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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen
Autoren: Patricia Cornwell
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ihren Spuren«, sagte ich.
    Der Polizist namens Mossberg benützte einen Rührlöffel, um den Dentalgips in jeden Winkel des Abdrucks zu verteilen. Es hatte wieder angefangen zu schneien, harte, kleine, stechende Flocken.
    »Von ihren Spuren werden sie keinen Abdruck machen«, sagte Marino. »Sie werden sie fotografieren, und damit hat sich's, weil sie in keinem Zeugenstand dieser Welt aussagen wird.«
    Ich war an Zeugen gewöhnt, die mit niemandem außer mir sprachen. »Ich möchte auch einen Abdruck von ihren Fußspuren«, sagte ich. »Wir müssen sie identifizieren. Die Schuhe könnten uns dabei helfen.«
    Marino ging zu Mossberg und seinen Kumpeln, und sie begannen alle zu reden und mir in regelmäßigen Abständen Blicke zuzuwerfen. Wesley sah in den bewölkten Himmel empor. Es schneite stärker.
    »Himmel«, sagte er. »Hoffentlich hört das bald auf.«
    Es schneite wie verrückt, als uns Frances Penn zum New York Athletic Club am Central Park South fuhr. Bis zum nächsten Morgen gab es nichts mehr für uns zu tun, und ich fürchtete, daß bis dahin Gaults mörderische Spur vom Schnee bedeckt war.
    Commander Penn wirkte nachdenklich, während sie uns durch Straßen fuhr, die ungewöhnlich verlassen wirkten. Es war halb drei Uhr morgens. Keiner ihrer Beamten begleitete uns. Ich saß vorn, Marino und Wesley saßen hinten.
    »Ich muß Ihnen ehrlich sagen, daß ich Ermittlungen nicht mag, für die sich mehrere Instanzen zuständig fühlen«, sagte ich zu ihr.
    »Dann müssen Sie eine Menge Erfahrungen damit gemacht haben, Dr. Scarpetta. Keiner, der das erlebt hat, mag es.«
    »Es geht einem auf die Nerven«, flocht Marino ein, während Wesley typischerweise nur zuhörte.
    »Worauf müssen wir uns gefaßt machen?« fragte ich. Ich war so diplomatisch wie möglich, aber sie wußte, was ich wissen wollte.
    »Das New York Police Department wird diesen Fall offiziell bearbeiten, aber meine Beamten werden die Knochenarbeit erledigen und mehr Stunden damit verbringen. So ist es immer, wenn wir gemeinsam in einem Fall ermitteln, auf den sich die Medien stürzen.«
    »Ich habe beim NYPD angefangen«, sagte Marino.
    Commander Penn warf ihm im Rückspiegel einen Blick zu.
    »Ich bin von dem Sauhaufen weggegangen, weil ich es dort nicht mehr ausgehalten habe«, fügte er auf seine gewohnt charmante Art hinzu.
    »Haben Sie noch Kontakt mit früheren Kollegen?« fragte sie ihn.
    »Die meisten von den Typen, mit denen ich angefangen habe, sind entweder pensioniert oder arbeitsunfähig, oder sie wurden befördert und an Schreibtische gefesselt, wo sie fett geworden sind.«
    Ich fragte mich, ob Marino in Betracht zog, daß seine früheren Kollegen vielleicht das gleiche von ihm behaupteten.
    Dann mischte sich Wesley ein. »Es wäre keine schlechte Idee, wenn du dich mal umsiehst, wer von ihnen noch da ist, Pete. Ich spreche von Freunden.«
    »Tja, okay, erwartet euch nicht zuviel.« »Wir wollen keine Probleme hier.«
    »Die werden sich kaum vermeiden lassen«, sagte Marino. »Es wird zu Kompetenzstreitigkeiten kommen, und die Polizei wird nur ungern rauslassen, was sie weiß. Jeder will ein Held sein.«
    »Das können wir uns nicht leisten«, sagte Wesley, ohne daß sich sein Tonfall oder seine Lautstärke im geringsten verändert hätten.
    »Nein, das können wir nicht«, stimmte ich zu. »Sie können zu mir kommen, wann immer Sie wollen«, sagte Commander Penn. »Ich werde tun, was in meiner Macht steht.« »Wenn die Sie lassen«, sagte Marino.
    Es gab drei Zuständigkeitsbereiche bei der Transit Police, und sie war verantwortlich für Ausbildung, Fortbildung und Verbrechensanalyse. Die dezentralisiert arbeitenden Detectives, die in Mordfällen ermittelten, waren ihr nicht unterstellt.
    »Ich bin für die Computer verantwortlich, und wie Sie wissen, verfügen wir über eins der ausgeklügeltsten Computersysteme der Vereinigten Staaten. Nur weil wir an CAIN angeschlossen sind, war ich der Lage, Quantico umgehend zu informieren. Ich bin an diesem Fall beteiligt. Keine Sorge«, sagte Commander Penn gelassen.
    »Erzählen Sie mir mehr über den Nutzen von CAIN in diesem Fall«, sagte Wesley.
    »Kaum hatte ich die ersten Details über diesen Mord erfahren, kam mir etwas bekannt vor. Ich gab, was wir wußten, in das VI-CAP-Terminal ein und landete einen Volltreffer. Und ich rief Sie in dem Moment an, als CAIN sich mit mir in Verbindung setzte.«
    »Sie hatten von Gault gehört?« fragte Wesley.
    »Ich kann nicht behaupten, daß mir
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