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Die Ueberlebenden von Mogadischu

Titel: Die Ueberlebenden von Mogadischu
Autoren: Martin Rupps
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Büchern, auf dem Titel schaut ein Mädchengesicht voller Angst den Betrachter an, darunter der Schriftzug »Mo 15 gadischu. Meine Befreiung aus Terror und Todesangst«. Schnell wird klar, es handelt sich um ein Buch der Chefin, die hier so freundlich und professionell ein Studio führt. Das Foto von Diana Müll auf dem Buchcover wurde bei ihrem Eintreffen am 18.   Oktober 1977 in Frankfurt gemacht. Sie ist deutlich gezeichnet von den fünf strapaziösen Tagen und Nächten in der Maschine und von den Demütigungen durch den Terroristen Mahmud, der ihr die ewige Verfolgung schwor.
    2007 , dreißig Jahre nach dem traumatischen Erlebnis, hat Diana Müll ihre Erinnerungen aufgeschrieben. Sie sind in einem kleinen Verlag, mit einer Auflage von ein paar hundert Exemplaren, erschienen. Die Kundinnen und Kunden im Studio nehmen das Buch in die Hand, fragen nach und kaufen ein Exemplar.
    Frankfurt am Main, Westend, eine Straße nahe den Türmen der Deutschen Bank. In den Räumen einer pleitegegangenen Bank ist Gabriele von Lutzau in ihrem Element. Die Bildhauerin stellt dort eigene Arbeiten aus – »Wächter« und »Flügel« aus Holz oder Bronze, kleine Arbeiten und riesenhafte Skulpturen – und lädt weitere Künstler zur Präsentation ihrer Werke ein. Die 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche bieten Platz für viele. Ein Immobilienmakler hat sie Gabriele von Lutzau bis zur Neuvermietung überlassen.
    Die Künstlerin kreiert solche »Wächter« als Symbol für Schutz und Sicherheit. Und sie schafft Vögel, das Symbol für Freiheit und Aufbruch. »Wir hatten den ganzen Frachtraum voller exotischer Vögel«, erläutert sie im Jahr 2007 der Journalistin Kristina Dunz. »Sie sind in der Hitze ohne Wasser elendig zugrunde gegangen.«
    Gabriele von Lutzau hieß vor ihrer Heirat Gabriele Dillmann und arbeitete als Stewardess bei der Lufthansa. Sie war die jüngste der drei Stewardessen, die zum Flug LH 181 am 13.   Oktober 1977 von Palma nach Frankfurt eingeteilt wurden. Nach der Entführung der Maschine zeigte sie von den dreien am meisten Zivilcourage und übernahm eine Mittlerrolle zwischen Kidnappern und Passagieren. Den Titel »Engel von Mogadischu« gab ihr später eine Boulevardzeitung.
      16 Noch heute bekommt sie Anrufe von Menschen, in erster Linie von Journalisten, die den »Engel von Mogadischu« sprechen wollen. Meist legt sie auf.
    Nach jenen Oktobertagen gab der »Engel« seinen Beruf auf. Gabriele von Lutzau bekam Kinder. Als die größer waren, entdeckte sie für sich die Bildhauerei. In einer im Oktober 2011 gezeigten Ausstellung in Frankfurt präsentiert sie unter anderem einen »Flügel«, den sie aus einem Baumstamm an der ehemaligen »Blutstraße«, der Zufahrtsstraße zum Konzentrationslager Buchenwald, gefertigt hat. Einträchtig hängen die Holzskulptur und ihr schwesterlicher Guss in Bronze nebeneinander. Der Baum, aus dessen Holz einer der Flügel gefertigt ist, war wegen Bruchgefahr gefällt worden, Gabriele von Lutzau bat darum, ihn abholen zu dürfen, und machte ein Kunstwerk daraus.
    Am Tag nach der Vernissage in Frankfurt heißt es in einer Schlagzeile der Bild -Zeitung:
    »Engel von Mogadischu zeigt ihre Flügel«.
    Im Januar 2012 präsentiert Gabriele von Lutzau die beiden Buchenwald-»Flügel« zusammen mit einer Auswahl ihres bisherigen Schaffens im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages. Der Vizepräsident des Parlaments, Hermann-Otto Solms, verliest bei der Gelegenheit eine Grußbotschaft von Altbundeskanzler Helmut Schmidt. »Wenngleich ich Frau von Lutzau nur einmal im Leben persönlich getroffen habe, nämlich kurz nach dem Drama von Mogadischu, freut es mich umso mehr, dass sie inzwischen sich zu einer anerkannten Künstlerin entwickelt hat. Ich wünsche ihr Erfolg und alles Gute.«
    Helmut Schmidt hatte die »Landshut«-Geiseln einige Tage nach deren Befreiung im Kanzleramt empfangen.
    Gabriele von Lutzau selbst sagt in ihrer Rede zur Ausstellungseröffnung: »Hilflosigkeit ist ein Gefühl, mit dem ich persönlich ganz schlecht zurechtkomme.« Wächter, Freiheit, Liebe, Tanz, Freudentaumel, Verletzungen, Leben und Überleben und immer wieder Angedenken seien ihre Themen. »Das können unscheinba 17 re Ereignisse sein, die aber wichtig für mich sind, oder Ereignisse mit geschichtlicher Dimension.«
    Sie schlug die Arbeit für die Kunstsammlung der zentralen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel vor, das Kuratorium nahm den »Flügel« an. Gabriele von Lutzau gehört zu
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