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Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Titel: Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt
Autoren: Campus
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Mühlen der Anhänger der Leidenschaftstheorie. Doch nun wollen wir uns das Ergebnis einmal genauer ansehen: Ganz oben auf der Liste der genannten Leidenschaften stehen: Tanzen, Hockey (Sie erinnern sich, wir sprechen von kanadischen Studenten), Skifahren, Lesen und | 31 | Schwimmen. Keine Frage, bei all diesen Beschäftigungen sind sie bestimmt mit dem ganzen Herzen dabei, aber nicht einer von ihnen wird diese Leidenschaft zu seinem Beruf machen wollen. Die Studie belegte, dass nur bei 4 Prozent der genannten Leidenschaften irgendein Bezug zu Schulausbildung oder Beruf bestand, die restlichen 96 Prozent bezogen sich ausschließlich auf Hobbys wie Sport und Kunst.
    Lassen Sie sich einen Moment lang Zeit, um dieses Forschungsergebnis zu verdauen – immerhin versetzt es der Leidenschaftstheorie einen schweren Schlag. Wie bitte schön sollen wir unserer Leidenschaft folgen, wenn es doch keine relevanten Leidenschaften in unserem Leben gibt? Eines steht jedenfalls fest: Die große Mehrheit der kanadischen Studenten braucht eine andere Strategie für die Berufswahl.
Schlussfolgerung 2: Leidenschaft braucht Zeit
    Die Professorin Amy Wrzesniewski arbeitet an der Yale University und erforscht menschliches Verhalten in Betrieben, darunter auch die Mitarbeiterzufriedenheit. In ihrer bahnbrechenden Arbeit, die bereits während ihrer Studienzeit im Journal of Research in Personality veröffentlicht wurde, erforschte sie den Unterschied zwischen Job, Karriere und Berufung. 7 Laut Wrzesniewskis Definition handelt es sich bei einem Job um die Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, während eine Karriere den Weg zu besser bezahlter Arbeit eröffnet. Mit Berufung meint sie Arbeit, die einen wesentlichen Bereich des Lebens ausfüllt und mit der sich der Betreffende identifiziert.
    Wrzesniewski befragte Arbeitnehmer aus den unterschiedlichsten Berufen, vom Arzt über den Programmierer zum Verwaltungsangestellten, und stellte fest, dass die meisten Menschen angeben, dass ihre Erwerbstätigkeit in eine der drei genannten Kategorien passt. Eine mögliche Erklärung für diese unterschiedliche Klassifizierung ist, dass manche Tätigkeiten interessanter sind als andere. Nach der Leidenschaftstheorie ist es ja so, dass | 32 | bestimmte Erwerbstätigkeiten, wie die Berufe Arzt oder Lehrer, mit einer bestimmten Leidenschaft assoziiert werden und deshalb nur von Menschen ausgeübt werden sollten, die sich dazu berufen fühlen, während zu weniger aufregenden Erwerbstätigkeiten – denen sich niemand in seinen Tagträumen hingibt – sich in der Regel auch niemand berufen fühlen dürfte. Wrzesniewski wollte diese Theorie überprüfen und befragte dazu eine Gruppe von Verwaltungsangestellten der Universität, die alle dieselbe Position innehatten und mit nahezu identischen Aufgaben betraut waren. Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass diese Erwerbstätigkeit zu jeweils etwa einem Drittel in die drei Kategorien Job, Karriere und Berufung fiel. Anders ausgedrückt, kann anhand der Art der Erwerbstätigkeit nicht darauf geschlossen werden, ob sie den Leuten gefällt oder nicht.
    Die Befürworter der Leidenschaftstheorie werden nun vermutlich einwenden, dass in Positionen wie der eines Verwaltungsangestellten die unterschiedlichsten Menschen arbeiten. Manche haben sich dafür entschieden, weil sie etwas für den Universitätsbetrieb übrighaben, weshalb ihnen ihr Job Spaß machen dürfte. Bei anderen gaben die Sicherheit dieses Arbeitsplatzes und die damit verbundenen Sozialversicherungsleistungen den Ausschlag für ihre Bewerbung, sodass Spaß und Freude weniger vorhanden sind.
    Doch damit gab sich Frau Professor Wrzesniewski noch nicht zufrieden. Sie befragte ihre Probanden erneut, diesmal nach den Gründen für die individuelle Klassifizierung ihrer Tätigkeit. Dabei stellte sie fest, dass die Anzahl der Berufsjahre bei der Einstufung der Tätigkeit eine erhebliche Rolle spielte. Anders ausgedrückt, hieß das, je mehr Erfahrung ein Verwaltungsangestellter darin gesammelt hatte, umso höher war die Wahrscheinlichkeit, dass ihm sein Job Freude bereitete.
    Dieses Forschungsergebnis versetzt der Leidenschaftstheorie einen weiteren Schlag. Wrzesniewski Forschungsergebnis besagt, dass die zufriedensten und leidenschaftlichsten Mitarbeiter nicht diejenigen waren, die sich zu ihrer Tätigkeit berufen gefühlt hatten, sondern die so lange darin gearbeitet hatten, dass sie richtig | 33 | gut waren. Denken Sie doch mal darüber nach.
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