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Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Titel: Die Unbekannten: Roman (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
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Gedächtnis haben. Wenn es ihm wieder einfiel, würde er im Nachhinein sehen, wie nützlich es unter den derzeitigen Umständen sein konnte.
    Nein. Jim war nicht am Leben, und er war auch keiner
der lebenden Toten. Jim war, verflucht nochmal, so tot wie ...
    wie Auf … dem Dachboden pochte jemand ein paar Verse in jambischen Pentametern und dann ein paar in daktylischen Heptametern.

66
    Nach mehr als einunddreißig Jahren erinnerte sich Tom Bigger noch so deutlich an den Heimweg, als sei er erst vor einem Monat von zu Hause fortgegangen. Die Straße unter dem Baldachin der Erlen, die schon alt waren, als er noch ein kleiner Junge gewesen war, die schmiedeeisernen Straßenlaternen mit den facettierten Scheiben, die prächtigen alten Häuser hinter weitläufigen Rasenflächen – all das rief in ihm eine Zeit wach, in der er ein Junge war, vorpubertär, ehe er so wütend wurde, ehe er durch Ideologien, die ihm jetzt wahnsinnig und fremd vorkamen, wütend gemacht worden war.
    Wie manche anderen Häuser war auch sein Elternhaus nicht im eigentlichen Sinne instand gesetzt, sondern eher aufgemotzt und mit einem Prunk versehen worden, den es ursprünglich nicht besessen hatte. Trotzdem erkannte er es, und der Anblick war für ihn ebenso faszinierend wie betrüblich.
    Jetzt war der Moment gekommen, sich von Josef Yurashalmi zu verabschieden, und er suchte unbeholfen nach Worten, um seine Dankbarkeit angemessen auszudrücken.
    Aber als der alte Mann vor dem Haus parkte, sagte er: »Sie wissen nicht, ob Ihre Eltern noch dort wohnen, Tom. Nach all den Jahren … Und auch wenn es mich schmerzt, das zu sagen – so, wie Sie aussehen, werden Sie denen, die
jetzt hier leben könnten, nicht allzu viel Vertrauen einflößen. Vielleicht ist Ihre Familie ja doch umgezogen, und vielleicht wissen die Leute hier, wohin Ihre Eltern gegangen sind, und falls das so ist, bringen Sie die neue Adresse eher in Erfahrung, wenn ich mitkomme und neben Ihnen stehe, wenn Sie läuten.«
    »Sie haben schon so viel für mich getan. Sie sollten sich auf den Heimweg zu Hannah machen, sie ist nicht – «
    »Scht, Tom. Ich bin ein alter Mann, der versucht, ein Gemilut Chesed zu tun, und wenn Ihnen meine Seele am Herzen liegt, dann hören Sie auf, sich dagegen zu wehren, und lassen es mich hinter mich bringen.«
    » Gemilut Chesed? Was ist das?«
    »Ein Dienst am Mitmenschen, eine Form von Güte, die Sie vermutlich in den Jahren Ihres Umherziehens nicht allzu oft erfahren haben. Wenn er erst einmal mein Alter erreicht hat, beginnt jeder alte Jude sich zu fragen, ob er genug Menschen solche Dienste erwiesen hat.«
    Tom sagte beschämt: »Ich glaube nicht, dass ich das jemals getan habe.«
    »Sie sind noch jung, Sie haben noch Zeit. Es tut mir leid, wenn meine Pantoffeln Ihnen peinlich sind, aber jetzt lassen Sie uns nachsehen, ob Mama und Papa Sie erwarten.«
    Auf der Straße war es ruhig, aber nicht in seinem Herzen. Als Tom mit Josef auf die Haustür zuging, verlor er mit jedem Schritt mehr Mut. Er hatte seine Eltern abgelehnt, hatte davon gesprochen, dass er sie und ihre Werte verabscheute, und nach all dieser Zeit wäre es ihr gutes Recht, ihn zu verabscheuen.
    »Sie schaffen das«, sagte Josef. »Sie müssen es tun. Ich bleibe so lange, wie es nötig ist, damit ihr drei auftaut. Aber Ihre Eltern sind in meinem Alter, Tom, und daher weiß ich wahrscheinlich besser als Sie, wie sie denken. Und wie sie darüber denken werden – sie werden Gott dafür danken, dass Sie zurückgekommen sind, und sie werden Sie umarmen und küssen und weinen und Sie wieder umarmen und küssen, und es wird sein, als sei nichts von all dem jemals passiert.«
    Auf der Veranda holte Tom noch einmal tief Luft und drückte den Klingelknopf.

67
    Da Puzzle und Riddle bis auf den Grund der Nacht hinabschauten, gelang es ihnen, die drei Wachen auf ihren jeweiligen Posten zu umgehen. Die Ausbrecher liefen kühn auf die Reihe von mobilen Laboratorien zu, zwischen zweien hindurch, nach Süden und dann nach Westen zum Ende des Gartens und auf die Wiese.
    Von dort aus mussten sie einen Bogen nach Norden schlagen, um in den Wald zu kommen und den Weg zu finden, den Merlin so gut kannte, wie in früheren Zeiten ein jedes Kutschpferd seine Strecke kannte und ihr ohne Anweisungen eines Kutschers folgen konnte.
    Unter den miteinander verflochtenen Ästen der Bäume flackerte der Mondschein und erlosch schließlich. Der Weg vor ihnen wurde schwarz und bedrohlich, aber Cammy wusste, dass Merlin
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