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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (German Edition)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (German Edition)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (German Edition)
Autoren: John Wyndham
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bringen wir sie auf die Kanalinseln – oder zurück aufs Festland, sollten sie diesen seltsamen Wunsch haben.«
    »Klingt etwas diktatorisch – wie ist denn dieser beratende Ausschuss zusammengesetzt?«, wollte Dennis wissen.
    Ivan schüttelte den Kopf.
    »Es würde jetzt zu lange dauern, Verfassungsfragen zu erörtern. Am besten, Sie kommen hin und unterrichten sich an Ort und Stelle. Gefällt es Ihnen, bleiben Sie – aber auch wenn das nicht der Fall sein sollte, werden Sie es auf den Kanalinseln immer noch besser haben als hier in ein paar Jahren.«
    An dem Abend, nachdem Ivan abgeflogen und im Südwesten verschwunden war, setzte ich mich auf meine Lieblingsbank in einer Ecke des Gartens.
    Ich schaute hinunter auf das Tal und erinnerte mich an die wohlentwässerten und gepflegten Wiesen von einst. Nun war alles weit fortgeschritten auf dem Weg zur Wildnis. Auf den verlassenen Feldern wucherte Gestrüpp, breiteten sich Röhricht und Tümpel aus. Die größeren Bäume versanken langsam in dem aufgeweichten Boden.
    Ich dachte an Coker und an das, was er über den Führer, den Lehrer und den Arzt gesagt hatte – und an all die Arbeit, die es kosten würde, die Nahrung für uns aus diesem Stückchen Erde herauszuholen. An die Zeit, wenn wir hier wie Gefangene leben würden. An die drei verbitterten, alternden Blinden. An Susan und ihre Chance, einen Mann und Kinder zu haben. An David und an Marys Töchterchen und die anderen Kinder, die noch kommen konnten und Bauernarbeit leisten mussten, sobald sie stark genug waren. An Josella und mich, immer schwerer arbeitend, je älter wir wurden, da mehr Menschen zu erhalten waren und mehr Arbeit mit der Hand getan werden musste.
    Und draußen warteten geduldig die Triffids. Außerhalb der Umzäunung konnte ich sie sehen, zu Hunderten, eine dunkelgrüne Hecke. Da war Forschungsarbeit zu leisten – ein natürlicher Gegner musste gefunden werden, ein Gift, ein Schädling irgendwelcher Art; dazu musste man von anderen Aufgaben befreit werden, und zwar bald. Die Zeit arbeitete für die Triffids. Sie brauchten bloß abzuwarten, bis unsere Hilfsquellen erschöpft waren. Zuerst der Brennstoff, dann der Draht zum Ausbessern des Zaunes. Und die Triffids dieser oder der nächsten Generation würden noch warten, wenn der Draht durchgerostet war …
    Und doch war Shirning unser Zuhause geworden. Ich seufzte.
    Ein leichter Schritt streifte durch das Gras. Josella kam und setzte sich neben mich. Ich legte den Arm um ihre Schultern.
    »Wie denken sie darüber?«, fragte ich sie.
    »Sie sind sehr niedergeschlagen, die Armen. Sie können das mit den Triffids auch gar nicht richtig verstehen. Und dann, weißt du, finden sie sich hier zurecht. Es muss für einen Blinden furchtbar sein, an einen ganz fremden Ort zu kommen. Sie wissen nur, was wir ihnen erzählen. Ich glaube, sie können sich nicht vorstellen, wie unmöglich es hier werden wird. Wären nicht die Kinder, würden sie glatt Nein sagen. Es ist ihr Besitz, ihr alles. Sie fühlen das zutiefst.« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Das denken sie – aber in Wahrheit ist es nicht mehr ihr, sondern unser Besitz, nicht wahr? Schwer genug haben wir dafür gearbeitet.« Sie legte ihre Hand auf die meine. »Du hast uns hier das Leben ermöglicht, Bill. Was meinst du? Bleiben wir noch ein, zwei Jahre?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich habe gearbeitet, solange es einen Zweck hatte. Nun erscheint es – ziemlich sinnlos.«
    »Oh, Lieber, das darfst du nicht sagen! Ein fahrender Ritter ist nicht sinnlos. Du hast für uns alle gekämpft und die Drachen zurückgeschlagen.«
    »Es war in erster Linie wegen der Kinder«, sagte ich.
    »Ja – wegen der Kinder«, stimmte sie zu.
    »Und die ganze Zeit spukte Coker mir im Kopf herum – in der ersten Generation Arbeiter, in der nächsten Wilde … Besser, wir warten die Niederlage nicht ab und gehen jetzt.«
    Sie drückte meine Hand.
    »Keine Niederlage, lieber Bill, sondern – wie sagt man da? – ein strategischer Rückzug. Wir ziehen uns zurück, um für unsere Wiederkehr zu arbeiten und zu planen. Denn zurückkehren werden wir. Du wirst einen Weg finden, diese schändlichen Triffids auszutilgen und unser Land von ihnen zurückzugewinnen.«
    »Du hast einen starken Glauben, Liebes.«
    »Und warum nicht?«
    »Nun, zumindest werde ich den Kampf mit ihnen aufnehmen. Aber zuerst gehen wir – wann?«
    »Könnten wir nicht diesen Sommer noch hier zubringen? Es wäre eine Art Urlaub für uns alle – keine
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