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Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Titel: Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt
Autoren: Campus
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Das ergibt doch Sinn, oder? Nach vielen Jahren der Berufstätigkeit ist man nun mal besser und effizienter als am Anfang seiner beruflichen Laufbahn. Außerdem wirkt sich das über Jahre gewachsene gute Verhältnis zu den Kollegen positiv auf die Zufriedenheit am Arbeitsplatz aus, ganz davon zu schweigen, dass man sieht, dass andere von der eigenen Tätigkeit profitieren. Wichtig in diesem Zusammenhang ist jedoch für mich, dass diese durchaus schlüssige Erklärung in klarem Widerspruch zu der Leidenschaftstheorie steht, die ja proklamiert, dass man sofort sein Glück im Beruf findet, sofern dieser auf die persönlichen Leidenschaften ausgerichtet ist.
Schlussfolgerung 3: Leidenschaft stellt sich von alleine ein, wenn man seinen Job beherrscht
    Gleich zu Beginn seines berühmten TED-Vortrags mit dem Titel On the Surprising Science of Motivation (sinngemäße Übersetzung: Über die erstaunliche Wissenschaft der Motivation) ging Autor Daniel Pink auf sein Buch Drive ein und erzählte seinem Publikum, dass er die letzten Jahre damit verbracht hätte, Motivation zu untersuchen. »Ich kann Ihnen schon so viel verraten, damit werde ich noch lange, lange Zeit beschäftigt sein. Schauen Sie sich doch mal die Forschungsergebnisse an. Dann sehen Sie, dass eine riesige Kluft zwischen diesen Ergebnissen und ihrer Umsetzung in der Geschäftswelt klafft.« Mit »Forschungsergebnissen« bezeichnet Pink, zumindest in weiten Teilen, die 40 Jahre alte Selbstbestimmungstheorie der Motivation (Self-Determination Theory – SDT), das Beste, was die Wissenschaft derzeit als Erklärung dafür anbieten kann, dass uns manche Dinge geradezu beflügeln, während uns andere völlig kaltlassen. 8
    Die SDT besagt, dass Motivation – ob nun am Arbeitsplatz oder anderswo – davon abhängt, ob drei grundlegende Bedürfnisse befriedigt werden. Diese Faktoren werden als »Nährstoffe« bezeichnet, die essentiell für eine Selbstmotivation sind: | 34 |
Autonomie: das schöne Gefühl, den Tagesablauf selbst bestimmen zu können und dass die eigenen Handlungen von Bedeutung sind.
Kompetenz: das Gefühl, in dem, was man tut, gut zu sein.
Zugehörigkeit : das Gefühl von Verbundenheit mit anderen Menschen.
    Der zuletzt genannte Faktor ist für mich der am wenigsten überraschende. Wer ein gutes Verhältnis zu seinen Kollegen hat, hat zugleich mehr Freude an der Arbeit. Das versteht sich ja von selbst. Die anderen beiden Punkte sind da schon interessanter. Keine Frage, Autonomie und Kompetenz gehören zusammen. In den meisten Jobs ist der Lohn für gute Arbeit nicht nur das persönliche Gefühl, stolz auf sich zu sein, sondern sie führt in der Regel auch dazu, dass einem mehr Verantwortung übertragen wird. Damit lassen sich auch Amy Wrzesniewskis Forschungsergebnisse erklären. Möglicherweise ist ein Grund dafür, dass erfahrenen Verwaltungsangestellten ihre Arbeit Spaß bereitet: Es braucht eben Zeit, um Kompetenz und Autonomie zu erreichen, die wiederum ursächlich für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz sind.
    Ebenso interessant ist jedoch, was nicht auf dieser Liste der grundlegenden Bedürfnisse steht. Jede Wette, Ihnen ist aufgefallen, dass da nichts von wegen »Anpassung von Arbeit an vorhandene Leidenschaften« steht, sich das folglich auch nicht auf unsere Motivation auswirkt. Ganz im Gegenteil, die Voraussetzungen sind mehr allgemeiner Natur und beziehen sich nicht auf bestimmte Berufe. Kompetenz und Autonomie lassen sich von vielen Leuten in den unterschiedlichsten Bereichen erzielen, solange sie willens sind, hart genug zu arbeiten, um wirklich gut in ihrem Job zu sein. Zugegeben, diese Erkenntnis ist schwerer zu schlucken als »Folge deiner Leidenschaft, und du bist sofort glücklich in deinem Job«, aber Sie wissen selbst, dass auf jeden Fall etwas dran ist. Anders ausgedrückt: Kompetenz sticht Leidenschaft. | 35 |

KAPITEL 3
    LEIDENSCHAFT IST GEFÄHRLICH
    In diesem Kapitel zeige ich, dass die Leidenschaftstheorie kein geeigneter Weg zum Glück ist.
Die Entstehung der Leidenschaftstheorie
    Es ist unmöglich, den exakten Zeitpunkt auszumachen, wann zum ersten Mal der Rat, der Leidenschaft zu folgen, aufkam. Vermutlich passierte das in den 1970er Jahren, und den Anstoß gab Richard Bolles’ Bestseller Durchstarten zum Traumjob . Der Autor arbeitete damals für die Bischofskirche und beriet Geistliche, die an der Universität arbeiteten und von Arbeitslosigkeit bedroht waren. Seine Erstausgabe von Durchstarten zum Traumjob war im Grunde
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