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Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Titel: Die Trüffelgöttinnen (German Edition)
Autoren: Lexa Holland
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Kilometer mehr ab als sonst, jonglierte länger als üblich mit den Hanteln, duschte danach ausgiebig, zog sich um und steuerte dann in einem unbestreitbar perfekt sitzenden Donna-Karan-Kostüm auf das riesige Frühstücksbuffet im Hotelrestaurant zu.
    Fast alle Tische waren besetzt, und sie musste den ganzen Speisesaal durchqueren, um einen freien Platz zu finden, aber das störte sie nicht, sie genoss es, wenn bewundernde Blicke auf ihr ruhten. Üblicherweise war das auch so, wenn sie irgendwo auftauchte, aber an diesem Morgen schienen die Tomaten sich nicht auf den Tellern, sondern auf den Augen der Männer zu befinden, jedenfalls hatte kein Einziger einen anerkennenden Blick für sie. Irgendwie beschlich sie vielmehr das befremdliche Gefühl, dass sie von einigen Plätzen aus mit fast mitleidig wirkenden Blicken bedacht wurde. Schon wieder! Hatte ihr Sitznachbar im Flugzeug sie nicht mit einem ähnlichen Blick angesehen? Irgendetwas musste mit ihrem Outfit nicht stimmen. Möglichst unauffällig kontrollierte sie im Vorbeigehen an einer verspiegelten Säule die Unversehrtheit ihrer Seidenstrümpfe und den Sitz des hautengen kurzen Rockes und der figurbetonend anliegenden Jacke. Alles tadellos in Ordnung. Bauch wie immer perfekt eingezogen, keine Laufmasche, kein Eigelbfleck, kein fehlender Knopf. Was um alles in der Welt war es also dann?
    Irritiert stellte sie sich am sehr reichhaltigen Buffet eine Auswahl der gerade noch erlaubten Lieblingsspeisen zusammen, wobei sie die kunstvoll aufgeschichtete Pyramide aus Donuts einfach ignorierte, und ging dann entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit möglichst unauffällig zu ihrem Platz zurück.
    Als sie beim Essen ihren Blick ein wenig umherwandern ließ, registrierte sie, dass zwei um die Hüften ziemlich mollige Frauen, eine zudem mit einer Haut wie ein frisch plissierter Faltenrock, auf ihrem Gang zum Buffet anerkennende Blicke von Männern einfingen, die normalerweise eher Frauen wie ihr nachstarrten.
    Sie war schließlich so perplex, dass sie den Teller halb voll stehen ließ und den kürzesten Weg zu ihrem Zimmer nahm.
    Es würde noch genau acht Stunden und vierunddreißig Minuten dauern, bis Melanie den Grund für die irritierenden Blicke erfahren und realisieren würde, dass sie dem Abfallbehälter im Badezimmer eines der wertvollsten Hilfsmittel schönheitsbewusster New Yorker Frauen anvertraut hatte.

 
    Kapitel 3
    Good-Morning-YOU!
     
    Melanie hatte nicht erwartet, dass man ihr bei Good-Morning-YOU! einen derart herzlichen Empfang bereiten würde. Als sich im 52. Stock die Aufzugstür vor ihr öffnete, wurde sie bereits von einem dreiköpfigen Empfangskomitee mit einem riesigen Blumenstrauß und einem strahlenden Lächeln, dessen Makellosigkeit vermutlich das Resultat langjähriger pubertärer Zahnspangentorturen war, erwartet.
    „ Herzlich willkommen bei Good-Morning-YOU!, Melanie!“
    Melanie hatte sich in den letzten Wochen mehrere von May moderierte Talkshowaufzeichnungen angesehen und erkannte sie deshalb sofort wieder. Allerdings kam es ihr so vor, als habe sie um Taille und Hüften etwas zugelegt. May reichte ihr von einem bereitstehenden Tablett ein gefülltes Sektglas. Die anderen beiden hatten ihre Gläser bereits in der Hand und prosteten ihr zu.
    „ Das hier“ , May zeigte auf einen in ziemlich gewagter Muster- und Farbkombination gekleideten, aber trotz dieser Stilentgleisung verdammt attraktiv wirkenden jungen Mann, der schätzungsweise in Melanies Alter war, „ist Barry, unser verrückter kleiner Regieassistent. Und dieses nette Mädchen hier“, Mays Arm legte sich um die kindlich wirkenden Schultern einer verlegen kichernden jungen Frau, die wohl gerade mal Anfang zwanzig war, „ist unsere unentbehrliche Sekretärin Melody, und das“, sie deutete, ohne sich umzudrehen, mit einem breiten Grinsen hinter sich, auf einen ganz in Schwarz gekleideten kleinen, erheblich übergewichtigen Mann, der gerade auf irgendetwas ausgerutscht war und sich nun fluchend vom Boden aufrappelte, „das ist Harry Shinder, unser Boss!“
    „ Wie oft muss ich eigentlich noch sagen, dass ich herumliegende Bananen hasse, Dong? Und ich meine: hasse !“, er spuckte das Wörtchen fast vor Barry auf den Boden.
    „ Muss ich mir erst ein Bein brechen, bevor das einer kapiert?“
    Harry klang nicht nur wütend, er hatte auch den Kopf gesenkt wie ein angriffsbereites Nashorn, aber als sein Blick auf Melanie fiel, breitete sich auf seinem Gesicht ein hyänenhaftes Grinsen
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