Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Totenfalle

Die Totenfalle

Titel: Die Totenfalle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hatte. Während der Fahrt erinnerte sie sich wieder an die Zeit, als ihre Chefin noch lebte. Beide hatten sehr gut zusammengearbeitet, und Yvonne war wirklich so etwas wie eine Vertraute gewesen.
    Nun fielen ihr auch wieder die Worte ein, die Tabitha des öfteren zu ihr gesagt hatte.
    »Du wirst noch an mich denken, auch wenn ich tot bin. Darauf kannst du dich verlassen.«
    Ja, sie hatte an Tabitha gedacht. Mehr als ihr lieb gewesen war, zumindest zu Beginn, als die verstorbene Geistheilerin ihr die schrecklichen Alpträume geschickt hatte.
    Da hatte sie nicht gewußt, wie sie in ihrer Angst hätte reagieren sollen. Hätte sie nur gewartet, denn nun war das alte Verhältnis zwischen ihr und Tabitha wieder hergestellt. Das Vertrauen stand wieder fest wie eine Mauer, und sie würde einen Teufel tun, es noch einmal zu mißbrauchen. Nein, das auf keinen Fall.
    So fuhr sie durch den Dunst. Trotz ihrer Nervosität bewegte sie sich sicher im Londoner Verkehr. Zwar rutschte so mancher Fluch über ihre Lippen, aber sie kam einigermaßen gut voran und lag auch noch günstig in der Zeit.
    Das würde ein Fest werden!
    Ein Totenfest, wie es London nie zuvor erlebt hatte. All die Menschen, die der Verstorbenen huldigten, die sich noch einmal an ihrem Grab versammelten und gar nicht ahnten, was ihnen bevorstand. Sie rechneten ja nicht damit, wie gut Tabitha war, wie außergewöhnlich, daß es für sie keine Grenzen gab, denn sonst hätte sie nie heilen können. Das würde ein Erwachen werden, wenn all die Patienten Tabitha noch einmal erlebten. Herrlich und furchtbar zugleich. Yvonne kicherte schrill, als sie daran dachte. Sie war in Schweiß gebadet, es machte ihr nichts aus. Wichtig war allein, daß sie vorankam, und das würde sie auch.
    Der Friedhof!
    Sie sah ihn bereits, und sie rollte wenig später auch auf den Parkplatz, wo sie abrupt bremsen mußte, denn vor ihr stand ein Fahrzeug leider quer. Der Platz war bereits voll, Yvonne fluchte, setzte weder zurück noch zur Seite, sondern ließ ihn stehen. Raus und weg!
    Seltsame Stimmen umgaben sie. Es hörte sich an, als wären Geister dabei, sich untereinander zu verständigen. Dabei waren es nur die Stimmen der Besucher, die im Nebel so verändert klangen, als kämen sie aus einer anderen Welt.
    Die Spiegelscherbe hatte sie mitgenommen. Noch neben dem Wagen stehend wickelte sie ein Taschentuch um die Scherbe und auch um ihre Hände. Das Brennen an den Händen spürte sie doch. Während des Vorgangs schaute sie nach vorn und bekam mit, wie sich der Nebel Stück und Stück erhellte und auflöste. Immer dann, wenn der Docht einer neuen Kerze brannte.
    Für Yvonne war es ein wunderbares Bild. Sie mußte daran denken, daß diese Leute alle gekommen waren, um der großen Tabitha zu huldigen, und das war einfach wundervoll.
    Lächelnd ging sie weiter.
    Nein, sie brauchte nicht dorthin, wo sich die anderen befanden. Sie würde direkt zum Grab gehen und ihre Chefin dort erwarten. So wie sie Tabitha schon im Spiegel gesehen hatte, so würde sie ihr auch auf dem nebligen Friedhof erscheinen.
    Als Geist, so herrlich, auch strahlend, eben über all den normalen Dingen stehend.
    Ja, das war gut.
    Sie entfernte sich von den anderen, weil sie einen anderen Weg zum Grab nehmen wollte. Ihre Waffe aber hielt sie fest…
    ***
    Niemand hatte uns daran gehindert, auf das Grab zuzugehen. Es waren nur wenige Schritte gewesen, bis wir am oberen Rand des flachen Hügels standen und auf das niederschauten, das uns bereits von Mark Freeman erklärt worden war. Die aufgewühlte Erde. Beide hielten wir für einen Moment den Atem an, um ihn dann zischend wieder auszustoßen. »Sag was«, forderte ich Suko auf.
    »Sieht nicht gut aus, Alter.«
    »Sondern?«
    »Erinnere dich an Zombie-Gräber. Erkennst du hier einen Unterschied zu denen?«
    »Im Prinzip nicht.«
    »Es kann also heißen, daß unsere unbekannte Freundin das Grab verlassen hat.« Ich hob die Schultern. »Sicher.«
    »Und wie wollen wir das genau feststellen?«
    »Durch einen Test.«
    Suko fragte nicht, was ich vorhatte, denn er konnte es sich leicht denken. Vielleicht war es mit meinem Kreuz möglich, das Grab magisch zu entseuchen. Um mir Platz zu schaffen, trat er nach rechts weg und stellte sich an der Breitseite des Grabes auf. Er beobachtete mich dabei, und ich griff bereits nach dem Kreuz, als von Suko ein »Moment mal!« herüberwehte.
    »Was ist denn?«
    »Augenblick.« Mein Freund beugte sich vor und ließ seinen Blick über die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher