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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (German Edition)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (German Edition)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (German Edition)
Autoren: John Wyndham
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Leben. Woher sollen unter solchen Umständen die künftigen Führer und Verwalter kommen? Wenn Sie so weitermachen, sind Sie in zwanzig Jahren verbraucht und doch noch in den Sielen – und alle Ihre Kinder werden Bauerntölpel. Bei uns werden Sie Chef eines Clans, der für Sie arbeitet, und darüber hinaus erhalten Sie ein Erbe, das Sie Ihren Söhnen weitergeben können.«
    Langsam dämmerte es mir. Erstaunt sagte ich: »Verstehe ich recht, Sie bieten mir ein Lehen an – eine Art Feudalherrschaft?«
    »Aha«, sagte er. »Ich sehe, Sie fangen an zu begreifen. Ein solches System ist unter den gegebenen Umständen die nächstliegende und natürlichste Gesellschafts- und Wirt schaftsform.« Kein Zweifel, dass es dem Mann mit diesem Projekt vollkommen ernst war. Ich wich einer Erörterung aus, indem ich wiederholte: »Aber so viele kann dieses Stück Land nicht ernähren.«
    »Sie werden sie ein paar Jahre lang wohl hauptsächlich mit Triffidmaische durchbringen müssen. An diesem Material wird es Ihnen in absehbarer Zeit nicht mangeln.«
    »Das ist ja Tierfutter!«, sagte ich.
    »Aber nahrhaft und vitaminreich, wie ich höre. Und Bettler – besonders blinde Bettler – dürfen nicht wählerisch sein.«
    »Ich soll also all diese Leute aufnehmen und ihnen Viehfutter vorsetzen?«
    »Hören Sie, Mr. Masen. Gäbe es uns nicht, wären weder diese Blinden noch ihre Kinder jetzt am Leben. Sie haben zu tun, was wir ihnen sagen, zu nehmen, was wir ihnen geben, und dankbar zu sein für alles, was sie kriegen. Sollten sie ablehnen, was wir ihnen anbieten – nun, dann ist das ihr sicherer Tod.«
    Ich hielt es im Augenblick für unklug, mich zu dieser Philosophie zu äußern. Ich wandte mich einem anderen Aspekt zu: »Und welche Funktion haben Sie und der Ausschuss dabei?«
    »Oberste Gewalt und gesetzgebende Befugnisse liegen beim Ausschuss. Er regiert. Er hat auch den Oberbefehl über die Streitkräfte.«
    »Streitkräfte?«, wiederholte ich verblüfft.
    »Gewiss. Die Streitkräfte werden nach Bedarf aus den Feudalherrschaften, wie Sie sie genannt haben, ausgehoben. Dafür haben diese das Recht, sich bei Angriffen von außen oder bei Unruhen im Innern an den Ausschuss zu wenden.«
    Es verschlug mir geradezu die Sprache.
    »Eine Armee! Könnte nicht eine kleine, schnelle Polizeitruppe …?«
    »Ich sehe, Sie haben die Lage noch nicht in ihrer ganzen Tragweite erfasst, Mr. Masen. Die Heimsuchung, die uns betroffen hat, war, wie Sie wissen, nicht auf die Inseln beschränkt. Sie war weltweit. Überall herrscht das gleiche Chaos – wäre das nicht der Fall, hätten wir es erfahren –, und wahrscheinlich gibt es in jedem Land einige Überlebende. Nun versteht es sich von selbst, nicht wahr, dass das erste Land, das wieder hochkommt und bei sich Ordnung schafft, die Chance hat, auch anderwärts Ordnung zu schaffen? Sollten wir das einem anderen Land überlassen und zusehen, wie es die führende Macht Europas wird – und vielleicht nicht nur Europas? Sicherlich nicht. Natürlich ist es unsere nationale Pflicht, danach zu trachten, bald wieder hochzukommen und die führende Macht zu werden, sodass es nicht zur Bildung einer gefährlichen Opposition gegen uns kommen kann. Je früher wir eine Streitmacht aufstellen können, die jeden Angreifer abschreckt, umso besser.«
    Eine Zeit lang herrschte Schweigen. Dann lachte Dennis gezwungen auf: »Herrgott! Da haben wir all das durchgemacht – und jetzt will der Mann einen Krieg führen!«
    Torrence sagte kurz: »Ich bin, scheint es, nicht verstanden worden. Das Wort ›Krieg‹ ist eine ungerechtfertigte Übertreibung. Es wird sich nur um Befriedungsaktionen bei Stämmen handeln, die in Barbarei und Gesetzlosigkeit zurückgesunken sind.«
    »Falls die nicht auf den gleichen menschenfreundlichen Gedanken gekommen sind«, bemerkte Dennis.
    Ich merkte, dass sowohl Josella wie Susan mich unverwandt anblickten. Josella deutete auf Susan, und ich ahnte, warum.
    »Darf ich klarstellen?«, sagte ich. »Sie erwarten also von uns drei Sehfähigen, dass wir die volle Verantwortung für zwanzig blinde Erwachsene und eine unbestimmte Anzahl Kinder übernehmen. Es kommt mir vor …«
    »Blinde sind nicht ganz arbeitsunfähig. Sie können eine Menge leisten, sich um die eigenen Kinder kümmern und bei der Zubereitung des Essens mithelfen. Ist die Sache richtig organisiert, lässt sich vieles auf Überwachung und Anleitung beschränken. Aber es werden nur zwei sein, Mr. Masen – Sie und Ihre Frau, nicht
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