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Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Titel: Die Trüffelgöttinnen (German Edition)
Autoren: Lexa Holland
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Erkenntnis aufzulösen begannen, dass sich seine Eloquenz leider nur auf alles, das zwischen DAX und Dow-Jones-Index lag, bezog, erwähnte er immer häufiger, dass sein Erbe aus altem preußischem Adel und sein Gehalt als äußerst erfolgreicher Broker an der Frankfurter Börse locker ausreichen würden, fünf Personen ein höchst komfortables Leben zu ermöglichen. Bei ihrem Gespräch vor dem Abflug hatte sie durch gezieltes Nachfragen schließlich aus ihm herausgelockt, dass es sich bei den drei noch fehlenden Personen um Kinder handelte, die er so schnell wie möglich zeugen wollte. Und zwar mit einer Frau, die ihn abends an der Haustür mit einem strahlenden Lächeln und mit einem perfekten Mehrgangmenu erwartete, und die, wie seine Mutter die Etiketten an seiner Unterwäsche sorgfältig nach innen bügelte und die Socken in der richtigen Kombination paarweise ordentlich in die dafür vorgesehene Schublade sortierte. Ihr war klar, dass sie diese Person nicht war und auch niemals sein würde - ihm schien das offenbar nicht klar zu sein. Dass die Minuten vor einem Abflug denkbar schlecht dafür geeignet waren, das grundsätzlich zu klären, leuchtete ihr ein, aber er hatte sie förmlich dazu provoziert, und das Ergebnis war ein äußerst unerfreulicher Abschied gewesen.
     
    * * *
     
    Als sie nach einer angenehm kurzen Fahrt die mit riesigen großblättrigen Grünpflanzen, einem sanft plätschernden Springbrunnen und dezent ausgeleuchteten Sitzecken trotz der leise summenden Geschäftigkeit in eine Oase der Erholung verwandelte Hotelhalle betrat, fiel der ganze aufgestaute Stress der letzten Tage wie eine Last von ihr ab.
    Sie würde zwar nur so lange im Hotel bleiben, bis der am Tag vor ihrer Abreise entstandene Wasserschaden in dem für sie angemieteten Appartement behoben war, aber sie hatte schon jetzt ein unerklärliches Gefühl des Angekommenseins, als sei sie nicht nur hierher gereist, sondern wieder hierher zurückgekommen, von irgendwoher, wo sie nicht wirklich zu Hause gewesen war.
    In einer der zahlreichen verspiegelten Säulen erhaschte sie einen Blick auf eine wenn auch kleine, so doch äußerst attraktive junge Frau mit langen dunklen Haaren und makelloser Figur, von den italienischen Pumps bis in die letzte kühn geschwungene Wimper perfekt durchgestylt. Melanie war überaus zufrieden mit ihrer Erscheinung, auch wenn sie unter der gelungenen Verpackung momentan etwas ruhebedürftig wirkte.
    „ Bitte sehr!“ Eine freundliche Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie war die Nächste in der Schlange der vor der Rezeption wartenden Neuankömmlinge. Die Empfangsdame schob ihr das übliche Check-Inn-Formular und einen Tintenschreiber hin, der sie Böses ahnen ließ. Und tatsächlich: Sie wusste nicht, wie sie das auch diesmal wieder geschafft hatte, aber das Check-Inn-Formular zierten nach nur wenigen Buchstaben einige deutliche Tintenkleckse.
    „ Tut mir leid!“ Mit schuldbewusstem Blick schob Melanie das ausgefüllte Formular über die Theke, aber die freundliche Dame lächelte verständnisvoll und meinte nur: „Kein Problem. Tintenschreiber sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Mit den älteren Modellen wäre so etwas nicht passiert!“
    Wenn du wüsstest , dachte Melanie, und erinnerte sich an einen Tag in ihrer Schulzeit, als sie vor der ganzen Klasse Ich bin ein Schmierfink sagen musste, weil sie wieder einmal eine unleserliche, mit blauen Klecksen verzierte sogenannte „Schönschreibarbeit“ abgeliefert hatte. Bis heute hatte sich offensichtlich nicht viel geändert an ihrer Unfähigkeit im Umgang mit Tintenschreibern, möglicherweise eine Folge der demütigenden Erfahrung vor der Klasse. Nicht viel anders war es mit ihrer Fähigkeit, sich mit untrüglicher Sicherheit in die falschen Männer zu verlieben und diesen Umstand immer erst kurz vor der ebenso unvermeidlich hereinbrechenden Katastrophe zu bemerken.
    Man bat sie, noch einen Augenblick Platz zu nehmen, bis die Kreditkartenregistrierung abgeschlossen war. Melanie steuerte auf eine der Sitzgruppen zu und ließ sich mit einem erleichterten Seufzer in einen der eleganten kobaltblauen Ledersessel sinken.
    Sie nahm die Gelegenheit wahr, sich ein wenig unter den Hotelgästen umzusehen. Es war zwar Freitagabend und das Hotel deshalb vermutlich hauptsächlich von Pärchen bevölkert, die hier einen Wochenendurlaub verbringen wollten, aber vielleicht war ja trotzdem ein interessanter Mann dabei, für den sich das Aufbleiben für einen
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