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Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Titel: Die Trüffelgöttinnen (German Edition)
Autoren: Lexa Holland
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Sie war es ja gewohnt, dass man sie mit besonderen Blicken bedachte, sie hatte sich ihre Superfigur schließlich unter unsäglichen Entbehrungen und durch an mittelalterliche Foltermethoden erinnernde Übungen im Fitnesscenter erarbeitet und fand es nur gerecht, wenn manchen Männern dafür die Augen vor die Füße fielen. Sein Blick allerdings hatte durchaus nicht nach Bewunderung ausgesehen, da war etwas anderes gewesen. Hatte sie da nicht so etwas wie Mitleid entdeckt? Am liebsten hätte sie ein Loch in die wie eine Wand zwischen ihnen aufgebaute Zeitung gestiert, um ihn zu weiteren Ausführungen, was ihn an ihrer bisher nur mit Lobeshymnen bedachten Figur so störte, zu zwingen.
    „ Meine Damen und Herren, es ist 20.58 Uhr Ortszeit. Wir landen in wenigen Minuten auf dem Kennedy-Airport in New York. Der Boden meldet 17 Grad, vergessen Sie also nicht Ihre Jacken in der Gepäckablage. Wir hoffen, Sie hatten einen guten Flug, und wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in New York! “
    Der Kapitän klang, als sei er soeben unerwartet aus einem langen und erholsamen Schlaf geweckt worden. Melanie beschloss, sich davon nicht irritieren zu lassen, und lächelte zurück, als die Stewardess strahlend durch die Sitzreihen ging, um zu kontrollieren, ob auch wirklich alle Rückenlehnen hochgestellt und die Insassen korrekt angeschnallt waren. Die Zeitung neben ihr senkte sich und dahinter kam eine Hand mit einer Visitenkarte zum Vorschein.
    „ Ich würde Ihnen gerne ein bisschen von New York zeigen, falls Ihnen einmal die Decke auf den Kopf fallen sollte.“
    Sie warf einen kurzen Blick darauf. Dr. Bernd Rheingold, Psychologe und dahinter eine Frankfurter Adresse. Sie nahm die Karte und steckte sie in ihren Terminkalender, zu all den anderen, die sie üblicherweise auf Reisen von irgendwelchen frustrierten Ehemännern oder gelangweilten und meist langweiligen Junggesellen zugesteckt bekam. Es wurde Zeit, wieder einmal eine Entrümpelungsaktion einzuleiten.
    „ Danke für das freundliche Angebot. Ich werde möglicherweise darauf zurückkommen.“
    Falls er darauf gehofft hatte, im Austausch eine von ihren Visitenkarten zu erhalten, hatte er sich getäuscht. Anstelle ihrer eigenen Karte schenkte sie ihm eine ihrer Spezialitäten: ein hintergründiges Lächeln, das die Sphinx in Gizeh vor Neid erblassen ließe.
    „ Und vergessen Sie Ihren Donut nicht!“
    Er lächelte ebenso hintergründig zurück, und sie wäre fast zusammengezuckt, denn er hatte das genau in dem Moment gesagt, in dem sie überlegte, wie sie das figurfeindliche Ding möglichst unauffällig unter dem Sitz verschwinden lassen konnte.
    Sie vergewisserte sich, dass die auf dem Tablett bereitliegenden Tüten nicht für weniger appetitliche Zwecke vorgesehen waren, ließ den Donut darin verschwinden, steckte die Tüte in ihr Handgepäck und ärgerte sich gleichzeitig maßlos darüber, dass ein ihr völlig fremder Mann es geschafft hatte, sie dazu zu bringen, dass sie wie ein Kind heimlich Süßigkeiten in ihrer Tasche verschwinden ließ. Das fing ja gut an.
    Hätte sie geahnt, dass dieser Donut und nach ihm noch viele weitere sozusagen der magische Ring war, durch den sie in eine Welt eintreten würde, die sie sich bis dahin in ihren kühnsten Träumen nicht hatte ausmalen können, so hätte sie ihn vermutlich wie ein rot glühendes Eisen weit von sich geworfen.
    Oder aber, was vorerst wahrscheinlicher war, ihn sich nach kurzem Überlegen mit derartiger Geschwindigkeit einverleibt, dass sie damit ohne jeden Zweifel als Donut-Blitzesserin ins Guinness-Buch der Rekorde eingegangen wäre.

Kapitel 2
    New York, New York ...
     
    Die Landung war glatt verlaufen, und eine knappe halbe Stunde später durchquerte Melanie mit ihren beiden Koffern zielstrebig die Ankunftshalle, um so schnell wie möglich eines der vor dem Airport wartenden Yellow Cabs zu ergattern.
    Alles, wonach sie sich jetzt sehnte, waren eine heiße Dusche und ein großes, weiches Bett. Sie hatte Thomas zwar versprochen, direkt nach der Landung anzurufen, aber nach der Eifersuchtsszene, die er ihr vor dem Abflug gemacht hatte, ahnte sie, dass das Telefonat nicht in fünf Minuten beendet sein würde. Sie würde ihm einfach eine SMS schicken.
    Es war immer dasselbe Thema, um das ihre Gespräche in letzter Zeit kreisten. Sie waren jetzt gerade mal drei Monate zusammen, und während sich Melanies Gefühle für Thomas nach der ersten verblendeten Begeisterung schon bald wie eine Aspirintablette in der
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