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Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Titel: Die Unbekannten: Roman (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
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Nachmittag und der frühe Abend vergingen so schnell, dass er erstaunt war, als die gebieterische digitale Stimme der Alarmanlage aus dem Lautsprecher im Flur erklang, und so laut, dass er es deutlich durch die geschlossene Tür hören
konnte, ankündigte: »Alarmanlage auf Nachtbetrieb umgestellt. «
    Kurz bevor die zweite Haushälterin um neun Uhr fortging, stellte sie das Abendessen auf den Tisch. Zu dem Zeitpunkt war der kleine Benny bereits im Bett und schlief und Kirsten konnte ungestört ihre Mahlzeit genießen.
    Nur würde sie heute Abend von Rudy Neems gestört werden, wie sie noch nie in ihrem Leben gestört worden war.
    Er wartete fünf Minuten, bevor er die Tür zum Flur behutsam öffnete, nur um sicherzugehen, dass sie im Esszimmer am Tisch saß. Sogar dann, wenn sie allein zu Abend aß, tat sie es am liebsten dort, wo sie ihre Zeitung auf dem großen Tisch ausbreiten konnte.
    Rudy Neems hatte die Absicht, ihre Zeitung auszubreiten, wie sie noch nie in ihrem Leben vor ihr ausgebreitet worden war.
    Zwischen dem Küchenvorraum und dem Esszimmer stand eine der Schwingtüren offen. Kirsten saß am Tisch, mit dem Rücken zu ihm.
    Sie trug ihr blondes Haar kurz. Der elegante Schwung ihres Nackens bezauberte ihn.
    Wenn er sie sich nach Herzenslust vorgenommen hatte, würde er sie teilweise durch Strangulieren töten. Dieser Hals.
    Er beobachtete, wie sie eine Seite der Zeitung umblätterte. Ihre Hände waren schmal, langgliedrig und wunderschön geformt.
    Bevor er sie strangulierte, könnte er ihre Finger noch einen nach dem anderen brechen.
    Als er die Schwelle des Küchenvorraums überschritt, knarrte eine Bodendiele unter seinen Füßen.
    Sie drehte ihren Kopf um, der noch hinreißender war, als die Fotos von ihr hatten erkennen lassen, und schrie.
    Rudy stürzte sich auf sie, als sie von ihrem Stuhl aufsprang. Sie hielt eine Gabel in der Hand, erhoben wie einen Dolch, aber das machte ihm nichts aus. Sie war schnell, doch Rudy war unermesslich viel schneller. Er umfasste ihr Handgelenk und brach es beinah, sie schrie vor Schmerz auf, die Gabel fiel hin, er trat den Stuhl aus dem Weg, er stieß sie gegen den Tisch, auf ihr Abendessen, und …
    Einen Moment, bevor die Alarmanlage losging, hörte er, wie eine Fensterscheibe zerbrach. Verblüfft ließ Rudy gerade lange genug von seinem Opfer ab, dass Kirsten Atem holen konnte.
    Sie schrie wieder und warf Rudy ein Weinglas ins Gesicht, dem er auswich. Als das Glas auf dem Boden zersprang, tauchte dieser Typ in einem Durchgang rechts von ihm auf, dieser große, kräftige Fremde, der aus dem Flur kam. Sein Gesicht war eine Ruine, und der Kerl war eine derart bizarre Erscheinung, dass Rudy einen fatalen Augenblick lang wie gelähmt war.
    Wenn er eine Frau bändigte, zwang Rudy sie gern mit nichts weiter als seinen Händen und seinem Körper zur Unterwerfung. Er benutzte keine Schusswaffe, kein Messer, keinen Knüppel. Er war ein unerschütterlicher Brocken und es machte ihm Freude, die gemeinsame Zeit mit einer spaßigen Demonstration seiner großen Kraft und seiner Freude an deren Einsatz zu beginnen.
    Der Anblick dieser angreifenden Furie, dieses Frankenstein-Geschöpfs, schockierte Kirsten derart, dass ihr Schrei abriss. Keuchend wich sie vor beiden zurück.
    Rudy schnappte sich ihr Messer vom Tisch, doch es war kein Steakmesser, nur Teil eines ganz normalen Bestecks, und er kam ohnehin nicht dazu, etwas damit aufzuschlitzen, denn diese riesige Hand schloss sich so um sein Handgelenk, wie sich seine Hand um Kirstens Handgelenk geschlossen hatte, eine verdammt große Hand, die größte im ganzen Universum. In dem zerstörten Gesicht lagen die grauenhaftesten Augen, die Rudy jemals gesehen hatte, ob in einem Horrorfilm oder in einem Spiegel, Augen voller Zorn. Jetzt hatte der Mann mit der kaputten Visage Rudy mit beiden Händen gepackt, drehte ihm das Handgelenk um und bog seine Hand zurück. Alles war so schnell passiert, dass vielleicht sechs Sekunden vergangen waren, seit Rudy in das Zimmer gestürmt war, und jetzt schrie Rudy anstelle von Kirsten, und als sein Handgelenk wie das eines kleinen Mädchens brach, war der Schmerz so stechend wie ein greller weißer Blitz hinter seinen Augen. Das Monster warf ihn aus dem blendend weißen Licht in Schwärze und Stille hinab.
    Rudy Neems war nur wenige Minuten bewusstlos. Als er wieder zu sich kam, ragte sein Angreifer über ihm auf und starrte auf ihn herab, doch er wollte nicht in diese Augen sehen. Er wandte seinen
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