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Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Marion Weiß
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Buchhandlung in der
Obernstraße auch kaum weniger. Sie hatte sogar einige Exemplare signieren müssen,
besser gesagt, dürfen. Aber ob die Lesungen den Verkauf so ankurbelten, wie sie
erhoffte, war fraglich.
    Die erste
Rezension in der Lokalpresse war ganz freundlich. Allerdings kam von Detlef gleich
der Dämpfer, dass man einen Neuling nie so richtig in die Pfanne haute. Wenn der
Roman wirklich schlecht war, wurde er ohnehin tot geschwiegen. Dann gab es noch
ein schmeichelhaftes Artikelchen in der meistgekauften Frauenzeitschrift – also
genau dem Magazin, das Paula in den diversen Wartezimmern nicht anfasste. Aber nun
tat sie es natürlich doch. Alles und jedes, was über die ›Hyänenfrau‹ geschrieben
wurde, sammelte sie und klebte es in eine dicke Mappe, die wohl eher als Fotoalbum
gedacht war.
    Als das
Telefon schrillte, war sie noch gar nicht richtig wach. Kein Wunder bei ihrem unruhigen,
viel zu kurzen Schlaf.
    »Paula?
Hier Detlef.«
    Sie schaute
auf den Wecker. Schon zehn Uhr.
    »Ja, was
ist denn?«
    »Du klingst
so verschlafen. Liegst du etwa noch im Bett?«
    »Hmmm.«
    »Du, ich
wollte dich vorwarnen.«
    »Wieso?«
    »Da ist
irgendwas im Busch. Ich habe es von einem Kollegen, der mitbekommen hat, dass ich
deine Lesungen moderiere.«
    »Was hast
du denn gehört?«
    »Da gab
es anscheinend eine vernichtende Kritik deines Buches in ›Kunst, Spiel & Fest‹.
Und seitdem kursieren die wildesten Gerüchte.«
    ›Kunst,
Spiel & Fest‹. Das war doch die Zeitschrift, die den Debütroman-Wettbewerb ausgeschrieben
hatte. Oh je. Wahrscheinlich hatte sich der Redakteur daran erinnert, dass die ›Hyänenfrau‹
dort abgelehnt worden war.
    »Wie heißt
denn der Rezensent?«
    »Ziegler.«
    Hatte sie’s
doch gewusst. Arnulf G. Ziegler. Diesen Namen würde sie nie vergessen. Ihr ›Noir‹-Manuskript.
Uneindeutiges Genre. Unausgereiftes literarisches Idiom. Latenter Feminismus.
    »Sag mal,
gehört das Magazin zum Schaller-Verlag?«
    »So viel
ich weiß, ja. Warum fragst du?«
    Da hatte
ihr Gefühl sie also doch nicht getrogen.
    Sie erzählte
Detlef, was damals gelaufen war. Von ihrem kleinen Krimi, von dem üblen Ablehnungsbrief,
von ihrer Teilnahme an dem Schreibwettbewerb.
    »Na, das
erklärt manches.«
    »Was denn?«
    »Von Schiebung
bei einem Schreibwettbewerb war die Rede. Gerüchte von Protektion und unlauteren
Machenschaften.«
    »So ein
Quatsch. Das ist doch völlig absurd. Ich habe doch gar nicht gewonnen.«
    »Du hast
gar nicht gewonnen? Hm. Das ist ja eigenartig. Wieso kommt dann so was in Umlauf?«
    »Frag mich
nicht.«
    »Das ist
natürlich äußerst rufschädigend.«
    »Das ist
unerhört.« Paula war außer sich. »Die werde ich verklagen.«
    »Vorsicht,
Mädchen, Vorsicht. Das kann teuer werden. Du weißt, die haben die besten Anwälte.
Und die werden sich rausreden. Das kennt man doch. Die Fragezeichen-Schlagzeilen:
›Hat er sie betrogen?‹ ›War er der Mörder?‹«
    »Was soll
ich denn deiner Meinung nach tun?«
    »Nichts.
Ignorieren.«
    »Keine Gegendarstellung
in der Presse?«
    »Nun, dafür
müsstest du erst mal was schwarz auf weiß haben. Aber bisher sind es ja nur Gerüchte.
Außerdem weißt du doch, wie das mit Gegendarstellungen ist. Ganz kleingedruckt auf
Seite fünf oder sieben.«
     
    Paula war verzweifelt. Musste sie
sich dieses Getratsche wirklich gefallen lassen? Nein. Sie würde erst mal Lukas
anrufen.
    »Dieser
Schortens hat nicht unrecht. Solange du nichts in der Hand hast, kannst du gar nichts
machen.«
    »Und ich
soll das alles einfach über mich ergehen lassen?«
    »Nun, ich
an deiner Stelle würde mit den Leuten von deinem Verlag sprechen. Die haben bestimmt
Erfahrung mit so was, und außerdem haben die auch entsprechend qualifizierte Juristen
an der Hand. Ich muss dir sagen, ich selbst würde da lieber die Finger davon lassen.«
    Schlappschwanz.
Nun ja, riskante Fälle waren noch nie Lukas’ Ding gewesen. Aber in einem hatte er
recht. Sie würde Hille Himmelsthür anrufen. Dass sie da nicht vorher dran gedacht
hatte.
    »Entschuldigen
Sie, aber ich muss Sie mit einer unangenehmen Sache behelligen.«
    Hille Himmelsthür
war nicht unvorbereitet. Sie hatte es auch schon gehört. Und sie war genauso involviert
wie Paula. Das Gerücht ging nun ganz konkret in die Richtung, dass Paula ein Jury-Mitglied,
nämlich Hille, gekauft habe. Und umgekehrt, dass sich Hille nur allzu bereitwillig
habe kaufen lassen.
    »Aber ich
habe doch gar nicht gewonnen.«
    Dieser Satz
wurde nun schon

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