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Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Titel: Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt
Autoren: Campus
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einen Mordshunger verspürt und gewusst, dass ich in wenigen Augenblicken eine fantastische Mahlzeit serviert bekommen würde – so habe ich damals empfunden.«
    Thomas’ neues Leben als Mönch fing gut an. Ihm war eine kleine Hütte zugewiesen worden, die neben vielen anderen in dem Wald hinter dem Hauptgebäude stand. Kurze Zeit nach seiner Ankunft in dem Kloster wollte Thomas von einem älteren Mönch wissen, der seit mehr als 15 Jahren in einer ähnlichen Hütte lebte, ob es ihm denn nicht zu viel wäre, jeden Tag den Pfad von den Behausungen zum Kloster zu laufen. »Ich fange gerade erst an zu lernen«, lautete dessen geistreiche Antwort.
    Je nach Jahreszeit fing der Tag im Kloster gegen halb fünf Uhr morgens an. In völligem Schweigen begrüßten die Mönche den neuen Tag mit einer Meditationsrunde in der Haupthalle, die zwischen 40 und 80 Minuten dauerte. Die Aussicht durch die gotischen Fenster an der Frontseite des Gebäudes war spektakulär, doch die ins Gebet versunkenen Mönche und Schüler konnten von ihren Matten aus keinen Blick auf die prächtige Landschaft werfen. Die Halle wurde mithilfe von zwei Kameras überwacht. | 9 | Thomas erklärte mir den Grund dafür: »Wer einschlief, ließ sich von einem der Mönche mit einem Stockhieb wecken, sofern er das wollte.«
    Nach dem Frühstück, das ebenfalls in der großen Halle eingenommen wurde, bekam jeder eine Aufgabe zugeteilt. Thomas verbrachte einen Teil des Tages mit Haushaltsaufgaben wie dem Toilettenputzen, wurde aber auch damit betraut, sich um das Layout der Klosterzeitung zu kümmern. Viel Raum wurde auch der Meditation eingeräumt sowie den Gesprächen mit älteren Mönchen und rätselhaften Dharma-Lektionen. Vor dem Abendessen war Pause angesagt. Thomas nutzte diese Ruhezeit oft, um ein Feuer in dem Holzofen seiner Hütte anzufachen, da die Nächte in den Bergen meist sehr kalt waren.
    Thomas’ Probleme fingen mit den Zen-Kans an. Dabei handelt es sich um Anekdoten oder Sentenzen, die eine beispielhafte Handlung eines Zen-Meisters darstellen und häufig als Frage verpackt sind. Auf den Laien wirken sie meist paradox, unverständlich oder gar sinnlos. Bei der Suche nach der Lösung eines solchen Rätsels darf nicht mit logischen Argumenten vorgegangen, sondern es sollte versucht werden, die Realität intuitiv zu erfassen. Als Thomas mir dieses Konzept zu erklären versuchte, griff er auf ein Beispiel aus seiner Anfangszeit in dem Kloster zurück: »Zeig mir einen unbewegten Baum in einem heftigen Sturm.«
    »Ich habe keine Ahnung, was damit gemeint sein könnte«, wehrte ich ab.
    »In einem Gespräch mit einem Mönch«, erklärte mir Thomas, »muss man auf so etwas ganz spontan antworten, ohne zu überlegen. Wer auch nur einen Moment lang zögert, wird des Raumes verwiesen, und das Gespräch ist damit zu Ende.«
    »Tja, so wäre es mir wohl ergangen.«
    »Interessiert dich meine Antwort auf diesen Kan?«, fragte er mich. »Ich habe mich aufrecht hingestellt wie ein Baum und meine Hände sanft auf- und abbewegt, als würde ein Wind durch sie hindurchfahren. Der springende Punkt war, dass es dafür keine Worte gibt.« | 10 |
    Ein junger Schüler, der sich ernsthaft mit dem Zen-Buddhismus auseinandersetzt, stößt meist schon am Anfang seiner Klosterzeit auf eine besonders harte Nuss: den Mu-Kan. Wer dieses Rätsel löst, hat das erste von den »acht Toren« des Zen-Buddhismus durchschritten. Doch wird dieser Meilenstein nicht bewältigt, gilt dies als untrügliches Zeichen dafür, dass der Schüler den Buddhismus nicht ernst nimmt. Es kam mir so vor, als ob Thomas nur zögerlich mit der Antwort auf diesen Kan herausrücken wollte. Aufgrund meiner Recherchen zum Thema Zen-Buddhismus verstand ich aber auch, weshalb das so war. Da die Grenzen logischen Denkens bei der Suche nach der Antwort durchbrochen werden sollen, kann es passieren, dass ein Außenstehender den höheren Sinn darin nicht versteht. Deshalb drängte ich Thomas auch nicht, weiter ins Detail zu gehen. Stattdessen googelte ich danach – hier eines der Ergebnisse:
    Ein Pilger auf Reisen fragte den Großen Meister Joshu: »Besitzt ein Hund eine Buddhanatur oder nicht?« Joshu antwortet: »Mu.«
    Im Chinesischen hat Mu die Bedeutung nichts, völlige Leere, was sich auch als Nein interpretieren lässt. Wie also lässt sich diese Antwort deuten? Thomas hat damals mehrere Monate mit der Antwort auf diesen Kan gerungen und sich auf so gut wie nichts anderes mehr konzentriert. »Ich habe
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