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Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tote von Charlottenburg: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Susanne Goga
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Gennat bittet Sie, mit dem Arzt zu sprechen.«
    Leo warf einen Blick auf den Zettel. »Ist das eine offizielle Meldung?«
    »Na ja, er wollte wohl behutsam vorgehen, wegen der Familie, Sie verstehen. Es ist zunächst nur ein Verdacht.«
    »Gut, ich rufe ihn gleich an.«
    »Einen schönen Tag noch, Herr Wechsler.« Mit diesen Worten bewegte Trudchen Steiner ihren ausladenden Körper aus dem Büro.
    Leo wollte gerade zum Hörer greifen und sich verbinden lassen, als es erneut klopfte. Auf sein »Herein« öffnete Fräulein Meinelt die Tür. »Besuch für Sie, Herr Kommissar.« Ein junger, gut gekleideter Mann trat ein und sah von Leo zu Walther, wobei er den Hut abnahm. »Bin ich hier richtig in der Inspektion A? Morddezernat?«
    Leo hängte den Hörer wieder ein und trat hinter dem Schreibtisch hervor. »Kriminalkommissar Wechsler. Mein Kollege, Kriminalsekretär Walther.« Er deutete auf den Holzstuhl vor seinem Tisch. »Bitte.«
    Der junge Mann streifte die Lederhandschuhe ab und gab Leo die Hand, bevor er sich setzte. Leo nahm wieder hinter dem Schreibtisch Platz und musterte den Besucher. Er war ganz in Schwarz gekleidet, Hut, Anzug, Krawatte, Mantel, Schuhe. Maßgeschneidert und handgefertigt, das sah man auf den ersten Blick. Entweder bevorzugte der junge Mann diese Farbe oder er war in Trauer. Vermutlich Letzteres, denn er war blass und wirkte trotz seiner Jugend   – Leo schätzte ihn auf Anfang zwanzig   – verquält. Dennoch, ein gut aussehender Mann, blond, mit dunkelblauen, beinahe violetten Augen, einer schön geformten Nase und vollen Lippen. Nicht feminin, aber von einer gewissen Zartheit, wie man sie oft bei Menschen findet, die an einer langwierigen Krankheit leiden.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Verzeihung, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Adrian Lehnhardt.«
    »Herr Lehnhardt, erzählen Sie uns, was Sie herführt.«
    Der junge Mann zog ein Taschentuch hervor, ohne es zu benutzen. Er hielt es einfach in Händen, als täte es ihm gut, den Stoff auf der Haut zu spüren.
    »Ich   … vielleicht wissen Sie bereits Bescheid   … Dr.   Behnke wollte sich an die Polizei wenden.«
    Leo sah überrascht von seinem Besucher zu dem Zettel, den Trudchen Steiner soeben gebracht hatte. »Ich bin noch nicht dazu gekommen, ihn anzurufen. Bitte erzählen Sie.«
    Adrian Lehnhardt zögerte. »Meine Familie   – das heißt meine Mutter, mein Vater lebt nicht mehr   – weiß nicht, dass ich hier bin. Es geht um meine Tante, Dr.   Henriette Strauss. Sie ist verstorben. Vor zwei Tagen.« Er sprach stoßweise, als müsste er die Worte mühsam herauspressen.
    Leo hob den Kopf. Der Name kam ihm bekannt vor, nur fiel ihm auf die Schnelle nicht ein, woher.
    Der junge Mann schluckte, als kämpfte er mit den Tränen. »Sie starb an einer akuten Lungenentzündung. Aber   …« Er verstummte und suchte nach Worten. »Ich kann es nicht glauben. Meine Tante war gesund, kam jedes Jahr ohne Erkältung durch den Winter. Damit hat sie sogar ein bisschen angegeben. Und Dr.   Behnke hat auch Zweifel.«
    »Inwiefern?« Die Worte des jungen Mannes klangen in Leos Ohren etwas wirr.
    »Er hat medizinische Fachausdrücke benutzt, die mir nicht geläufig waren, sprach von Wasseransammlungen in der Lunge und typischen oder untypischen Atemgeräuschen   … Das wird er Ihnen sicher selbst erklären. Irgendetwas ging nicht mit rechten Dingen zu beim Tod meiner Tante.«
    »Hat Dr.   Behnke Ihren Verdacht geweckt, oder haben Sie selbst irgendwelche Unstimmigkeiten bemerkt?«
    »Nun, da war zum einen ihre gesunde Lebensweise. Meine Tante hat sich gut ernährt, ist an die frische Luft gegangen und hat sogar Yoga-Übungen gemacht. Kennen Sie Yoga?«
    Leo nickte. »Ich habe davon gehört.«
    »Sie hat es auf einer Reise nach Asien bei einem buddhistischen Mönch gelernt.«
    Jetzt fiel es ihm ein   – der Urlaub auf Hiddensee, Claras Bekanntschaft vom Strand. Die Visitenkarte der Ärztin, die Clara ihm gezeigt hatte.
    »Sie war auch mit Dr.   Dahlke bekannt, der dabei ist, ein buddhistisches Haus in Frohnau zu errichten.«
    »Das alles klingt durchaus interessant, Herr Lehnhardt, aber Sie haben uns noch immer nicht erklärt, was genau Ihr und Dr.   Behnkes Misstrauen geweckt hat.«
    »Meine Tante starb an einem Lungenödem in Folge einer Lungenentzündung. Mit anderen Worten, sie ist erstickt. Die Krankheit brach plötzlich aus, und nach zwei Tagen war Tante Jette tot.«
    »Ist sie zu Hause gestorben?«
    »Ja, sie wohnt
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