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Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Die Trüffelgöttinnen (German Edition)

Titel: Die Trüffelgöttinnen (German Edition)
Autoren: Lexa Holland
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zur Schau zu stellen, sondern sie sah dabei auch noch verdammt selbstbewusst aus. Der Mann hatte sich zu ihr gesetzt, die beiden begannen eine angeregte Unterhaltung, die immer wieder von seinen bewundernden Blicken auf die stofffreie Zone unterbrochen wurde, und als ihr Glas leer war, lächelten sie sich an und verließen gemeinsam die Hotelhalle in Richtung Aufzug.
    Melanies Kreditkarte und den Zimmerschlüssel hatte man längst vor ihr auf den Tisch gelegt, und nachdem sie sich von den irritierenden Vorgängen am Nachbartisch erholt hatte und weit und breit kein anderes attraktives männliches Wesen zu sehen war, ging sie zur Rezeption und erteilte vorsichtshalber einen Weckauftrag für den nächsten Morgen.
    Der Fahrstuhl brachte sie in einer Geschwindigkeit, die selbst den widerstandsfähigsten Magen irritiert hätte, in den 23. Stock. In der Mitte des endlos scheinenden, mit rotem Velours ausgelegten Flurs stand sie schließlich vor ihrer Zimmertür: 222. Ihre Cousine Elinor wäre jetzt in helles Entzücken ausgebrochen, denn sie hätte diese Dreierkombination numerologisch ganz sicher sofort als gutes Omen gewertet. Elinor war ihre Lieblingscousine, obwohl oder vielleicht gerade, weil sie ein bisschen verrückt war. Jedes Mal, wenn sie sich trafen oder telefonierten, berichtete sie mit atemloser Begeisterung von irgendeinem wahnsinnig tollen! esoterischen Seminar, für das sie gerade wieder einige Scheinchen auf den polierten Tisch des Geisterhauses geblättert hatte, bevor selbiger beim gemeinschaftlichen Tischerücken so erhabene Botschaften wie „ D-u s-o-l-l-t-e-s-t n-ä-c-h-s-t-e W-o-c-h-e w-i-e-d-e-r e-i-n S-e-m-i-n-a-r b-e-s-u-c-h-e-n “ aus höheren Sphären herabbuchstabierte.
    Melanie hatte es aufgegeben, ihre Cousine von diesen und ähnlichen Aktivitäten abbringen zu wollen, Elinor erschien ihre eigene Welt ganz einfach so schlecht durchblutet und fad, dass sie sich lieber in einer magischen Welt aus Pendeln, Kartenlegen und Tischerücken, Magie- und Tantrakursen bewegte. Und natürlich im Internet. Hier traf sie ständig auf Männer, die ihren unstillbaren Appetit auf unverbindliche sexuelle Abenteuer mit scheinheiligen Sätzen wie „ Suche liebe Sie für wunderbare, feste Liebesbeziehung! “ tarnten und sich meist spätestens nach der dritten gemeinsam durchtobten Nacht auf Nimmerwiedersehen in die Anonymität des Netzes verdrückten. Melanie war manchmal wirklich sprachlos über Elinors traurige Begabung, aus dem reichhaltigen Singleangebot mit absoluter Zielsicherheit ausgerechnet die verrücktesten, perversesten oder ganz einfach dämlichsten Männer herauszupicken:
    Ein des sexuellen Fastens überdrüssiger Mönch, der nach jeder geschlechtlichen Verirrung laut den Rosenkranz betete, um gleich danach eine noch wildere Runde einzulegen.
    Ein „ selbstbewusster Manager auf der Suche nach der Frau seines Lebens “, bei dem sich herausstellte, dass er diese bereits bei seiner Geburt gefunden hatte: Alle halbe Stunde rief er vom Handy aus seine überbesorgte Mutter an und berichtete ihr mit Kleinjungenstimme haarklein, was die letzte halbe Stunde vorgefallen war und dass er ganz bestimmt ein braver Junge gewesen war.
    Der laut Kontaktanzeigentext „ wahnsinnig zärtliche, romantische, einfühlsame Gentleman im Maßanzug “, der in Elinors Badezimmer in Windeseile eine ungeahnte Transmutation durchmachte und plötzlich nackt mit Peitsche, grimmigem Gesicht und einer Familienpackung schwarzer Kondome bewaffnet vor ihrem Sofa stand.
    Elinors reicher Erfahrungsschatz bot Stoff, der sogar die Quoten eines von Schmuddel-Talkshows dominierten Fernsehsenders in ungeahnte Höhen treiben konnte. Irgendwann würde Melanie ihre Cousine dazu überreden, ihre Erlebnisse zur Verarbeitung als abendfüllende Reportage zur Verfügung zu stellen.
    Melanie fuhr mit dem Finger die goldenen Zahlen auf der Zimmertür nach. Sie hatte ihr eigenes numerologisches System entwickelt, das sie willkürlich den jeweiligen Umständen anpasste. 222 - drei mal zwei ergab sechs, und wenn man wie sie kreativ war und die letzten drei Buchstaben durch einen einzigen anderen ersetzte, dann verhieß dieses Zimmer ihr ausgiebige körperliche Freuden, für die sie nach ihrer innerlichen Trennung von Thomas mehr als bereit war. Sie hatte zwar noch keine Ahnung, wer das Laken mir ihr teilen würde, aber da das Schicksal ihr die sechs präsentiert hatte, würde es auch für den Rest sorgen, da war sie sich sicher.
    Und wenn nicht,
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