Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity

Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity

Titel: Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
hielt die Wohnung sauber, servierte das Essen und empfing den Besuch. Sogar Akten sortieren und eine Steuererklärung anfertigen konnte er. Und zu Leons Leidwesen half Paul auch beim Ankleiden.
    »Schwirr ab, Paul!«, blaffte Leon den Roboter an.
    »Wieso bist du nicht in der Schule?«, fragte Paul ungerührt zurück.
    Leon stöhnte auf. Da war es ihm so gut gelungen, sich an seiner Mutter vorbeizuschleichen. Und jetzt musste er sein Erscheinen dieser sprechenden Puppe erklären!
    »Ich hab ein wichtiges Buch vergessen«, schwindelte er.
    Paul schüttelte den Kopf. Eine Funktion, die Leons Vater sich fünfhundert Euro hatte kosten lassen. »Das Kopfschütteln macht ihn irgendwie menschlicher!«, fand er. Aber Leon und seine Mutter hassten diese Funktion. »Eine Maschine bleibt eine Maschine!« Darin waren sie sich einig.
    »Ist ja gut«, meckerte Leon jetzt. »Das wäre dir natürlich nicht passiert! Tschüß Paul!«
    »Nein!«, bestätigte Paul. »Aber ich darf die Schultasche ja nicht packen!« Er machte kehrt und verließ das Zimmer.
    Noch so eine Funktion, die Leon auf die Nerven ging. Paul war zickig und schnappte so schnell ein wie eine Diva. Leons Vater bestritt dies vehement und versicherte, dass er eine solche Funktion weder bestellt noch bezahlt hatte.
    Leon musste sich beeilen. Denn es würde nicht lange dauern, bis Paul seine Mutter informiert haben würde. Es gab nichts Ätzenderes, als einen Petzer im Haus zu haben, dem nichts entging und der nie etwas vergaß.
    Inzwischen hatte Leon beschlossen, die Schule zu schwänzen und stattdessen seinen Lieblingsort aufzusuchen – seine geheime Zuflucht, an der er seit einem Jahr jede freie Minute arbeitete und von derniemand etwas wusste. Sie würde mehr werden als ein Versteck: seine Schaltzentrale, die Höhle des Batman sozusagen. Ein Kommandozentrum, in das er sich zurückziehen konnte, ausgestattet mit einem kleinen Chemielabor und natürlich der besten Computertechnik, um Informationen zu beschaffen oder bestimmte Personen zu überwachen. Er hatte sogar einen Kleiderschrank und einen Schminktisch, um sich bei Bedarf tarnen zu können. Nur einen Raum brauchte er noch, in dem er Kraft, Beweglichkeit und in Zukunft vielleicht sogar ein paar Kampftechniken trainieren konnte. Dafür war sein Unterschlupf zu klein.
    Leon wollte sich wandeln, vom ewigen Opfer zum Jäger. Schon lange träumte er davon, so zu werden wie seine Superhelden, die er in den uralten Comics seines Großvaters kennengelernt hatte. Zwar besaß er keine außergewöhnliche Eigenschaft wie die meisten der Comic-Helden. Aber sie lebten im Jahr 2050. Fast hundert Jahre nachdem die ersten dieser Comics herausgekommen waren. Manche der Supereigenschaften seiner Helden gehörten heutzutage längst zum Alltag. Keiner brauchte mehr einen Superman mit Röntgenblick, man setzte einfach eine entsprechende Brille auf. Die normale elektronische Thermokleidung war den meisten Anzügen, die diese Superhelden sich selbst geschneidert hatten, beiWeitem überlegen. Besondere Sinne oder Peilsender waren überflüssig, weil es mit Handy- und GPS-Ortung ein Kinderspiel war, jemanden zu finden.
    Alles was man tun musste, um wenigstens halbwegs wie ein Superheld handeln zu können, war, all diese technischen Möglichkeiten zu bündeln und zu beherrschen. Genau daran arbeitete Leon seit einem Jahr. Den Überfall der Sharks an diesem Morgen und seine Demütigung hatte er als ein Zeichen verstanden. Ein Zeichen, nicht länger zu zögern, sondern seinen Kampf gegen die Sharks endlich aufzunehmen. Die Sharks waren zu weit gegangen!
    Leon besaß ein funktionierendes Kommandozentrum. Ab jetzt galt es, Mitstreiter zu gewinnen. Unerschrockene Kinder, die bereit waren, sich dem Terror der Sharks entgegenzustellen. Leon hatte noch keine Idee, wo er die finden sollte. Aber er glaubte fest daran, dass es genügend mutige Leute in seinem Alter gab. Es musste ihm nur gelingen, eine oder zwei Aktionen durchzuführen, die bewiesen, dass die Sharks gar nicht so unverwundbar waren. Leon war bereit, die erste Aktion zu planen und umzusetzen.
    So wie Tjark eine Bande des Unrechts und des Terrors gebildet hatte, würde Leon eine Organisation des Rechts und des Widerstands gründen. Eine Art Geheimdienst. Wobei Leon weniger irgendwelcheAgenten oder Spione zum Vorbild hatte als vielmehr einen seiner Comic-Helden. Einen einzigen gab es da, der über keine speziellen Fähigkeiten verfügte und dennoch den Kampf gegen das Böse aufgenommen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher