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Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Ronald Malfi
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nicht, weil sie mich dazu bringen wollte, über die Vergangenheit zu reden.
    »Ich vermute, du hast uns irgendwie vom Erdboden verschwinden lassen«, sagte Jodie, dankbarerweise das Thema wechselnd.
    » Das muss hier – «
    » Da « , unterbrach sie. Aufregung schwang in ihrem Tonfall mit. » Da unten! «
    Im Tal war ein Städtchen, das aus der Schneedecke zu sprießen schien. Ich erkannte das Straßennetz und die Beleuchtung, die aussah wie Weihnachtskugeln. Zweigeschossige Ziegelbauten und kleine Geschäfte erhoben sich aneinandergedrängt, als wollten sie sich gegenseitig wärmen.
    Die Hauptstraße zog sich geradewegs durch die idyllische Innenstadt und zu den Bergen, wo in der Ferne einzelne Grüppchen winziger Häuser wie Fliegenpilze aus den Feldern ragten. Ein dichter Kiefernwald umgab den Ort, und ich meinte, zwischen den Bäumen Wasser glitzern zu sehen.
    Jodie lachte. » Ach, verarsch mich nicht. Das sieht wie eine gottverdammte Modelleisenbahnlandschaft aus. «
    » Willkommen in Westlake « , scherzte ich. » Nächster Halt – Jupiter. «
    Ich nahm die Ausfahrt und steuerte den Honda behutsam das eisige Tal hinab. Wir erreichten eine T-Kreuzung und Jodie las den Zettel mit der Wegbeschreibung, den ich ins Handschuhfach gelegt hatte. Wir bogen links ab und waren im Nu mitten in der Stadt, wo wir die Namen der Läden auf uns wirken ließen – Wäscherei Clee und Zippys Auto-Ersatzteile, Video-Guru oder Tonys Musiktempel. Die beiden einfallsreichsten waren ein Friseursalon namens FÜR HAARBEHINDERTE und ein Saloon im Wildweststil mit allem Drum und Dran, Schwingtüren und Pferdestange, der TEQUILA MOCKINGBIRD hieß.
    Jodie und ich stöhnten gleichzeitig auf.
    Dann fanden wir die Waterview Court und folgten der Straße, bis sie schließlich einspurig wurde. Die Bäume streiften den Wagen zu beiden Seiten.
    » Ist es dir aufgefallen? «
    » Was aufgefallen? « , fragte ich.
    » Waterview. Das ist der Name deines letzten Buches. «
    » Vielleicht noch eines deiner heißgeliebten Omen « , erwiderte ich, » aber diesmal ein gutes. «
    Die Waterview stellte sich als Sackgasse heraus. Beheizte kleine Häuser zogen sich entlang der Gasse und ihre Dächer stöhnten unter der Schneelast.
    » Da ist er « , deutete ich und hämmerte zweimal auf die Hupe.
    Adam stand dick in eine knallrote Skijacke eingepackt mit Strickmütze und Winterstiefeln mitten auf dem Asphalt. Unter seinem Arm klemmte ein aufgerollter Plastikschlauch, und hinter ihm tollten zwei aufgedunsene Kleckse im Schnee: Jacob und Madison, mein Neffe und meine Nichte.
    Strahlend hupte ich ein drittes Mal, dann setzte ich mehrmals zurück und fuhr wieder vor, bis ich am Gehsteig parken konnte. Der Unterboden knirschte, als der Honda über einen Haufen festen Schnee rollte. Jodie stieg aus, noch bevor wir standen. Sie rannte zu Adam und drückte ihn, indem sie einen Arm um seinen Hals legte. Dann gab sie ihm einen kurzen Schmatz auf die linke Wange. Mein Bruder ist sehr groß, und Jodie reichte ihm gerade bis zur Schulter.
    » Hey, Sackgesicht « , rief ich beim Aussteigen. » Flossen weg von meiner Frau. «
    » Komm her « , grinste Adam und nahm meine Hand, um mich herzlich in die Arme zu schließen. Er roch nach Aftershave und Feuerholz, was mich einen Moment lang zur Nostalgie verleitete. Unser Vater hatte genau so gerochen, als wir noch klein waren und in der Stadt wohnten. » Mann « , begann er. Sein feuchtwarmer Atem streifte meinen Hals. » Tut gut, dich wiederzusehen, Bruder. «
    Nachdem wir voneinander abgelassen hatten, musterte ich ihn. Er war immer noch kräftig gebaut und hatte diesen stechenden, aufgeweckten Blick, der Strenge vermittelte, ohne gleich Charme und Umgänglichkeit in Zweifel zu ziehen. Dieser Vorzug machte sich auch in seinem Job bezahlt; er war Polizist, wie er es sich schon als Kind ausgemalt hatte. Wie aus heiterem Himmel überkam mich ein Gefühl von Stolz, bei dem meine Knie weich wurden.
    » Siehst gut aus « , befand ich.
    » Kinder! « , rief Adam über die Schulter.
    Jacob und Madison stellten sich links und rechts neben ihren Vater, nachdem sie sich mühselig aus dem Schnee gewälzt hatten. Sie zupften Handschuhe, Wollkappen und verrutschte Ohrenschützer zurecht.
    » Mein Gott, ihr seid aber groß geworden « , stellte ich fest.
    » Erinnert ihr zwei euch noch an Onkel Travis? « , fragte Adam.
    Ich ging in die Hocke, um ihnen auf Augenhöhe zu begegnen.
    Madison zierte sich und trat einen Schritt zurück. Als ich
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