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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich
Autoren: Jonathan Wylie
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Tals zu verdanken. Das gleiche Ereignis hatte wahrscheinlich auch Ardens Tod verursacht, und das war für Gemma schwer zu verkraften.
    »Wir kommen uns immer näher«, erklärte sie Mallory jetzt. »Vielleicht können wir schon bald miteinander sprechen. Das ist der Grund, warum du mich niemals aufwecken darfst. Ich könnte ihn dadurch verlieren.«
    »Meinst du nicht, du machst dir etwas vor?« fragte Mallory so behutsam wie möglich.
    Die grauen Augen blickten sie ruhig an.
    »Er wird zurückkommen. Deswegen bin ich noch hier. Ich werde warten, bis ich mir überlegt habe, wie ich ihm helfen kann.«
    »Ich wüsste etwas, was du sofort tun könntest«, erwiderte Mallory strahlend. »Geh und sag Kragen und den Jungs, dass wir ein paar Kartoffeln für das Abendessen brauchen.«
    Die beiden standen auf. Mallory widmete sich wieder ihrer Backerei. Gemma ging zur Tür, dann zögerte sie.
    »Danke, dass du dich so um mich kümmerst«, sagte sie ruhig.
    »Red keinen Unsinn. Ich finde es schön, dass du hier bist. Wir alle finden es schön.«
    Gemma bedankte sich mit einem Lächeln und ging.
    »Gemma!« rief Mallory ihr hinterher. »Warte nicht zu lange!«
    Als Mallory Gemma zum ersten Mal ins Tal gebracht hatte, war es ein staubiges Zerrbild seiner früheren Blüte gewesen. Der Fluss, von dem es abhängig war, floss für gewöhnlich von Mitte Winter bis in den Spätsommer, allerdings nur jedes zweite Jahr. Dann war er zweimal ausgeblieben. Selbst mit ihrem genialen Bewässerungssystem hatten die Talbewohner die vierjährige Dürre nicht überbrücken können, und ihre einzigartige Gemeinschaft hatte kurz vor dem Zusammenbruch gestanden.
    Doch dann war der Fluss dank Gemmas wundersamer Wiederherstellung der Kräfte des schaukelnden Steins zurückgekehrt, und das Tal war gerettet. Als Gemma auf der Suche nach Mallorys Ehemann über die Felder spazierte, nahm sie die überall zu neuem Leben erwachte Blüte wahr. Der Frühling dieses Jahr war angesichts des neuen Lebens ein Freudenfest, und der Sommer würde das Tal wieder in seiner alten Pracht erleben.
    Wenn nur ... fing sie an zu grübeln, doch dann beschloss sie energisch, den Gedanken und die damit verbundenen Schmerzen zu verdrängen. Mallory hatte recht. Mit Grübeln kam sie nicht weiter.
    Sie fand Kragen und seine beiden Söhne bei Korrekturarbeiten an den Schleusen, die die Wasserkanäle am entlegenen Ende der Farm regelten. Sie waren so in ihre Arbeit vertieft, dass sie ihr Kommen erst bemerkten, als sie nur noch wenige Schritte entfernt war. Kragen hob den Kopf und lächelte so herzlich wie immer.
    »Hallo«, begrüßte er sie. »Schön, dass du wieder auf den Beinen bist.«
    Seine stille und bedachte Art waren der äußere Ausdruck seiner inneren Ruhe. Er besaß zwar nicht Mallorys gedankenschnelle, instinktive Intelligenz, verfügte dafür aber über eine ordentliche Portion gesunden Menschenverstand.
    Zwischen den beiden gab es nur wenige unlösbare Probleme.
    Die Jungen waren mit ihrer Begrüßung weniger zurückhaltend. Sie mochten Gemma sehr gerne und waren ganz begeistert, dass die Heldin des Tales bei ihnen wohnte. An ihre melancholischen Stunden hatten sie sich gewöhnt, und von ihren Eltern wussten sie, dass es besser war, sie gelegentlich in Ruhe zu lassen. An diesem Morgen jedoch war die Begrüßung der Jungen spontan und überschäumend. Sie kamen aus dem Bachlauf gestolpert und rannten auf ihren schlammbedeckten Füßen zu ihr.
    Jon, der gerade mal fünf Jahre alt war, streckte die Arme aus, und Gemma hob ihn hoch, um ihn zu drücken, ohne darauf zu achten, dass er ihre Bluse völlig verdreckte.
    »Donnerwetter, du wirst ja richtig schwer«, meinte sie. Was nicht ganz stimmte. Die beiden waren in der Zeit der Not aufgewachsen, und das sah man. Jon war zu Beginn der Dürre ein kleines Baby gewesen, und er war klein und leicht für sein Alter. Sogar der siebenjährige Vance war zu mager. Aber schon bald würde ihr Zuhause so werden, wie es sein sollte.
    Vance hatte sich damit zufriedengegeben, sich dicht neben sie zu stellen, und fragte: »Willst du uns mit den Schleusen helfen?«
    »Heute nicht. Eure Mutter möchte, dass ihr ein paar Kartoffeln ausgrabt. Ich übernehme das, vorausgesetzt ihr zeigt mir, wo sie sind. Wird langsam Zeit, dass ich mir meinen Unterhalt verdiene.«
    »Ich helfe dir!« erklärte Jon begeistert.
    »Ich auch«, schloss Vance sich an, dann warf er einen Blick zu seinem Vater.
    »Ihr lasst euern Vater glatt im Schlamm stecken, was?«
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