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Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Titel: Die Trüffelgöttinnen (German Edition)
Autoren: Lexa Holland
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George Glamour sie zutiefst schmerzte, so erlebte sie gerade die spannendste, wundervollste Zeit ihres bisherigen Lebens.
    Ade, Geldgeier Thomas und alle anderen Frauenmissversteher! Ade, Schlankheitswahn! Ade, chronischer Hunger und Selbstkasteiung!
    Endlich! So musste sich Sisyphos fühlen, nachdem er endlich den Kraftakt geschafft haben würde, den berühmten Felsbrocken den Hügel hinaufgerollt und dauerhaft auf der Bergspitze abgelegt zu haben, ohne dass er ihm immer wieder wie ein Verhängnis entgegenkam.
    Dass Sisyphos aber dazu verdammt war, sein Werk nie vollenden zu können, da es in der Natur der Sache lag, dass der Felsbrocken ihm jedes Mal mit derselben Beharrlichkeit wieder entgegenkam, wenn er gerade glaubte, sein Ziel erreicht zu haben, und dass deshalb auch Melanies Felsbrocken früher oder später zwangsläufig wieder die Talfahrt antreten würde, verdrängte sie in ihrer Euphorie ganz einfach .
    Das Requiem verklang mit einem tosenden Crescendo.
    Melanie stand auf und griff nach dem bereitliegenden Bademantel, als von draußen ein Geräusch zu ihr drang, das sie nicht richtig einordnen konnte. Es klang so, als werde ein Handwerkertrolley mit Schwung den Flur entlang geschoben und hielte direkt vor ihrer Wohnungstür an.
    Melanie runzelte die Stirn. Sie hatte keine Lust, sich bei ihrem melancholischen Bad von dem zeitweise etwas zu engagiert nach ihrer Wohnung sehenden, offensichtlich sexuell ausgehungerten Hausmeister stören zu lassen, und rief in Richtung Wohnungstür:
    »Danke, Tom, ich brauche Sie nicht, alles bestens!«
    Vor der Tür wurde es schlagartig ruhig, eigentlich viel zu ruhig, wie sie mit leicht aufgestellten Nackenhärchen registrierte.
    »Tom? Sind Sie das?«
    Stille.
    Aber in demselben Augenblick, in dem Melanie den Fuß über den Wannenrand hob, brach plötzlich ein Inferno los, das wie eine exakte Kopie von Dustin Hoffmans Erlebnis in Marathon Man wirkte: Durch die unter brutalen Tritten splitternde Tür stürzten maskierte Männer ins Badezimmer, packten die durch den Schock völlig Wehrlose, zerrten sie aus der Wohnung und schnallten sie auf eine im Flur bereitstehende Trage.
    »Wenn Sie sich ruhig verhalten, passiert Ihnen nichts!«
    Die Männer trugen keine Masken, sondern grüne Kittel, Kappen und Mundschutz, wie sie in Operationssälen getragen wurden.
    Einer der Männer strich ihr über die Hand, als wolle er sie beruhigen.
     
    Ihr letzter Gedanke, bevor das Chloroform des auf Mund und Nase gedrückten Wattebausches seine Wirkung tat, war, dass es jetzt also auch sie erwischt hatte: Bloßgestellte Talkgäste wollten sich rächen.
    Dass es sogar noch viel schlimmer war, konnte sie Gott sei Dank nicht ahnen.
     
    * * *
     
    Nachdem die Wirkung des Chloroforms nachgelassen hatte, hatte sie sich im Innern eines Krankenwagens wiedergefunden, der im Höllentempo durch halb Manhattan zu rasen schien.
    Die Fahrt endete abrupt, von außen wurden die Türen aufgerissen, und sie wurde mit der Trage in den Eingang eines riesigen Gebäudes gerollt. » Turnaround-Clinic « stand in großen goldenen Buchstaben über der Glastür, die sich sofort wieder hinter ihr und den neben der Trage hereilenden Männern in den grünen Kitteln schloss.
    Vor einer Art Schleuse mit der Aufschrift » OP - Kein Zutritt! « kam das Ganze dann schließlich zum Halten.
    »Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?« brachte Melanie, noch geschwächt durch das Betäubungsmittel, mühsam flüsternd hervor.
    Einer der Männer griff in seinen Kittel, zog ein beschriebenes Blatt heraus und trug den Inhalt mit energischer Stimme vor, als verlese er ein Gerichtsurteil.
    »Melanie Vetter, ich informiere Sie hiermit, dass wir den offiziellen, notariell beglaubigten Auftrag Ihres Heimatsenders in Deutschland haben, Sie hier in der Turnaround-Clinic einem Zwangslifting und einer Zwangsfettabsaugung zu unterziehen! In wenigen Minuten werden wir den Auftrag ausführen. Widerstand ist zwecklos.«
    Melanie glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. So verfuhr man also mit Moderatorinnen, die sich den ungeschriebenen Gesetzen der Privatsender in Bezug auf die zwei Doppel-S nicht beugen wollten?
    Plötzlich erinnerte sie sich an das mysteriöse Verschwinden ihrer lieben, aber äußerlich doch etwas in die Jahre gekommenen Kollegin Christine, die sich allen Hinaus-Mobbing-Versuchen von Seiten des Senders standhaft widersetzt hatte - dann aber über Nacht spurlos verschwunden war und nach vier Wochen superschlank und um 20 Jahre
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