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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle
Autoren: Christoph Hardebusch
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Krieger vorbei stürmten die Wlachaken und fielen über die hilflosen Magier her wie Wölfe über leichte Beute. Mit einem Mal herrschte Dunkelheit, und die Nacht kehrte zurück.
    Erschöpft sank Sten auf die Knie und presste die Stirn gegen den Knauf seines Schwertes. Ihr Geister, betete er inbrünstig, lasst es nicht zu spät sein! Beschützt jene, die ich liebe!

 
64
    Wild drang Hrodgard im Zentrum des Schlachtgetümmels weiter vor, umgeben von seinen treuen Soldaten. Der Sieg war zum Greifen nah. Hinter den bröckelnden Reihen der Menschen konnte er schon die massigen Leiber der Trolle auf der kalten Erde liegen sehen. Er war bereit, sie ein für alle Mal auszulöschen.
    »Vorwärts!«, schrie er, und wieder rückten seine Krieger vor wie ein einzelner Zwerg. Nichts kann uns aufhalten!, triumphierte er. Unsere Äxte beherrschen die Schlacht!
    Unversehens formierten sich seine Feinde neu, sammelten sich um eine Frau und drangen aufs Neue gegen die Zwerge vor, die nur noch wenige Schritt von den regungslosen Trollen entfernt waren.
    »Drängt sie zurück!«, brüllte Hrodgard. »Tötet die Anführerin!«
    Wieder hielten die Zwerge der Attacke stand, wieder fingen ihre festen Schilde und starken Rüstungen die Schläge auf, und wieder waren die Menschen wie ein Sturm, der über die Berge wehte, mächtig vielleicht, doch unfähig, dem Gestein selbst Schaden zuzufügen.
    Wir sind Zwerge, sagte sich Hrodgard. Wir sind wie der Fels selbst!
    Seine Krieger erwiderten den Angriff. Sie schlugen zu und töteten, und Schreie durchschnitten die Nacht. Vor sich sah Hrodgard die Kriegerin der Menschen, wie sie von allen Seiten angegriffen wurde und dann endlich zu Boden ging. Mit einem triumphierenden Schrei stellte er sich über sie und hob die Axt seiner Ahnen.
    Innerhalb eines Herzschlags verlosch das Licht der Menschen, und Dunkelheit ergoss sich über das Schlachtfeld. Nein!, fuhr es durch Hrodgards Geist. Verrat?
    Mit einem Mal wuchsen hinter den ungeordneten Linien der Menschen die massigen Gestalten der Trolle in die Luft. Ihr Gebrüll ließ die Erde erbeben, und dann brachen sie nach vorne durch und stürmten auf die Reihen der Zwerge zu. Alle Gedanken an die Menschen waren vergessen, als Hrodgard seine Erzfeinde heranstürmen sah.
    »Schildwall!«, schrie der Kriegsmeister, und die Kampfmeister an den Flanken wiederholten den Befehl. Dann eben so, dachte Hrodgard grimmig und duckte sich hinter seinen Schild. Kommt nur, kommt nur!
    Mit einer urtümlichen Wucht prallten die Trolle auf die geschlossenen Linien der Zwerge. Eine Keule schlug auf den Schild des Kriegsmeisters, und zu seinem Entsetzen spürte der Zwerg, wie sein Schild zerbrach und ein Knochen splitterte. Schmerzen zuckten durch seinen Arm, als er zurücktaumelte. Um sich herum sah er Zwerge, die unter den gewaltigen Hieben der Trolle zu Boden gingen, sah, wie einzelne Schläge Helme und Schädel spalteten und Rüstungen zermalmten. Ein Albtraum, das muss ein finsterer Albtraum sein, dachte der Kriegsmeister benommen.
    Dann traf ihn ein weiterer Schlag vor die Brust und schleuderte ihn durch die Luft. Hrodgard kam es so vor, als schwebe er eine Ewigkeit lang, als wären der Lärm, die Schreie und das Sterben seiner Krieger gar nicht von Belang für ihn. Dann schlug er auf den Boden auf, und seine gebrochenen Rippen sandten einen heftigen Schmerz durch seinen Leib. Keuchend lag der Kriegsmeister auf dem Rücken, jeder Atemzug kostete unendlich viel Kraft, dann schob sich ein Schatten vor das Firmament, und Hrodgard erkannte einen Troll, der mit einem gewaltigen Morgenstern ausholte. Nein, das ist unmöglich, dachte der Kriegsmeister verwirrt, das ist …
    Dann schlug die schwere Waffe gegen seinen Schädel, und Hrodgards Welt endete.

 
65
    Verzweifelt betrachtete Viçinia das Schlachtfeld, wo die Wlachaken auf verlorenem Posten fochten, und dann wieder den Kampf, der vor dem Ritualplatz wogte. Er war zu weit entfernt, um Einzelheiten zu erkennen, aber sie konnte sich gut vorstellen, wie Sten seine Krieger anspornte, ihnen Mut gab und um ihrer aller Leben kämpfte. Du schaffst es, S ten, dachte die Wlachakin. Gib nicht auf!
    An ihrer Seite klopfte Ionna ihrem nervösen Pferd beruhigend mit der Hand auf den Hals. Wie immer schien ihre Schwester vollkommen Herrin der Lage zu sein, aber Viçinia ahnte, dass die Gefühle der Fürstin ebenso in Aufruhr waren wie ihre eigenen.
    »Vertrau ihm«, sagte Ionna unvermittelt und riss Viçinia damit aus ihren Gedanken.
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