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Die Trantüten von Panem

Die Trantüten von Panem

Titel: Die Trantüten von Panem
Autoren: The Harvard Lampoon
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treffen auf Slimey Sue. Ihr Mund ist zu einem grimmigen Lächeln verzerrt. Sie war es . Aber warum? Habe ich etwa ihren Geburtstag vergessen? Oder liegt es daran, dass ich ihr die Gewürze nicht zurückgegeben habe, die ich mir einmal ausgeborgt hatte? Oder weil ich ihren Mann eines Verbrechens beschuldigt habe, das er nicht begangen hat? Immerhin hat man ihn deshalb hingerichtet. Ich weiß es nicht. Aber was auch immer dieses Desaster ausgelöst haben mag – Sue hat jedenfalls genug Wut im Bauch, um mich als Freiwillige für die Hungerspiele zu melden. Ich wette, es hat was mit ihrem Geburtstag zu tun!
    Alle Augen sind auf mich gerichtet, und ich überlege, ob ich zurücktreten soll. Schließlich habe ich mich ja überhaupt nicht gemeldet. Aber dann kann ich nicht umhin, an die arme, kleine Prin zu denken und entschließe mich, tatsächlich an ihrer Stelle als Tribut in den Ring zu steigen. Ich hoffe nur, dass sie darüber nicht allzu traurig sein wird. Ich trete einen Schritt nach vorn.
    »Ja!«, brüllt Prin und reckt die Faust siegesgewiss gen Himmel. Freudig hüpft sie von der Bühne und mischt sich wieder unter die Menge. Sie fängt sofort an, mit ihren Freundinnen zu kichern und zu schnattern. Ich wette, dass sie insgeheim vor Trauer zerfließt , denke ich und gehe weiter zur Bühne.
    Als ich vor den Stufen stehe und zu Efi hinaufblicke, reicht sie mir ihre mit Diamantenringen bestückte Hand. Ich greife danach und klettere auf die Bühne, um mich neben sie zu stellen. »Ja varreck!«, verkündet sie heiter mit ihrem merkwürdigen Kapital-Dialekt. »Des is ja die erschte freiwillige Tributösn ausm Dischtrikt Zwöfe seit über sechgz Jahr!«
    Niemand klatscht. Es herrscht Totenstille. Jemand furzt. Man muss es der Menge aus Distrikt 12 hoch anrechnen, dass sie anstatt zu applaudieren ihre Arme in die Höhe streckt und sowohl Efi als auch den Kameras den Stinkefinger zeigt.
    Efi ist echauffiert. »Obi mit di Bratzn!«, brüllt sie. »Obi, aber glei!« Niemand gehorcht. »Aaa recht. Des wern die Videoinschenöre sauber wiada aussepixln.« Im Hintergrund hört man ein gepeinigtes Seufzen aus dem Übertragungswagen.
    Ich blicke in die Menge, entdecke meine Mutter, die wie verrückt die Fahne von Distrikt 12 schwenkt und mir die begeistert die Daumen entgegenreckt. Dann sehe ich, wie sich Carola auf die Auswahl des männlichen Tributs vorbereitet. Er starrt auf einen kleinen Handspiegel, kämmt sich die Haare und wirft sich ab und zu ein Küsschen zu.
    Als Efi das Startsignal geben will, nehme ich neben Edelkitsch Platz. Er mustert mich kurz von oben bis unten. »He, Kleine, ich habe da ein echt gutes Gefühl, was dich angeht.« Für einen Sekundenbruchteil fühle ich mich getröstet, ehe er sich an seine Spielerkumpane wendet, zu denen sich bereits einige Buchmacher gesellt haben. »Ich geb ihr eine Chance von dreißig zu eins.« Die Spieler brechen in lautes Rufen aus und wedeln mit dicken Geldbündeln in der Luft herum. Edelkitsch ist nicht nur dafür bekannt, die Hungerspiele gewonnen zu haben, sondern steht auch in dem Ruf, im höchsten Grade spielsüchtig zu sein. Er wettet auf alles – die Hungerspiele, das Wetter, Kopf oder Zahl, selbst auf Ampeln. Einmal hat er sogar mit seiner Großmutter gewettet, dass sie keine Woche ohne ihre Medikamente überleben würde. Er hat gewonnen.
    »He, Edelkitsch!« Einer der Buchmacher versucht, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Auf dem Podium macht Efi einen irritierten Eindruck, was aber den Buchmacher nicht von seinen Geschäften abhält. »Edelkitsch! Wir machen eine Wette auf, dass die Kleine entweder mehr oder weniger als zwei Tribute abmurkst. Bist du dabei?«
    »Was glaubst du denn? Klar!«, ruft Edelkitsch zurück. »Ich sage weniger!« Damit springt er von seinem Stuhl auf und eilt zu dem Buchmacher hinüber. Dabei stolpert er über das Mikrofonkabel, fällt mit dem Kopf voran von der Bühne und landet mit einem dumpfen Knall auf dem Boden. Die Menge verfällt außer dem obligatorischen Furzen erneut in Schweigen.
    Während die Sanitäter versuchen, sich zu Edelkitsch durchzuzwängen, gibt Efi das Startsignal zur Auswahl des männlichen Tributs. Die Kameras zoomen auf den Jungen, der als Letzter die Finger an die Nase gelegt hat. Ich blicke auf den Videowürfel und sehe einen beleibten Jungen, dessen Finger nicht an die Nase gelegt sind, sondern einen großen Brotlaib umklammern.
    »Pita Mehlsack!«, ruft Efi.
    Mir rutscht das Herz in die Hose. Pita Mehlsack.
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