Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (German Edition)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (German Edition)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (German Edition)
Autoren: John Wyndham
Vom Netzwerk:
Auftrag eines offiziellen Ausschusses oder eines selbst gewählten?«, forschte Dennis.
    »Gesetz und Ordnung müssen sein«, erklärte der Mann kategorisch. Dann meinte er in verändertem Ton: »Es ist ein gut ausgesuchter Platz, den Sie da haben, Mister Masen.«
    »Er gehört Mr. Brent«, berichtigte ich.
    »Lassen wir Mr. Brent. Er ist nur hier, weil Sie es ihm ermöglichten hierzubleiben.«
    Ich blickte zu Dennis hinüber, dessen Gesicht sich verfinsterte.
    »Nichtsdestoweniger ist er der Eigentümer«, beharrte ich.
    »War, wollen Sie sagen. Die gesellschaftlichen Zustände, die das Eigentum sanktionierten, existieren nicht mehr. Besitzansprüche sind damit ungültig geworden. Überdies hat Mister Brent sein Sehvermögen verloren, ist also gar nicht in der Lage, seine Rechte geltend zu machen.«
    »So«, sagte ich nochmals.
    Ich hatte schon bei unserem ersten Zusammentreffen eine Antipathie gegen diesen jungen Mann und sein entschiedenes Auftreten gefasst. Nähere Bekanntschaft trug nicht dazu bei, dieses Gefühl abzuschwächen. Er fuhr fort: »Heute geht es um das nackte Leben. Nicht um gefühlsmäßige Rücksichten, sondern um praktische Maßnahmen. Nach den Angaben von Mrs. Masen sind Sie zu acht. Fünf Erwachsene, das Mädchen hier und zwei kleine Kinder. Alle sind sehfähig bis auf diese drei.« Er wies auf Dennis, Mary und Joyce.
    »So ist es«, bestätigte ich.
    »Hm. Zahlenmäßig ganz unhaltbare Verhältnisse. Hier müssen einige Änderungen getroffen werden, fürchte ich. In solchen Zeiten ist eine realistische Einstellung notwendig.«
    Josella warf mir einen warnenden Blick zu. Aber es war ohnedies nicht meine Absicht, zu diesem Zeitpunkt loszubrechen. Ich wusste, was ich von dem Rothaarigen zu erwarten hatte, und wollte mich nur vergewissern, wem ich da eigentlich gegenüberstand. Anscheinend merkte er das.
    »Damit Sie im Bilde sind«, sagte er. »Die Sache ist die: Hauptquartier für diesen Sektor ist Brighton. London wurde für uns bald unhaltbar. In Brighton gelang es uns, einen Teil der Stadt zu säubern und abzusperren. Und dieses Gebiet leiten wir. Brighton ist groß. Sobald die Krankheit abgeflaut war und man sich freier bewegen konnte, fanden wir eine Menge Proviant. Neuerdings haben wir auch von auswärts Transporte herangefahren. Aber das geht jetzt zu Ende. Die Straßen werden für Lastkraftwagen unpassierbar, und wir müssen zu weit fahren. Das war natürlich vorauszusehen. Wir haben allerdings damit gerechnet, dass es ein paar Jahre länger dauern würde – nun, das lässt sich nicht ändern. Möglich, dass wir am Anfang zu viele Blinde aufgenommen haben. Jedenfalls müssen wir uns jetzt dezentralisieren. Wir können nur auf dem Land weiterleben. Wir müssen uns daher in kleinere Gruppen aufteilen. Wir haben den Standard so bestimmt, dass pro Gruppe auf je eine sehfähige Person zehn Blinde kommen, plus Kinder in unbestimmter Zahl.
    Sie haben hier ein gutes Stück Land, das ohne weiteres zwei Gruppen aufnehmen kann. Wir werden Ihnen siebzehn Blinde zuweisen, das macht mit denen, die hier sind, zwanzig – selbstverständlich wieder plus Kinder in unbestimmter Zahl.«
    Ich starrte ihn entgeistert an.
    »Sie wollen allen Ernstes behaupten, dass zwanzig Erwachsene und ihre Kinder von diesem Stück Land leben können?«, sagte ich. »Das ist ganz und gar unmöglich. Wir haben uns schon gefragt, ob es für uns reicht.«
    Er schüttelte zuversichtlich den Kopf.
    »Es ist durchaus möglich. Und was ich Ihnen anbiete, ist das Kommando über die beiden Gruppen, die wir hier einquartieren werden. Offen gesagt, falls Sie ablehnen, setzen wir einen anderen her. Wir dürfen uns in diesen Zeiten keine Vergeudung leisten.«
    »Aber schauen Sie sich den Besitz an«, wiederholte ich. »Es ist einfach nicht zu machen.«
    »Ich versichere Ihnen, es ist zu machen, Mr. Masen. Natürlich müssen Sie Ihren Lebensstandard ein bisschen senken – das müssen wir alle in den nächsten Jahren, aber sobald die Kinder herangewachsen sind, haben Sie Arbeitskräfte und können Ihre Basis verbreitern. Sechs oder sieben Jahre werden Sie sich plagen müssen – dagegen lässt sich nichts tun. Dann aber können Sie allmählich nachlassen, bis Sie nur mehr die Aufsicht führen. Das ist doch gewiss ein schöner Gewinn für ein paar Jahre Plage? Welche Aussichten haben Sie denn jetzt? Nichts als schwere Arbeit bis ans Ende – und Ihre Kinder würden es nicht besser haben, auch sie müssten sich abmühen um das nackte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher