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Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity

Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity

Titel: Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity
Autoren: dtv
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Klar war nur: So konnte es auf gar keinen Fall weitergehen!
    An diesem Morgen beschloss Leon, endlich seinen Plan, an dem er schon seit einem Jahr arbeitete, in die Tat umzusetzen: Er musste etwas gegen alle Sharks auf diesem Planeten unternehmen!

Es reicht!
    Zumindest die Brille hatten die Sharks Leon gelassen. Da er kein Licht mehr besaß, orientierte er sich ausschließlich an dem leuchtenden dreidimensionalen Bild, das ihm der Navigator vor die Augen projizierte, um durch die stockfinsteren Gänge zurückzufinden. Zusätzlich tastete er sich mit den Händen an den Wänden entlang. So wankte er langsam und vorsichtig durch die finsteren Kellergänge bis hinauf zum Ausgang, wo er sich erneut fragte, wie er ungesehen nach Haus kommen sollte. Splitternackt wie er war, schlich er sich aus dem Hauseingang und versteckte sich erst einmal hinter einigen Müllcontainern, von denen aus er hinaus auf die Straße linste. Auch das noch: Der Regen hatte aufgehört und sofort waren wieder mehr Menschen unterwegs.
    So konnte er unmöglich sein Versteck verlassen. Wobei ihn die Fahrer der kleinen Wasserstoff- und Solarmobile weniger interessierten. Sie sausten zu schnell an ihm vorbei, um auf ihn aufmerksam zuwerden. Hoffte er. Sorgen bereiteten ihm die anderen Schüler, die auf ihren Gleitschuhen, ihren EBikes, solarbetriebenen Skateboards oder ihren Sprungfedern zur Schule unterwegs waren. In einer Großstadt wie Hamburg waren die Leute zwar einiges an Verrücktheiten gewohnt, aber ein Junge, der morgens auf dem Weg zur Schule nackt durch die Straßen rannte, würde sicher ihre Aufmerksamkeit erregen.
    Und nicht nur das. Leon wusste: Was einer sah, sah die ganze Welt. Denn natürlich war die Kleidung aller Schüler und anderer Passanten mit Kameras und Internetverbindung ausgerüstet. Es würde keine dreißig Sekunden dauern und er würde sich weltweit in unzähligen Netzwerken nackt durch die Straßen laufen sehen können.
    Nein, das kam überhaupt nicht infrage. Ihm musste etwas einfallen. Leon verkroch sich noch weiter hinter dem Container, um nicht gesehen zu werden. Da fiel sein Blick auf ein paar neben den Containern abgestellte Müllsäcke. Sie mussten von der nahe gelegenen Baustelle stammen. Einige der Säcke waren kaum gefüllt.
    Er fasste sich ein Herz, zählte leise bis drei, schickte ein Stoßgebet zum Himmel und flitzte, nackt wie er war, los und griff sich blitzschnell den größten Bauschuttsack.

    Da er nichts fand, womit er die Plastiktütenmassen um seinen Bauch hätte festschnüren können, hielt er seine neue Bekleidung mit beiden Händen zusammen und rannte los. Leon konnte sich nicht erinnern, jemals etwas Peinlicheres erlebt zu haben. Immer wieder um sich schauend huschte er zurück nach Hause, wo er allen höheren Mächten dankte, dass der Fahrstuhl leer war.
    Oben angekommen, öffnete er die drei Schlösser der massiven Stahltür, die zugesperrt waren, obwohl seine Mutter noch in der Wohnung saß. Jedes Mal, wenn er das tat, wurde ihm bewusst, dass seine Eltern mehr Geld verdienten als der Durchschnitt und dass sie hier in der Hafencity in einem Viertel wohnten, das für die meisten Bewohner dieser Stadt unerschwinglich teuer war. Da aber jene, die deutlich weniger oder auch gar kein Geld besaßen, nur ein paar Straßen weiter lebten, blieben Konflikte nicht aus. Leons Eltern schützten sich durch Stahltüren mit vielen Schlössern. Leon probierte es immer wieder mit der Suche nach neuen Wegen, die ihn an Tjark und dessen Sharks vorbeiführen sollten. Er musste zugeben, die Sicherheitsvorkehrungen seiner Eltern funktionierten irgendwie besser.
    Leon lief durch den Flur bis zu seinem Zimmer. Von nebenan hörte er seine Mutter, die noch immer mit ihrer Konferenz beschäftigt war. Er griff sichneue Klamotten aus seinem Kleiderschrank: eine weite, knielange blaue Hose, an der er die vielen Taschen liebte. Dazu ein knopfloses Hemd, das man vorn nur übereinanderlegen musste, damit es sich von selbst schloss. Mit einem Tipp auf das Sensorfeld im linken Ärmel aktivierte er zunächst sämtliche elektronischen Funktionen des Hemds, um gleich darauf im Menü die GPS-Funktion abzuschalten. Seine Mutter sollte nicht nachvollziehen können, wohin er jetzt ging.
    Paul, der Hausroboter, rollte ins Zimmer. Er sah aus wie eine lebendige Schaufensterpuppe. Und genau genommen war er auch nichts anderes. Nur vollgestopft mit Technik: Paul konnte hören, sprechen und sehen. Er war eine Mischung aus Putzfrau und Diener,
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