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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott
Autoren: John Dickson Carr
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damit. Was haben Sie zu sagen?«
    Mr.   Welkyn kam vom Tisch herüber und räusperte sich.
    »Mein Klient, Mr.   Farnleigh …« hob er an.
    »Einen Moment bitte«, unterbrach Burrows, nicht minder förmlich. Page war es fast, als könne er das leise Sausen hören, als die Juristenbeile geschwungen wurden; die forensischen Hemdsärmel wurden hochgekrempelt, und das Gespräch schien sich in jenes Tempo zu finden, das die beiden Herren für angemessen hielten. »Darf ich vorschlagen, daß wir um der Klarheit willen Ihren Klienten bei einem anderen Namen nennen? Er selbst hat uns den Namen ›Patrick Gore‹ vorgegeben.«
    »Ich würde es vorziehen«, erwiderte Welkyn, »ihn einfach nur ›meinen Klienten‹ zu nennen. Wäre das zu Ihrer Zufriedenheit?«
    »Vollkommen.«
    »Ich danke Ihnen. Ich habe hier«, fuhr Welkyn fort und öffnete seinen Aktenkoffer, »einen Vorschlag, den mein Klient Ihnen unterbreiten möchte. Mein Klient möchte fair zu Ihnen sein. Zwar müssen wir darauf hinweisen, daß der gegenwärtige Träger keinerlei Anspruch auf Titel und Besitz hat, doch meinem Klienten sind die Umstände noch gut im Gedächtnis, unter denen die gegenwärtigen Verwicklungen ihren Anfang nahmen. Darüber hinaus möchte er anerkennen, daß der gegenwärtige Träger seinen Besitz wohlbehütet und dem Namen der Familie Ehre erwiesen hat.
    Deshalb wird mein Klient von jeder Strafverfolgung absehen, sofern der gegenwärtige Träger sich unverzüglich von Titel und Besitz zurückzieht, ohne daß es erforderlich wird, die Angelegenheit vor Gericht zu bringen. Im Gegenteil, mein Klient ist bereit, dem gegenwärtigen Träger eine gewisse finanzielle Entschädigung zukommen zu lassen; wir dachten an eine lebenslange Rente von eintausend Pfund pro Jahr. Mein Klient hat in Erfahrung gebracht, daß die Ehefrau des gegenwärtigen Trägers – die geborene Miss Mary Sutton – Erbin eines eigenen Vermögens ist, so daß keinerlei materielle Not zu befürchten ist. Obwohl natürlich, sollte die Ehefrau des gegenwärtigen Trägers die Gültigkeit der Ehe anzweifeln, weil sie durch Vorspiegelung falscher Tatsachen …«
    Wieder zeigten sich die roten Flecken unter Farnleighs Augen.
    »Gott!« rief er. »Was soll ich mir denn noch alles an schamlosen, unverfrorenen …«
    Nathaniel Burrows stieß einen Laut aus, der zu höflich war, als daß man ihn als Zischen bezeichnen konnte, aber er genügte doch, um Farnleigh zum Verstummen zu bringen.
    »Darf ich vorschlagen, Mr.   Welkyn«, erwiderte Burrows, »daß wir zunächst einmal klären, ob überhaupt ein Anspruch Ihres Klienten vorliegt? Bevor das nicht bewiesen ist, braucht uns Ihr Vorschlag nicht zu beschäftigen.«
    »Wie Sie wünschen. Mein Klient«, sagte Welkyn mit einem verächtlichen Schulterzucken, »wollte Ihnen nur Unannehmlichkeiten ersparen. Mr.   Kennet Murray sollte jeden Moment hier eintreffen. Danach dürfte die Sachlage nicht mehr länger in Zweifel stehen. Sollte der gegenwärtige Träger dann noch weiter auf seiner jetzigen Einstellung beharren, wird es, fürchte ich, unvermeidlich sein …«
    »Können wir nicht das Geschwätz lassen«, fuhr Farnleigh wiederum dazwischen, »und endlich die Pferde vor den Karren spannen?«
    Der Herausforderer lächelte, und es schien, als sei sein Blick nach innen gewandt, mit einem ganz privaten Scherz beschäftigt. »Sehen Sie?« sagte er. »Seine vornehme Art ist so aufgesetzt, daß er es nicht fertigbringt, vor seinen Karren Gäule zu spannen.«
    »Na, jedenfalls ist er vornehm genug, andere nicht mit Spitzfindigkeiten zu beleidigen«, sagte Molly, und nun war es der Herausforderer, der leicht errötete.
    »Ich bitte um Verzeihung. Das war kleinlich von mir. Aber man darf nicht vergessen«, sagte der Herausforderer, und sein Tonfall änderte sich wieder ein wenig, »daß ich ja ein lasterhafter Bursche war und meine Jugend nicht gerade in elysischen Gefilden verbracht habe. Wird es mir erlaubt sein, mein Anliegen mit eigenen Worten vorzubringen?«
    »Jawohl«, sagte Farnleigh. »Und Sie halten den Mund«, fügte er, an beide Anwälte gerichtet, hinzu. »Was jetzt kommt, ist eine persönliche Angelegenheit.«
    Als hätten sie es abgesprochen, begaben sich alle an den Tisch und nahmen Platz. Der Herausforderer saß mit dem Rücken zum großen Fenster. Eine Weile saß er nur nachdenklich da und fuhr sich gedankenverloren mit der Hand über den Hinterkopf, da wo sein dunkles Haar sich schon lichtete. Dann blickte er auf,
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