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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi
Autoren: Rebecca Michéle
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gestern Abend anlässlich von Lady Tremaines Geburtstag auf Higher Barton ein Fest mit rund drei Dutzend Gästen gefeiert wurde. Da müsste doch festzustellen sein, ob die Tote unter den Gästen gewesen war, und man sollte alle Anwesende einer Befragung unterziehen. Hilfreich wäre es auch, Fingerabdrücke von jedem Gast zu nehmen und diese mit den Abdrücken in der Bibliothek zu vergleichen.“
    „Sagen Sie mir nicht, wie ich meine Arbeit zu machen habe.“ Warden stand auf und kam um den Schreibtisch herum.Seine Haltung signalisierte, dass er das Gespräch für beendet erachtete. „Meine liebe Miss Clarence, es ist eine Tatsache, dass heute Morgen keine tote Person auf Higher Barton zu finden war. Wahrscheinlich haben Sie zu viele Kriminalromane gelesen oder Miss-Marple-Filme gesehen. Nein, lassen Sie mich aussprechen“, sagte er laut, als Mabel ihn unterbrechen wollte, „und lassen Sie mich raten: Ihr Lieblingsfilm ist bestimmt
Sechzehn Uhr fünfzig ab Paddington
, in dem eine alte Frau … äh … ich meine, eine ältere Dame einen Mord beobachtet, von der Leiche fehlt jedoch jede Spur. Meine Liebe, Sie sind aber nicht Margaret Rutherford und ich nicht Charles Tingwell. So, und jetzt gehen Sie nach Higher Barton zurück, nehmen von mir aus ein Beruhigungsmittel, ruhen sich aus und lassen mich meine Arbeit tun, von der es mehr als genug gibt.“ Er klopfte zur Bestätigung seiner Worte auf einen Aktenstapel, der direkt neben dem Computerbildschirm lag. „Zum Glück sind keine Mordfälle dabei, und dabei wird es auch bleiben. In Lower Barton geschieht nie etwas Aufregendes, und ich werde dafür sorgen, dass es so bleibt.“
    „Keinesfalls lasse ich es auf mir sitzen, dass Sie denken, ich hätte Halluzinationen“, gab Mabel zurück. „Bei allem Respekt, Chefinspektor, aber ich sehe mich nun dazu gezwungen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.“
    Um Wardens Lippen spielte ein ironisches Lächeln. „Also hatte ich recht, dass Sie Miss Marple lieben. Gut, präsentieren Sie mir eine Leiche und ich versichere Ihnen, ich werde den gesamten Polizeiapparat Cornwalls einschalten. Solange das aber nicht der Fall ist, und ich wage zu bezweifeln, dass dies jemals der Fall sein sollte, halten Sie sich von mir fern und belästigen mich bitte nicht weiter.“
    Grimmig presste Mabel die Lippen aufeinander. Jedes weitere Wort war bei diesem ignoranten Menschen Zeitverschwendung. Sie schnappte den Stofffetzen, stopfte ihn wieder in die Hosentasche und verließ das Büro. Im Vorraum schenkte sie dem Officer nur ein knappes Nicken und erst, als sie auf die Straße trat, entfuhr ihr laut und verärgert: „So ein unverschämter Kerl!“
    Im selben Moment prallte sie gegen einen Körper, taumelte nach hinten und konnte sich gerade noch vor einem Sturz retten, indem sie sich mit der Hand an der Hauswand abstützte. Dabei schürfte sie sich schmerzhaft den Handballen auf.
    „Sind Sie verrückt? Wer ist denn hier unverschämt? Sie sind in mich reingelaufen!“
    „Sie?“ Mabel erkannte den Fremden der vergangenen Nacht sofort wieder. Im Tageslicht konnte sie ihn näher betrachten. Er war etwas älter als Mabel, mit weißen Haaren, die auf dem Oberkopf gänzlich fehlten, sich aber hinten bis auf den Kragen einer senfgelben abgeschabten Cordjacke mit Lederflicken an den Ellbogen kräuselten, und hellgrauen Augen, die sie ärgerlich anstarrten. Auch er erkannte sie jetzt.
    „Sie schon wieder!“, stöhnte er. „Erst rette ich Sie aus einer unangenehmen Situation, dann beschimpfen Sie mich auf offener Straße.“
    „Ich habe Sie doch gar nicht gemeint“, machte Mabel den Versuch, die Sache aufzuklären, aber der Mann hörte ihr gar nicht zu. Er bückte sich nach dem Pappkarton, der ihm bei dem Zusammenstoß aus den Händen gefallen war und öffnete den Deckel.
    „Hoffentlich ist Joey nichts geschehen.“
    „Joey?“ Mabel beugte sich vor, um in den Karton zu spähen und sah einen braunen Panzer. „Eine Schildkröte?“
    Der Mann nahm das Tier auf die Hand und plötzlich wurde sein Gesichtsausdruck weich, richtiggehend liebevoll.
    „Gutes Tier, es ist alles in Ordnung“, murmelte er. Und zu Mabel gewandt: „Ich hab’ sie gerade gesund gepflegt, es wäre fatal gewesen, wenn sie sich ihr gebrochenes Bein wieder verletzt hätte.“
    „Es tut mir aufrichtig leid.“
    „Papperlapapp! Passen Sie das nächste Mal besser auf, wohin Sie treten.“ Er sah sie streng an. „Da Sie hier fremd sind, gebe ich Ihnen einen guten Rat:
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