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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott
Autoren: John Dickson Carr
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Gesichts, die Gesundheit ihres ganzen Körpers, unterstrichen das Ungestüme ihres Tonfalls noch.
    »John, ich verstehe das nicht. Ich verstehe es wirklich nicht. Du tust, als sei es ein Spiel oder eine Wette oder so etwas. ›Es wäre unsportlich‹, ›hat sich mit keiner Seite eingelassen‹ – begreifst du denn gar nicht, daß dieser Mann, wer immer er sein mag, die Unverfrorenheit hat zu behaupten, daß alles, was du besitzt, ihm gehört? Daß  er  John Farnleigh ist? Daß  ihm  die Baronetswürde und die dreißigtausend Pfund im Jahr zustehen? Und daß er hier ist, um dir das alles  fort zunehmen?«
    »Doch, das weiß ich.«
    »Aber bedeutet dir das alles denn gar nichts?« rief Molly. »Du behandelst ihn mit einer Freundlichkeit und Rücksichtnahme, daß man glauben könnte, dir sei das alles egal.«
    »Es ist mein ganzes Leben.«
    »Na also! Wenn jemand zu dir gekommen wäre und behauptet hätte: ›Ich bin John Farnleigh‹, dann hätte man doch erwarten können, daß du gesagt hättest: ›Ach, tatsächlich?‹ und ihn mit einem Tritt vor die Tür befördert hättest, und sonst nichts; höchstens noch die Polizei hättest du rufen können. Jedenfalls hätte ich das an deiner Stelle so getan.«
    »Du weißt nicht, wie es bei solchen Sachen zugeht, Liebes. Und Burrows sagt …«
    Er ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Es schien, als lausche er dem leisen Ticken der Uhr, als sauge er den Duft des gebohnerten Bodens und der frischgewaschenen Vorhänge ein, als wanderten seine Gedanken hinaus in das Sonnenlicht zu all den reichen und friedlichen Ländereien, die er besaß. In diesem Augenblick sah er, so seltsam das war, besonders puritanisch aus, und es lag etwas Gefährliches in seinem Blick.
    »Es wäre schon eine verfluchte Schande«, sagte er nachdenklich, »wenn ich all das jetzt wieder verlieren würde.«
    Er riß sich zusammen, als die Tür sich öffnete, und bezwang die stille Gewalt, die aus seinem ganzen Betragen sprach. Knowles, der alte glatzköpfige Butler, führte Nathaniel Burrows und Brian Page herein.
    Burrows hatte, wie Page es schon auf dem Hinweg prophezeit hatte, nun wieder ganz sein zugeknöpftes Heilbuttsgesicht aufgesetzt. Hätte Page es nicht besser gewußt, so hätte er den Mann, mit dem er am Nachmittag zusammengesessen hatte, nicht wiedererkannt. Aber es war wohl angemessen bei der Stimmung, die herrschte: Page schnürte sie die Kehle zu. Als er seine beiden Gastgeber ansah, wünschte er, er wäre nicht gekommen.
    Es war beinahe schmerzlich mit anzusehen, mit welcher Förmlichkeit der Anwalt die beiden begrüßte, und Farnleigh hielt sich steif, als sei er zu einem Duell angetreten.
    »Ich denke«, fügte Burrows hinzu, »wir werden die Sache rasch hinter uns bringen können. Mr.   Page war so freundlich und hat sich als der erforderliche Zeuge zur Verfügung gestellt …«
    »Um Himmels willen«, protestierte Page, auch wenn es angespannt klang. »Wir sind doch hier nicht in einer belagerten Festung. Die Farnleighs zählen zu den größten und angesehensten Landbesitzern in Kent. Und was ich von Burrows gehört habe« – er betrachtete Farnleigh mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete –, »das ist, als ob jemand behauptete, das Gras sei rot oder das Wasser flösse den Berg hinauf. Und die meisten Leute dürften es genauso überzeugend finden. Wozu also diese Leichenbittermiene?«
    Farnleigh sprach zögernd.
    »Schon wahr«, sagte er. »Ich glaube, es ist dumm von mir.«
    »Das kann man wohl sagen«, stimmte Molly zu. »Danke, Brian.«
    »Der alte Murray«, sagte Farnleigh mit einem Blick, der in Gedanken weit fort zu sein schien. »Haben Sie ihn gesehen, Burrows?«
    »Nur kurz, Sir John. Nicht offiziell. Und ebensowenig die Gegenseite. Er besteht auf seiner Neutralität und sagt nichts, bevor er nicht sein Urteil abgegeben hat.«
    »Hat er sich sehr verändert?«
    Burrows ließ ein wenig in seiner Förmlichkeit nach. »Nicht viel. Er ist älter und steifer und mürrischer geworden. Die alten Zeiten …«
    »Sicher«, sagte Farnleigh. »Die alten Zeiten!« Etwas schien ihn zu beschäftigen. »Da ist nur eine einzige Frage, die ich stellen möchte. Gibt es auch nur den kleinsten Anlaß zu der Befürchtung, daß Murray nicht ehrlich sein könnte? Warten Sie! Ich weiß, es ist gräßlich, so etwas zu sagen. Der alte Murray war immer der anständigste Kerl, den man sich vorstellen konnte: immer offen, immer ehrlich. Aber seither sind fünfundzwanzig Jahre
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