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Die Ueberlebenden von Mogadischu

Titel: Die Ueberlebenden von Mogadischu
Autoren: Martin Rupps
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den wenigen deutschen Künstlerinnen und Künstlern, die Arbeiten in diese Dauerausstellung einbringen dürfen. Im Februar 2012 wurde der »Flügel« der Gedenkstätte übergeben.
    Beate Keller, Jutta Knauff, Diana Müll, Gabriele von Lutzau. Vier Namen, vier Leben, vier Persönlichkeiten, vier von 87 , die am Vormittag des 13.   Oktober 1977 in den Strudel der deutschen Innenpolitik und der internationalen Politik gerieten, nicht als Akteure, sondern als Faustpfand, für das elf deutsche und zwei türkische Terroristen freigepresst werden sollten. Die Kidnapper forderten freies Geleit für die wichtigsten Mitglieder der deutschen Terrorgruppe Rote Armee Fraktion ( RAF ). Sie wollten damit den Forderungen der RAF Nachdruck verleihen, die bereits am 5.   September 1977 den Präsidenten der deutschen Arbeitgeberverbände Hanns Martin Schleyer entführt hatte, wobei sein Fahrer sowie drei Polizisten erschossen wurden. Die Verhandlungen zwischen Bundesregierung und Schleyer-Entführern steckten in jenen Tagen in einer Sackgasse.
    Zugleich wollten die Entführer auf das Schicksal ihres Volkes aufmerksam machen, denn die Palästinenser verfügten zu dieser Zeit über keine anerkannten Siedlungsgebiete, geschweige denn über einen eigenen Staat. Der Anführer der Kidnapper wurde in einem palästinensischen Flüchtlingslager geboren. Er hegte einen unbändigen Hass gegen Juden und das Judentum und fühlte sich zum fanatischen Kampf gegen Israel berufen. Wen Mahmud als Angehörigen des jüdischen Volkes verdächtigte, der befand sich in akuter Lebensgefahr.
    Am 18.   Oktober 1977 ging das Martyrium zu Ende, wurden die Geiseln und Besatzungsmitglieder der »Landshut« von Männern der Grenzschutzgruppe 9 ( GSG 9 ), einer polizeilichen Son 18 dereinheit des Bundes, befreit. Bei der Aktion starben drei der vier Terroristen. Mehrere Geiseln und ein Mitglied der GSG   9 wurden verletzt.
    Die Geschichte jener 106 Stunden, ihr Verlauf, ihre Akteure und Hintergründe, ist so häufig erzählt worden wie wenige Ereignisse der westdeutschen Nachkriegsgeschichte. »Die Fakten sind bekannt«, schreibt denn auch die frühere »Landshut«-Geisel Diana Müll zu Beginn ihres mithilfe einer Koautorin aufgezeichneten Erfahrungsberichtes Mogadischu. Meine Befreiung aus Terror und Todesangst , »in unzähligen Filmen, Dokumentationen, Büchern und Artikeln kann man sie bis heute sehen und nachlesen. Wir möchten die menschliche Geschichte zwischen den Fakten erzählen.«
    Alle Bücher (auch das sehr lesenswerte Buch von Diana Müll) und alle Spielfilme über die Entführung der »Landshut« schließen mit einem Happy End, sie enden in dem Augenblick, als die Geiseln in Mogadischu befreit sind. Die Frauen und Männer springen, von GSG - 9 -Leuten unterstützt, auf das Rollfeld, laufen auf eine Sandkuhle zu, bekommen dort Wasser und gehen dann in das Flughafengebäude zur medizinischen Erstversorgung. Das Flugzeug ist frei. Die Menschen sind frei. Ihr Rücktransport nach Deutschland, wo die ganze Welt auf sie zu warten scheint, ist nur noch eine Geduldsprobe für sie.
    Das vorliegende Buch ruft die Ereignisse der fünf Tage in Erinnerung, zum einen, weil die spätere Entwicklung ohne manche Details nicht verständlich wird, zum anderen, weil Leserinnen und Leser, die Mitte vierzig und jünger sind, keine eigene Erinnerung an dieses Ereignis haben. Sie hörten in der Familie oder im Schulunterricht davon, doch fehlt ihnen ein persönlicher Bezug. Dabei handelte es sich beim »Deutschen Herbst« 1977 um die größte politische Herausforderung, die Staat und Regierung, und mit ihnen die Bürgerinnen und Bürger, bis heute zu bestehen hatten. Die weitere Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland ist ohne Kenntnis des Deutschen Herbstes und von »Mogadischu« nicht zu verstehen. Im Herbst eines von mehreren Terroranschlägen 19 überschatteten Jahres zeigte sich diese Republik wehrhaft gegenüber ihren Feinden. Das festigte ihre Identität und brachte Staat und Bevölkerung näher zueinander. Zugleich erlebte das Land durch den Terror einerseits und Überreaktionen eines im Kampf gegen den Terrorismus hochgerüsteten Staates andererseits eine geistige Polarisierung, die erst in den folgenden Jahren einer neuen, differenzierten Debatte über die Ursachen des Terrorismus und über das Spannungsfeld von Sicherheit und Freiheit in Demokratien wich.
    Dieses Buch erzählt die Geschichte von »Mogadischu« weiter. Sein Fokus ist auf die Zeitspanne
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