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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi
Autoren: Rebecca Michéle
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Begegnung mit Denzil Wilmington liebend gern verzichtet hätte, folgte sie Rachel ins Haus. Es herrschte eine noch größere Unordnung als sonst, im Flur standen Kisten und Kartons, und instinktiv wusste Mabel, was das Chaos zu bedeuten hatte.
    Rachel, die Mabels Blick richtig gedeutet hatte, sagte: „Wir gehen fort. Vater kann eine Stelle in Falmouth annehmen. Dort kennt niemand meine … unsere Vorgeschichte, und für Vater kann es einen neuen Anfang bedeuten.“
    Mabel konnte Rachel verstehen. Ebenso wie Abigail hatte sie ihre große Liebe verloren, und die Menschen auf dem Land konnten grausam sein, wenn es um Klatsch ging. Im Prozess, den Justin Parker erwartete, würde Rachels und Sarahs Beziehung zur Sprache kommen, und Rachel war nicht stark genug, zu ihrer Neigung zu stehen. Lower Barton war nicht London, wo die Menschen aufgeschlossen und modern waren. Das hatte Mabel in der kurzen Zeit, in der sie hier war, bereits festgestellt.
    Denzil Wilmington erhob sich schwerfällig, als Mabel die Küche betrat. Erleichtert sah Mabel nirgends eine Bierflasche, und Wilmington schien völlig nüchtern zu sein.
    „Also, ähm … danke, dass Sie auf eine Anzeige verzichtet haben.“ Er sah Mabel nicht an, und für einen Moment schien es, als wolle er ihr die Hand geben, dann schwang sein Armaber wieder zurück und er versteckte beide Hände hinter seinem breiten Rücken.
    „Danken Sie nicht mir, sondern Ihrer Tochter“, sagte Mabel kühl. „Rachel hat in ihrem Leben schon genügend durchgemacht, es ist nicht nötig, einen Vater zu haben, der im Gefängnis sitzt.“
    „Also … ja … es wird nicht wieder vorkommen.“ Kurz trafen sich Mabel und Wilmingtons Blicke, und Mabel sah die Verlegenheit in seinen Augen.
    „Das hoffe ich. Seien Sie ihren Kindern künftig einfach ein besserer Vater und vergessen Sie nicht, dass Rachel erwachsen ist und ein Recht auf ein eigenes Leben hat.“
    Ein unverständliches Brummen kam aus Wilmingtons Mund, dann stapfte er, ohne die beiden Frauen weiter zu beachten, aus der Küche.
    „Danke“, flüsterte Rachel mit Tränen in den Augen.
    Mabel sah sie aufmunternd an.
    „Ich wünsche dir alles Glück der Welt, Mädchen. Es ist ehrenhaft, wie du dich um deine Geschwister kümmerst, denk aber auch mal an dich selbst. Irgendwann wirst du dich wieder verlieben, auch wenn dir das jetzt unmöglich erscheint. Steh dann zu deinen Gefühlen, denn sie sind nicht schlecht oder gar eine Schande.“
    Rachel warf sich so unerwartet in Mabels Arme, dass sie beide taumelten. Das Mädchen drückte sie fest, wich dann schnell zurück und senkte verlegen den Blick.
    „Ich werde Sarah niemals vergessen. Solange ich lebe nicht. Danke für deine Hilfe, ihren Mörder zu finden.“
    Mabel nickte Rachel noch einmal zu, dann verließ sie das Haus. Nachdem sie in Victors Wagen gestiegen war, sagte sie: „Dann wollen wir mal zu Ihnen, Victor. Es wartet viel Arbeit auf mich.“
    „Aber doch nicht mehr heute Nacht?“
    Mabel straffte die Schultern und lachte.
    „Nein, putzen und aufräumen werde ich heute ganz sicher nicht, wie wäre es aber mit einer Flasche Wein? Ich denke, wenn die anderen feiern, dann können wir uns auch ein Glas genehmigen.“
    „Hm.“ Victor schmunzelte und startete den Wagen. „Wenn ich es mir so überlege … Sie haben manchmal schon ganz brauchbare Ideen.“ Von der Seite warf er Mabel einen Blick zu. „Auch wenn wir beide dem Tod nur knapp entronnen sind – eigentlich waren die letzten Tage recht aufregend, nicht wahr, Mabel? Sonst ist das Leben in Lower Barton nämlich ziemlich öde und langweilig.“
    Mabel lachte. „Nun, auf solche Aufregungen kann ich getrost verzichten. Ich glaube, wir beide sind zu alt, um noch einmal auf Mörderjagd zu gehen.“
    Mabel konnte nicht ahnen, wie Unrecht sie mit ihrer Bemerkung haben sollte …

1. Auflage 2011
    © Goldfinch Verlag
    Herausgeber: Goldfinch Verlag, Frankfurt am Main, gegr. in Mannheim Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme vervielfältigt oder verbreitet werden.
    Herstellung: Redaktionsbüro Gabriel A. Neumann, Heidelberg
    Lektorat: Julia Kaufhold, Hamburg
    Umschlaggestaltung: Hagen Verleger, Kiel
    Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:
    Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie, detaillierte bibliografische Daten sind im
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