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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich
Autoren: Jonathan Wylie
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meinte Kragen daraufhin, und als er die Unsicherheit im Gesicht seines Sohnes bemerkte, fügte er lachend hinzu: »Na, geht schon. Von jetzt an komme ich auch alleine zurecht.« Er sah Gemma an, und sie wusste, dass er überlegte, ob er sie auf die vergangene Nacht ansprechen sollte.
    »Es geht mir gut«, meinte sie schlicht.
    Kragen lächelte und nickte. »Grabt nicht zu viele aus«, meinte er. »In einem Monat werden sie viel dicker sein.«
    Die drei liefen Hand in Hand zurück über die Felder. Die Jungen plapperten unablässig, zeigten ihrem Gast alles Mögliche und waren stolz darauf, Pflanzen, Bäume und Tiere zu kennen.
    »Das ist eine Saatkrähe«, meinte Jon und zeigte auf den Vogel.
    »Stimmt nicht. Das ist ein ganz normale Krähe«, konterte Vance. »Das sieht man an ihrer Art zu fliegen.«
    »Ist das wirklich keine Saatkrähe, Gemma?« fragte Jon.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Gemma diplomatisch. »Für mich sehen sie alle gleich aus.«
    Das Auftauchen zweier Kaninchen machte dem drohenden Streit ein Ende. Sie kamen aus einer Hecke gesprungen und flitzen in das nahe Wäldchen. Die Jungen verfolgten sie mit sichtlichem Vergnügen. Die Leute im Tal teilten ihre Heimat friedlich mit den Tieren und kamen nicht auf die Idee, sie zu jagen. Das war nur einer der vielen Punkte, die es zu einem ganz besonderen Ort machten.
    An jenem Abend herrschte beim Essen eine festliche Atmosphäre. Jon hatte die Kartoffeln feierlich überreicht. Sie symbolisierten die Auferstehung des Tales, denn sie waren die ersten der neuen Ernte und verhießen eine bessere Zukunft. Niemand aß hier Fleisch - was Gemma mittlerweile nicht mehr seltsam fand -, denn die Menschen zogen es vor, von dem reichen Angebot an Getreide, Gemüse, Nüssen, Früchten und Kräutern zu leben, die das Tal einst hervorgebracht hatte und bald wieder hervorbringen würde.
    Nach dem Essen waren die Jungen trotz ihrer sichtlichen Müdigkeit nicht in der Stimmung, sofort schlafen zu gehen.
    »Erzählst du uns noch eine Geschichte?« bat Vance.
    »Au, ja!« rief Jon und sah Gemma an. »Erzähl uns von den Meyrkats.«
    »Schon wieder?« Dass sie die schon so oft erzählte Geschichte immer noch begeisterte, amüsierte Gemma. »Für die ganze Geschichte haben wir nicht genug Zeit. Welchen Teil wollt ihr hören?«
    »Den Teil, als sie dich ins Bett gebracht haben«, meinte Vance, dann bemerkte er plötzlich seinen Fehler und fügte hinzu: »Und den Teil danach, mit den Wanderern.« Sein Blick wanderte von Gemma zu seiner Mutter.
    »Meinetwegen«, gab Mallory nach. »Aber wenn Gemma fertig ist, geht ihr zwei sofort nach oben.«
    Die Kinder nickten und sahen Gemma erwartungsvoll an.
    »Ihr erinnert euch doch noch, wie die Meyrkats mir mit ihrem Gesang geholfen haben, den Stein zu bewegen?« begann sie. »Danach war ich sehr müde.«
    »Und du hattest dir auch weh getan«, warf Jon ein.
    »Ein wenig«, gab Gemma zu, »aber darum haben sich die Meyrkats gekümmert. Sie haben meine Wunden geleckt, und dann haben sie mich mit dem Tuch aus dem Drachensegel zugedeckt. Ich habe unter den Sternen geschlafen, während sie über mich wachten, und dann, am nächsten Morgen ...«
    Sie hielt inne, um die Erinnerung an die letzte Vision im Monolithen zu verdrängen - das Bild von Ardens Sturz, von seinem Sturz in die vollkommene Dunkelheit - und an die dunkle Botschaft des Steins: »Mein Bruder hat ihn zu sich genommen.« Statt dessen besann sie sich auf die Ereignisse, die darauf folgten.
    »Das war der Beginn der Zeit des Grüns«, sagte sie, und schon überfluteten sie die Erinnerungen.
3 . KAPITEL
    Der gewaltige schaukelnde Stein überragte Gemma. Sie stand mit dem Rücken zu ihm und hatte den Blick hinaus in die weite Diamantenwüste gerichtet. Es war eine bedrohliche Ödnis aus Sand, braunem Gestein und Dornengestrüpp, die sich unzählige Meilen in sämtliche Richtungen erstreckte.
    Sie betrachtete die drei Meyrkats, die vor ihr hockten und warteten. Die Geschöpfe reichten ihr gerade bis ans Knie, selbst wenn sie aufrecht auf den Hinterbeinen standen. Sie hatten alle braunes Fell, kleine runde Ohren und spitz zulaufende Gesichter mit dunkleren Ringen um kleine, glänzende Augen. Fast sahen sie aus wie große Eichhörnchen, doch die Krallen an ihren Vorderpfoten waren wie geschaffen fürs Graben, und ihre langen Schwänze waren dünn.
    Bei ihrem ersten Treffen mit den Myrkats hatte Gemma zu ihrer Verblüffung herausgefunden, dass sie mit ihnen per Gedankenübertragung
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