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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer
Autoren: Alistair MacLean
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Bryceland und dem Sergeanten geschlossen hatte, und sah dann Farnholme mit einem leisen Lächeln an. »Es tut mir leid – aber die letzte Maschine ist trotzdem fort, Sir.«
    »Ich habe keinen Augenblick daran gezweifelt.« Farnholme, der damit beschäftigt war, sein Hemd aufzuknöpfen, machte eine Pause und hob den Blick. »Sie wissen, wer ich bin, Colonel – ich meine, Sie wissen ein bißchen mehr als nur meinen Namen?«
    »Ich weiß es seit drei Tagen. Geheime Kommandosache und so weiter – man vermutete, Sie könnten hier in der Gegend sein.« Zum erstenmal betrachtete der Colonel seinen Besucher mit unverhohlener Neugier. »Seit siebzehn Jahren Chef der Abwehr in Süd-Ostasien, spricht mehr asiatische Sprachen als irgendein anderer –«
    »Ersparen Sie mir, zu erröten.« Farnholme, der sein Hemd inzwischen aufgeknöpft hatte, war dabei, einen breiten, mit Gummi überzogenen Gürtel loszuschnallen, den er um die Taille trug. »Ich vermute, Sie selbst sprechen nicht irgendwelche östlichen Sprachen, Colonel?«
    »Doch, als Strafe für meine Sünden. Japanisch. Deshalb bin ich hier.« Der Colonel lächelte ein freudloses Lächeln. »Das wird mir sehr zustatten kommen im Gefangenenlager, sollte ich meinen.«
    »Ach, japanisch? Das ist günstig.« Farnholme öffnete zwei der an dem Gürtel befindlichen Taschen und legte ihren Inhalt vor sich auf den Tisch. »Sehen Sie doch mal, ob Sie daraus schlau werden, Colonel, ja?«
    Der Colonel warf ihm einen aufmerksamen Blick zu, sah nach unten auf die Fotokopien und Filmrollen, die auf dem Tisch lagen, nickte, verließ den Raum und kam zurück mit einer Brille, einem Vergrößerungsglas und einer Taschenlampe. Drei Minuten lang saß er am Tisch, ohne den Blick zu heben oder ein Wort zu sagen. Von draußen kam in Abständen das Krachen einer krepierenden Granate, das abgehackte Geknatter eines entfernten Maschinengewehrs und das bösartige Wimmern irgendeines mißförmigen Sprengstücks, das durch die raucherfüllte Nacht zischte. Doch hier im Raum gab es keinerlei Geräusche. Der Colonel saß wie eine steinerne Statue am Tisch, und nur in seinen Augen war Leben; Farnholme, einen neuen Stumpen im Mund, hatte sich in dem bequemen Lehnstuhl ausgestreckt und schien völlig gleichgültig.
    Nach einer Weile begann der Colonel sich zu bewegen und sah zu Farnholme hinüber. Als er jetzt sprach, war seine Stimme unsicher, und die Hände, in denen er die Fotokopien hielt, zitterten.
    »Ich brauche kein Japanisch, um zu sehen, was das da ist. Mein Gott, wo haben Sie denn das erwischt?«
    »In Borneo. Zwei unserer besten Leute und zwei Holländer sind dabei draufgegangen. Aber das ist jetzt vollkommen unwichtig.« Farnholme zog heftig an seinem Stumpen. »Wichtig ist einzig und allein, daß ich das Zeug habe, und daß die Japaner es nicht wissen.«
    Der Colonel schien nicht gehört zu haben, was Farnholme sagte. Er starrte auf die Fotokopien in seinen Händen und schüttelte langsam den Kopf. Schließlich legte er die Dokumente auf den Tisch, verstaute seine Brille in ihrem Futteral und brannte sich eine Zigarette an. Seine Hände zitterten noch immer.
    »Das ist ja phantastisch«, murmelte er. »Das ist völlig phantastisch. Davon kann es nur einige wenige Exemplare geben. Das ganze nördliche Australien – die Pläne für eine Invasion!«
    »Vollständig bis auf jede wichtige Einzelheit«, sagte Farnholme bestätigend. »Die für die Invasion vorgesehenen Häfen und Flugplätze, die Zeiten, bis auf die Minute genau, und die einzusetzenden Streitkräfte – bis auf das letzte Infanteriebataillon.«
    »Ja.« Der Colonel starrte auf die Fotokopien und runzelte die Stirn. »Aber da ist eine Sache, die –«
    »Ich weiß, ich weiß«, unterbrach ihn Farnholme irritiert. »Wir haben den Schlüssel nicht. War nicht anders zu machen. Die Daten und die primären und sekundären Operationsziele sind verschlüsselt. Die Japaner konnten nicht das Risiko eingehen, diese Dinge unverschlüsselt anzugeben – und die Geheimkode der Japaner sind nicht zu entschlüsseln, nicht einer. Niemand kann das, das heißt mit Ausnahme eines kleinen alten Mannes in London, der aussieht, als sei er nicht imstande, seinen Namen zu schreiben.« Er machte eine Pause und blies noch etwas mehr blauen Rauch in die Luft. »Trotzdem, es ist immerhin eine Sache, finden Sie nicht, Colonel?«
    »Ja, aber wie – durch welchen Zufall sind Sie in den Besitz –«
    »Ich sagte Ihnen schon, das ist gänzlich
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