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Die Trantüten von Panem

Die Trantüten von Panem

Titel: Die Trantüten von Panem
Autoren: The Harvard Lampoon
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beginnt zu rasen. Das ist alles sooo gefährlich!
    Ich spanne den Bogen und lasse einen Pfeil durch die Luft sausen. Eine Kuh geht zu Boden. Wir sprinten auf sie zu. Carola und ich fesseln ihre Läufe und zerren sie in den Wald Richtung Zaun, zurück zur Zivilisation. Selbst die Kuh seufzt erleichtert auf, als Carola ihr schließlich den Hals aufschlitzt.
    Ich greife in das Tier, reiche Carola das T-Bone-Steak und das Filet, während ich mir das Roastbeef und die Bauchlappen genehmige. Das war eine vortreffliche Jagd. Dank meiner Gewitztheit und meiner Tapferkeit wird meine Familie zumindest die nächsten Tage überleben.
    Allerdings nur, wenn sich meine Mutter dazu aufrafft, für uns zu kochen. Meine Mutter ist eine schreckliche Person. Als mein Vater starb, kam sie überhaupt nicht mehr in die Gänge. Sie verließ kaum noch ihr Zimmer, und Prin und ich mussten tagelang mit trockenen Bagels auskommen. Da wurde mir klar, dass es meine Aufgabe war, mich um die Familie zu kümmern. Schon bald wusste ich, welche Beeren im Supermarkt essbar sind, wie man eine Bluse bügelt und wie man Marmeladenbrote zubereitet. Es ist wirklich ausschließlich mir zu verdanken, dass wir drei noch am Leben sind.
    Das Erntedankfest ist der einzige Tag im gesamten Jahr, der meine Mutter aufheitert. Sie ist ein großer Fan der Hungerspiele und kann gar nicht genug davon bekommen. Wenn der ganze Trubel anfängt, freut sie sich wie ein kleines Kind. Sie klopft an jede Tür, um sich zu vergewissern, dass auch alle Bewohner von Distrikt 12 zu den Festivitäten erscheinen. Sie hat sogar einen speziellen Hut – den Erntedankhut –, den sie bereits im Monat davor aus Vorfreude trägt.
    Ich mache die Haustür auf, das Fleisch in den Armen. Prin ist schon angezogen und sitzt zusammen mit Butterkugel auf dem Boden. »Hier, Prin«, sage ich. »Unser Mittagessen zum Erntedankfest. Aber iss das Fleisch nicht roh. Ich muss es erst kochen.« Mit kleinen Schwestern kann man nicht vorsichtig genug sein.
    »Ich kann mir mein eigenes Mittagessen machen, Kantkiss. Ich bin ja nicht blöd«, entgegnet sie mit süßer Stimme.
    »Ich liebe dich, Prin.«
    »Halt die Schnauze.«
    Prin und ich sind wie Pech und Schwefel. Eigentlich hält mich nur ein einziger Gedanke am Leben: sie vor dem Hungertod zu bewahren. Ich habe meinem Vater versprochen, niemals zuzulassen, dass ihr etwas Schlimmes widerfährt, und dieses Versprechen werde ich halten. Ich habe ihm auch versprochen, niemals zuzulassen, dass ihm etwas Schlimmes widerfährt, aber das habe ich wohl irgendwie komplett vermasselt.
    Ich werfe das Fleisch in die Spüle und ziehe mir die Klamotten an, die meine Mutter für mich aufs Bett gelegt hat. Dann verabschiede ich mich wieder von Prin, sage ihr, dass ich sie gleich beim Erntedankfest sehen werde und mache mich auf, um einen guten Sitzplatz zu ergattern.
    Auf dem Weg treffe ich ein Mädchen aus der Schule. Sie heißt Badge Liebestöter. Ihr Vater ist Bürgermeister Liebestöter, der Bürgermeister des Distrikts 12. Weder sie noch ich haben Freunde in der Schule, sodass wir uns bei so Sachen wie Dreibeinrennen oder Partneryoga oft zusammentun.
    Badge trägt ein hübsches, leichtes Sommerkleid – nicht so ein hässliches Tube-Top, wie es mir meine Mutter herausgelegt hat. Aber wenn man nicht tagein, tagaus sein Leben aufs Spiel setzen muss, um jagen zu gehen und die Familie über Wasser zu halten, kann man auch tolle Kleider tragen.
    Außerdem hat Badge eine wunderschöne goldene Brosche an der Brust, die mir sofort ins Auge springt. Ein goldener Ring umgibt das Emblem eines Spotthendls. 4 Darunter steht geschrieben: NIEDER MIT DEM KAPITAL ! Ich starre auf die Brosche und überlege, was das wohl bedeuten soll.
    4 Leckere Vögel sind für das Kapital so etwas wie ein Schlag ins Gesicht. Zu Zeiten der Rebellion hatte das Kapital eine Reihe gentechnisch veränderter Tiere gezüchtet, unter anderem auch magere Brathendl zu völlig überteuerten Preisen, auch Wiesnhendl genannt. Als dann selbst die Touristen nicht mehr darauf hereinfielen, wurden sie zum Sterben in die Wildnis entlassen. Dort paarten sie sich mit weiblichen Spinatwachteln und schufen eine ganz neue Art, die allerdings genauso aussah und schmeckte wie vorher.
    »Hi, Kantkiss!«, begrüßt sie mich. »Ich wünsche dir viel Glück beim Erntedankfest und hoffe, dass keiner von uns gewählt wird.«
    »Ich hoffe, dass sie dich nehmen!«, kontere ich. Ich kann Badge nicht ausstehen. Sie ist so furchtbar
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