt wäre.
    Aber die
Kamera schwenkte sofort wieder zurück auf den Moderator.
    »Ich denke,
das genügt auch zu diesem Thema. Wir wollen uns jetzt unserem nächsten Gast zuwenden.
Ich darf einen weiteren und weit gereisten Autor begrüßen, der allerdings aus einer
ganz anderen Sparte kommt – den berühmten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher