Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition)
Autoren: Sean Chercover
Vom Netzwerk:
schneller, verlor den Jogger aus den Augen, zwängte sich an einem dicken Mann vorbei und durch eine Gruppe Studenten … und dann erspähte er den Jogger wieder ein bisschen weiter vorn.
    Daniel verfiel in schnellen Trab. »Pat, ich glaube, ich habe Drapeau entdeckt. Komm rüber zu mir.« Jetzt, da er näher war, sah Daniel, dass der Mann wie auf dem Foto einen spitzen Schädel und kleine Ohren hatte. Der Mann drehte sich zu ihm um. Keine Augenbrauen.
    Ihre Blicke trafen sich. Drapeaus Gesichtsausdruck blieb neutral, nicht eine Spur von Emotion. Aber seine Augen blitzten leicht auf. Er hatte Daniel erkannt. Dann verdunkelte sich Drapeaus Blick, als hätte er ein Licht ausgeschaltet, und er verfiel in einen Sprint.
    Daniel rannte hinterher. Seine Hörmuschel knackte und Pat sagte: »Ich kann ihn sehen! Rotes Muskelshirt. Er rennt die Barry Street runter. Er verlässt das French Quarter.«
    »Ich weiß«, schrie Daniel, ohne sein Funkgerät zu benutzen. Sie trafen sich an der Barry Street, drängten sich zwischen den Schaulustigen durch und rannten, so schnell sie konnten, den Mittelstreifen der Straße entlang.
    Drapeau hatte nur etwa hundert Meter Vorsprung, aber dann schoss er rechts in den Innenhof des Melrose Housing Project und verschwand außer Sicht.
    Zwei rechteckige Wohnblöcke aus rotem Backstein, jeweils dreistöckig, flankierten links und rechts den Hof, der an der Rückseite von einem weiteren Wohnblock begrenzt wurde. Die Gebäude waren nach Katrina nicht wieder zum Bezug freigegeben worden und sollten abgerissen werden. Die Regierung hatte an allen Fenstern im Erdgeschoss Metall-Läden anbringen und die Türen mit Vorhängeschlössern verriegeln lassen.
    Daniel und Pat sprinteten in den Hof und zogen ihre Waffen.
    In der Mitte des Hofs saßen vier alte Männer auf Kisten, lauschten einem Kofferradio und ließen eine Flasche in einer braunen Papiertüte herumgehen.
    Einer der Alten sah Daniel mit trübem Blick an, und ohne ein Wort zeigte er auf den hinteren Wohnblock.
    Daniel nickte ihm dankend zu. Als sie an den Männern vorbeirannten, hörte er die Stimme eines Radiosprechers: »… Es geht nur langsam voran, aber Reverend Tim Trinity hat jetzt das FrenchQuarter erreicht und die Polizei macht ihm auf der Chartres Street den Weg frei …«
    Er schafft es …
    Daniel lief noch schneller und bog um die Ecke des hinteren Wohnblocks. Drapeau war direkt vor ihm und rannte auf das Gebäude zu. Daniel hörte Pat rechts hinter sich. Er schwenkte leicht nach links und Pat nach rechts, um Drapeau in die Zwickmühle zu nehmen. Aber der rannte die Vordertreppe hoch, riss die Tür auf und verschwand im Innern.
    Als sie an der Tür waren, hob Pat das Vorhängeschloss vom Boden auf. Es war durchgesägt worden.
    »Er hat die Sache vorbereitet«, sagte Daniel. »Vielleicht hat er auf dem Dach ein Gewehr deponiert.«
    Pat streckte einen Arm aus, um ihn aufzuhalten. »Verschnauf erst mal. Wir gehen schnell, aber vorsichtig vor. Er kennt sich in dem Haus aus, wir nicht.« Er nahm seinen Arm wieder weg. »Setz die Sonnenbrille ab.«
    Mit gezückten Waffen betraten sie den dunklen Flur und versuchten, möglichst leise aufzutreten. Die Luft im Flur war klamm. Es roch nach Fäulnis und Schimmel. Sie blieben kurz stehen, damit ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen konnten, und gingen dann weiter.
    Zu beiden Seiten des Flurs gab es eine Treppe. Pat zeigte auf die eine und ging dann die andere hoch. Daniel nahm zwei Stufen auf einmal und blieb auf dem Treppenabsatz stehen, um zu lauschen. Er hörte den schwachen Widerhall von Schritten – Pat auf der anderen Treppe. Dann nichts mehr.
    Er rannte die nächste Treppe hoch, betrat den Flur im ersten Stock und lauschte. Schritte, direkt über ihm. Er ging zurück zur Treppe und drückte den Sprechknopf. »Zweiter Stock«, sagte er.
    »Schon da«, antwortete Pat.
    Aber als Daniel hochrannte, hörte er durch seinen Ohrenstöpsel ein gewaltiges Krachen, splitterndes Holz und ein Handgemenge. Einen Faustschlag. Dann weiteres Gerangel. Er rannte noch schneller die Treppe hoch.
    Dann ein einzelner Schuss – 
Peng!
 – und ein schwerer Aufschlag. Pat schrie in Daniels Ohr: »Scheiße!« Daniel raste die letzten Stufen hoch und fand Pat im Flur des zweiten Stocks am Boden.
    »Verdammt«, sagte Pat und zog den Gürtel von seiner Hose. In seinem Oberschenkel war eine Schusswunde, die heftig blutete. »Der Dreckskerl hatte eine Pistole hinter dem Heizkörper
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher