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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer
Autoren: Alistair MacLean
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gefallen seien, aber ich mußte mich ziemlich eilig aus dem Staube machen. Dann verging eine ganze Weile, bis ich das nächstemal die Nachrichten hörte, und das war an Bord der Kerry Dancer. Wir lagen zehn Tage in Banjermasin«, fuhr Farnholme fort, »ehe Siran geruhte, in See zu stechen. Das einzige brauchbare Stück der Ausrüstung und der einzige anständige Mensch auf diesem Schiff waren in der Funkbude zu finden – Siran muß wohl beides für seine ruchlose Tätigkeit als notwendig erachtet haben – und mit diesem Funker, Loon, war ich am zweiten Tag unserer Anwesenheit an Bord des Schiffes in der Funkbude – das war also der 29. Januar – als wir die BBC-Meldung hörten, daß Ipoh gerade bombardiert würde. Danach nahm ich natürlich an, daß die Japaner sehr langsam vorrückten, und daß wir noch reichlich Zeit hätten, nach Singapur zu fahren, um dort ein Flugzeug zu erwischen.«
    Der Colonel nickte verständnisvoll. »Ich habe diese Meldung damals auch gehört. Weiß der Himmel, wer für diesen grausamen Unsinn verantwortlich war. Tatsächlich hatte Ipoh bereits einen Monat vorher kapituliert. Die Japaner standen damals nur noch ein paar Meilen nördlich des Dammes. Mein Gott, was für ein übles Schlamassel!« Er schüttelte langsam den Kopf. »Ein ganz, ganz übles Schlamassel!«
    »Das ist sehr milde ausgedrückt«, meinte Farnholme. »Wieviel Zeit haben wir noch?«
    »Wir kapitulieren morgen.« Der Colonel sah nach unten auf seine Hände.
    »Morgen!«
    »Wir sind vollkommen erledigt, Sir. Nichts mehr zu machen. Und wir haben kein Wasser mehr. Als wir den Damm sprengten, ging die einzige Wasserleitung mit hoch, die vom Festland hierher führt.«
    »Scheinen sehr kluge, weit vorausschauende Burschen gewesen zu sein, die unsere Verteidigungsanlagen hier gebaut haben«, brummte Farnholme. »Und dafür haben wir dreißig Millionen ausgegeben. Die uneinnehmbare Festung! Größer und stärker als Gibraltar! Dummes Gerede – kann einem direkt übel davon werden!« Er stieß wütend die Luft aus, erhob sich und seufzte. »Nun gut, dann hilft es eben nichts. Also zurück auf die teure alte Kerry Dancer. Gott schütze Australien!«
    »Die Kerry Dancer?« sagte der Colonel erstaunt. »Sie wird eine Stunde nach Hellwerden untergegangen sein. Ich sage Ihnen, es wimmelt hier von japanischen Flugzeugen.«
    »Was für einen anderen Vorschlag haben Sie mir zu machen?« fragte Farnholme.
    »Ich weiß, ich weiß. Doch selbst, wenn Sie Glück haben sollten, welche Garantie haben Sie, daß der Kapitän dorthin fährt, wo Sie hinwollen?«
    »Keine«, gab Farnholme zu. »Aber es ist da ein sehr brauchbarer Mann an Bord, ein Holländer, mit Namen van Effen. Vielleicht gelingt es uns mit vereinten Kräften, unserem ehrenwerten Kapitän klarzumachen, in welcher Richtung der Weg der Pflicht führt.«
    »Vielleicht.« Dem Colonel kam ein plötzlicher Gedanke. »Außerdem, welche Garantie haben Sie, wenn Sie jetzt wieder hinunter zum Hafen gehen, daß er inzwischen auf Sie gewartet hat?«
    »Hier ist sie.« Farnholme klopfte auf den schäbigen Koffer, der neben seinem Stuhl stand. »Das ist meine Garantie und meine Versicherungspolice – so hoffe ich jedenfalls. Siran befindet sich in dem Glauben, dieser Koffer da sei vollgestopft mit Diamanten – ich habe ihn mit einigen Diamanten geschmiert, damit er hierher fuhr – und so ziemlich hat er mit seiner Annahme auch recht. Genauso lange, wie er an die Möglichkeit glaubt, mir diese Diamanten abnehmen zu können, wird er an mir hängen wie ein Blutsbruder.«
    »Er – er argwöhnt nichts –«
    »Ausgeschlossen. Er denkt, ich sei ein versoffener alter Gauner, der mit Reichtümern finsterer Herkunft abgehauen ist. Es hat mich einige Mühe gekostet, diese – hm – diese Rolle beizubehalten.«
    »Ich verstehe.« Der Colonel faßte einen Entschluß und griff nach der Klingel. Als der Sergeant erschien, sagte er: »Bitten Sie Captain Bryceland, herzukommen.«
    Farnholme sah ihn schweigend und fragend an.
    »Es ist das mindeste, was ich für Sie tun kann, Sir«, erklärte der Colonel. »Ich kann Ihnen keine Maschine stellen. Ich kann keine Garantie dafür übernehmen, daß Sie nicht noch vor morgen mittag längst versenkt sind. Aber ich kann dafür sorgen, daß der Kapitän der Kerry Dancer sich genauestens an Ihre Anweisungen hält. Ich werde einen Offizier und zwei Dutzend Mann von einem Hochland-Regiment abkommandieren, um Sie auf der Kerry Dancer zu begleiten.« Er
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