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Die Tote ohne Augen

Die Tote ohne Augen

Titel: Die Tote ohne Augen
Autoren: Jeff Herr
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„Ääh“, stotterte er los, „nein, ich war nicht da.
Warum sollte ich?“
    „Das frage ich Sie.“
    „Nein, ich bin nicht da gewesen,
ich bin noch nie da gewesen.“
    „Dann sind Sie sicher zu einer
Speichelprobe sowie zu Fingerabdrücken bereit?“ Maria fragte sich, warum sie
nicht schon am Tag der Säureattacke auf die Pferde ebenfalls die Fingerabdrücke
vom Tierarzt hatte sichern lassen.
    „Von mir aus“, sagte Dr. Lomesch.
„Aber machen Sie bitte schnell, ich habe noch zu tun.“ Sven holte den Laptop aus
dem Auto und scannte Dr. Lomeschs Finger. Mit einem Wattebausch rieb er ein
bisschen Mundschleimhaut ab.
    „Danke, das war’s“, sagte Sven.
Beide Polizeibeamte gingen zurück zu ihrem Fahrzeug. „Der hat Dreck am Stecken“,
sagte Maria. „Da bin ich mir zu hundert Prozent sicher. Hast du gesehen, wie er
die Farbe gewechselt hat, als ich ihn nach dem kleinen Stall gefragt habe? Und
wie er gestottert hat? Und außerdem hat er die ganze Zeit gegen den Lüttich
gestänkert. Also normal ist das nicht.“
    „Du gehst da mit viel zu viel
Gefühl ran. Ich bin da eher für Fakten. Wenn wir zurück am Schreibtisch sind,
werden wir die Fingerabdrücke von Lomesch mit denen aus dem Stall vergleichen
und dann gibt es entweder ein Ja oder ein Nein.“
    Und es gab ein Ja. Die
Fingerabdrücke aus dem Stall beim Ritterpfad waren identisch mit denen des
Tierarztes. Somit war er ebenfalls einer der Tatverdächtigen. Maria schickte sofort
einen Streifenwagen zu seiner Praxis, um ihn aufs Revier bringen zu lassen. Sie
telefonierte auch sofort mit dem Staatsanwalt. Dieser machte sich sofort auf
den Weg. Maria rief Manni an, um ihn zu fragen, ob das Auto, das er vor ein
paar Tagen beim Stall fortfahren gesehen hatte, eventuell das des Tierarztes
sein könnte. „Jetzt, wo du es sagst, ich bin mir fast sicher, dass auf der Tür
irgendein ein Zeichen war“, antwortete Manni.
    „Das wird jetzt aber spannend“,
sagte Sven. „Jetzt kurz vor Weihnachten noch die Aufklärung so eines großen
Falles.“
    „Ja, mein erster Fall sofort ein
voller Erfolg“, prahlte Maria.
    Eine halbe Stunde später waren
sie alle vier im Vernehmungsraum versammelt. Dr. Lomesch, Maria, Sven und der
Staatsanwalt. Der Staatsanwalt begann: „Herr Dr. Lomesch. Seit einigen Minuten
sind Sie für mich ein Hauptverdächtiger in einem Mordfall. Sie waren in einem
kleinen Stall in Etteldorf. Da sind wir uns sicher, weil wir Ihre Fingerabdrücke
an der Stalltür gefunden haben. Außerdem hat ein Zeuge vor einigen Tagen Ihren Wagen
dort gesehen. Warum haben Sie der Frau Ferreira bitteschön gesagt, Sie wären
nicht da gewesen?“
    „Was bin ich? Verdächtiger in
einem Mordfall? Aber der Mörder sitzt doch schon ein! Ich hab doch niemanden
umgebracht!“ Er wurde sichtlich nervös. Er fing an zu schwitzen, kaute an den
Nägeln und kratzte sich am Bein.
    „Was haben Sie im Stall gemacht?“
    „Nichts.“
    „Nichts? Natürlich haben Sie etwas
gemacht. Sie haben geputzt. Wir fragen uns zurzeit, warum Sie einem Ihrer Kunden
seinen Stall putzen und danach wegrennen, ohne die Tür zu schließen. Dann sagen
Sie uns, Sie wären noch nie da gewesen.“
    Er gab keine Antwort. Er kratzte
sich nur am Bein. „Nächste Frage. Kennen Sie sich mit Säuren aus? Speziell mit
einer Säure. Und zwar Tetraindexalsäure?“
    „Nein, damit kenne ich mich nicht
aus. Darf ich mal zur Toilette? Ich habe mich vor einiger Zeit am Bein
verbrannt und die Narbe juckt gerade höllisch!“
    Da ging Maria ein Licht auf. „Mit
was haben Sie sich denn genau verbrannt? Etwa mit Tetraindexalsäure?“
    „Nein, mit einem heißen Hufeisen.
Ich habe gesagt, verbrannt, nicht verätzt.“
    „Sie geben also nichts zu?“, fragte
der Staatsanwalt.
    „Ich gebe nichts zu, was ich
nicht getan habe.“
    „Gut, Sie bleiben trotzdem in
unserem Gewahrsam, bis die Sache sich aufgeklärt hat. Frau Ferreira, rufen Sie doch
bitte die Frau Meyrath an, dass sie dem Herrn Doktor ein paar Sachen
vorbeibringt.“
    Marias Handy klingelte.
„Ferreira! Ja, was sagst du? Verbrennung oder Verätzung? Verätzung? Danke, du
hast uns viel geholfen. Tschüss.“
    „Herr Dr. Lomesch. Ich habe
gerade eine Zeugenaussage über Telefon erhalten. Sie waren doch wegen ihres Beins
in der Notaufnahme. Ich stelle Ihnen die Frage jetzt noch einmal.“ Sie beugte
sich über den Tisch und sah dem Tierarzt ganz tief in die Augen: „Verbrannt
oder verätzt?“
    „Na gut, verätzt.“
    „Ich brauche Ihnen die Frage
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