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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott
Autoren: John Dickson Carr
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Knowles an. »Sir John Farnleigh läßt sich empfehlen; und wenn der Besucher keinen anderen Namen hat, unter dem er sich vorstellen kann, dann kann er an den Dienstboteneingang kommen und in der Gesindestube warten, bis Sir John Zeit hat, ihn zu empfangen.«
    »Also wirklich, das geht nicht«, stotterte Burrows, in die juristische Zwickmühle geraten. »Ungünstige Umstände – da muß man taktvoll sein – behandeln Sie ihn so kalt, wie Sie nur wollen, aber geben Sie ihm nichts an die Hand …«
    Der Anflug eines Lächelns zeigte sich auf Farnleighs finsterem Gesicht.
    »Ist schon recht, Knowles. Überbringen Sie die Nachricht.«
    »Eine Unverschämtheit«, zischte Molly.
    Als Knowles zurückkehrte, sah er weniger wie ein Botschafter aus als wie ein von Ecke zu Ecke des Platzes geschmetterter Tennisball.
    »Der Herr läßt seine Bitte um Entschuldigung für die Voreiligkeit seiner Formulierung übermitteln, Sir, und hofft, daß Sie es ihm nicht übelnehmen werden. Er sagt, er lebe nun schon seit einigen Jahren unter dem Namen Mr.   Patrick Gore.«
    »Nun gut«, sagte Farnleigh. »Dann führen Sie Mr.   Gore und Mr.   Welkyn herein.«
     

Kapitel 3
    Der Herausforderer erhob sich von seinem Stuhl. Auch wenn die eine Wand der Bibliothek fast ganz aus Fenstern bestand, aus einer Vielzahl von schmalen, hohen Scheiben, wurde es nun doch allmählich dunkel, und die Bäume warfen lange Schatten. Nur wenige Teppiche bedeckten die Steinfliesen des Bodens. Die gewaltigen Bücherregale waren gebaut wie die Gewölbe einer Kirche und an der oberen Kante mit Schnitzereien verziert. Ein grünlicher Schatten, ein Gitter aus hundert Scheiben, erstreckte sich bis fast zu dem Mann, der nun am Tisch aufgestanden war.
    Molly sagte tags darauf, das Herz habe ihr bis zum Halse geschlagen, als die Tür sich öffnete und sie sich fragte, ob ihr wohl gleich ein Zwilling ihres Mannes entgegentreten werde wie aus einem Spiegelbild. Doch die beiden ähnelten sich kaum.
    Der Mann, der sich nun erhob, war nicht kräftiger als Farnleigh, auch wenn er in Armen und Schultern sehr muskulös war. Sein feines dunkles Haar zeigte noch keine Spur von Grau, obwohl es sich allmählich ein wenig lichtete. Sein Teint war dunkel, und das glattrasierte Gesicht zeigte noch kaum Falten, und was an Furchen zu sehen war, waren wohl eher Lach- als Sorgenfalten. Denn das ganze Wesen des Herausforderers, die dunkelgrauen Augen und die an den äußeren Enden ein wenig hochstehenden Augenbrauen strahlten Entspannung, Ironie und Heiterkeit aus. Er war gut gekleidet, im Geschäftsanzug im Gegensatz zu Farnleighs altem Tweed.
    »Ich muß um Verzeihung bitten«, sagte er.
    Selbst seine Stimme war tief und sonor, ganz anders als Farnleighs hohe, heisere Stimme. Seinen Gang konnte man nicht eben schleppend nennen, aber er wirkte ein wenig ungeschickt.
    »Ich muß um Verzeihung bitten«, sagte er mit strenger Höflichkeit, aber doch mit einem Anflug von Humor, »daß ich so sehr auf meiner Rückkehr in mein altes Heim beharre. Aber Sie werden, hoffe ich, meine Motive verstehen. Ähm – lassen Sie mich Ihnen meinen Rechtsbeistand vorstellen, Mr.   Welkyn.«
    Ein dicker Mann mit ein wenig vorstehenden Augen erhob sich von seinem Stuhl am anderen Ende des Tisches. Aber sie sahen ihn kaum an. Der Herausforderer studierte die anderen voller Interesse; er sah sich im Zimmer um, als nehme er jede Einzelheit in sich auf und erkenne alles wieder.
    »Lassen wir die Vorreden«, sagte Farnleigh abrupt. »Burrows kennen Sie, soviel ich weiß. Das ist Mr.   Page. Dies hier meine Frau.«
    »Ihre Frau«, erwiderte der Herausforderer zögernd, dann blickte er Molly ins Gesicht, »kenne ich bereits. Sie müssen mir verzeihen, daß ich nicht recht weiß, wie ich sie anreden soll. Ich kann sie nicht Lady Farnleigh nennen; und ich kann sie auch nicht Molly nennen, wie ich es getan habe, als sie noch Schleifen im Haar trug.«
    Keiner der beiden Farnleighs erwiderte etwas darauf. Molly war gefaßt, doch ihr Gesicht war gerötet, und um die Augen schien es angeschwollen.
    »Ich möchte Ihnen auch«, fuhr der Herausforderer fort, »dafür danken, daß Sie die ganze peinliche und unerfreuliche Angelegenheit mit solcher Gelassenheit …«
    »Ich bin nicht im mindesten gelassen«, schnauzte Farnleigh ihn an, »und das können Sie sich hinter die Ohren schreiben. Ich schmeiße Sie nur aus dem einen Grunde nicht vor die Tür, daß mein eigener Anwalt meint, wir sollten taktvoll sein. Also heraus
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