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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott
Autoren: John Dickson Carr
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dunklen Augen die ersten Fältchen. Man hätte gesagt, daß er auf dem Höhepunkt seiner geistigen und körperlichen Kraft war, ein Mann von enormer, doch gezügelter Energie. Wie er nun in dem kleinen Zimmer auf- und abging, wirkte er nicht ärgerlich und verdrossen, sondern eher unbequem, verlegen.
    Molly erhob sich. »Aber mein Lieber, warum hast du mir denn das nur nicht gesagt!« rief sie.
    »Warum sollte ich dir damit zur Last fallen?« erwiderte er. »Das ist meine Sache. Ich komme schon damit zurecht.«
    »Wie lange weißt du es schon?«
    »Seit einem Monat. Ungefähr.«
    »Und deswegen warst du die ganze Zeit so bedrückt?« fragte sie, und nun sprach ein anderer Kummer aus ihren Augen.
    »Deswegen auch«, brummte er und sah sie forschend an.
    »Auch? Was soll das heißen?«
    »Genau was ich sage, meine Liebe: auch.«
    »John … Es hat doch nichts mit Madeline Dane zu tun, oder?«
    Er blieb stehen. »Liebe Güte, nein! Nicht das mindeste. Ich weiß gar nicht, wie du auf solche Ideen kommst. Aber Madeline magst du nicht, nicht wahr?«
    »Ich mag ihre Augen nicht. Ihre Augen sind seltsam«, sagte Molly, dann schüttelte sie diesen Anflug von Stolz ab, oder was es sonst für ein Gefühl sein mochte, das sie nicht beim Namen nannte. »Tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen sollen, jetzt wo wir genug andere Sorgen haben. Es ist alles ärgerlich, aber es ist doch nichts dran an der Sache, oder? Der Mann hat nichts in der Hand, nicht wahr?«
    »Der Mann ist im Unrecht. Ob er nichts in der Hand hat, weiß ich nicht.«
    Es klang schroff, und sie musterte ihn.
    »Wieso machen denn alle so ein Geheimnis darum? Wenn er ein Hochstapler ist, wieso kannst du ihn dann nicht einfach vor die Tür setzen, und die Sache ist erledigt?«
    »Burrows sagt, das wäre unklug. Jedenfalls jetzt, solange wir uns nicht – äh – angehört haben, was er zu sagen hat. Dann können wir etwas tun. Und wir werden nicht lange fackeln. Außerdem …«
    Molly Farnleighs Züge verhärteten sich.
    »Ich wünschte, du ließest dir von mir helfen«, sagte sie. »Nicht daß ich dir groß helfen könnte, das wahrscheinlich nicht, aber ich wüßte doch gern, worum es überhaupt  geht . Ich weiß, dieser Mann verlangt, daß du ihm Gelegenheit gibst, zu beweisen, daß er der wahre John Farnleigh ist. Natürlich ist das Unsinn. Ich habe dich vor Jahren gekannt, und ich wußte sofort, wer du warst; du würdest staunen, wie schnell ich es wußte. Aber du willst den Burschen nun einmal empfangen, und ich weiß, daß Nat Burrows und noch ein Anwalt kommen und daß alle furchtbar geheimnisvoll tun. Was habt ihr vor?«
    »Kannst du dich noch an meinen alten Hauslehrer Kennet Murray erinnern?«
    »Mit Mühen«, sagte Molly und runzelte die Stirn. »Großer, freundlicher Mann mit kurzgeschorenem Bart, wie ein Seemann oder Künstler. Er muß ja seinerzeit noch jung gewesen sein, aber mir kam er damals uralt vor. Hat immer die abenteuerlichsten Geschichten erzählt …«
    »Er hat von einem Leben als Detektiv geträumt«, unterbrach ihr Mann sie recht schroff. »Tja, die Gegenseite hat ihn aus Bermuda kommen lassen. Er sagt, er kann mit absoluter Gewißheit den echten John Farnleigh identifizieren. Er ist drüben im Bull and Butcher.«
    »Moment!« rief Molly. »Es ist ein Mann dort abgestiegen, der ›aussieht wie ein Künstler‹. Das ganze Dorf erzählt davon. Ist das Murray?«
    »Das ist der alte Murray. Ich wollte hingehen und ihn begrüßen, aber es wäre nicht – es wäre unsportlich, könnte man sagen«, sagte ihr Mann mit einer Art innerem Widerwillen. »Es könnte aussehen, als ob ich ihn beeinflussen wollte. Etwas in dieser Art. Er kommt her, damit er beide Männer sieht und – mich identifizieren kann.«
    »Wie das?«
    »Er ist der einzige Mensch auf der Welt, der mich damals wirklich gut kannte. Meine Familie ist praktisch ausgestorben, das weißt du ja. Und die Dienstboten von damals sind auch alle fort; nur Nannie lebt noch, und die ist in Neuseeland. Selbst Knowles ist ja erst seit zehn Jahren hier. Sicher, es gibt viele, mit denen ich damals einigermaßen bekannt war, aber du weißt ja, was für ein ungeselliger Kerl ich war, und Freunde hatte ich keine. Murray, der arme alte Spürhund, ist der Mann, auf den es ankommt. Er bleibt neutral und hat sich mit keiner Seite eingelassen; aber einmal in seinem Leben hat er jetzt wirklich Gelegenheit, den Meisterdetektiv zu spielen …«
    Molly atmete tief durch. Die gesunde Bräune ihres
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