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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac
Autoren: Alexander Borell
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an.
    »Ausgezeichnet«, sagte ich. »Wir Detektive haben übrigens auch so was Ähnliches wie ein Berufsgeheimnis. Mein Honorar beträgt in solchen Fällen dreißig Dollar pro Tag, und ich rechne mit ungefähr fünf Tagen Arbeit. Bis dahin weiß ich es entweder, oder es ist mir unmöglich, die Sache aufzuklären. Die Spesen gehen extra. Außerdem bekomme ich hundert Dollar Anzahlung. Wenn Ihnen das aber zu teuer ist, war diese Beratung kostenlos.«
    Sie kramte wortlos in ihrer Handtasche herum, nahm einige Sachen heraus, legte sie auf ihren Schoß, und dann stopfte sie alles wieder hinein.
    »Ich habe meine Geldbörse vergessen. Aber ich bin mit Ihren Bedingungen einverstanden.«
    »Gut«, sagte ich. »Und wie haben Sie sich nun meine Arbeit vorgestellt? Ich müßte mich ja schließlich mit den näheren Umständen des Diebstahls an Ort und Stelle vertraut machen, ich müßte vielleicht mit Ihrer Stiefmutter und mit Mister Webster sprechen können, und ich müßte auch die anderen Leute im Hause kennenlernen. Wie haben Sie sich das vorgestellt, wenn niemand was davon wissen darf?«
    Sie zuckte mit den Schultern und schaute mich hilflos an.
    »Das weiß ich auch nicht. Ich dachte, Sie hätten da womöglich mehr — Erfahrung, und...«
    »Natürlich habe ich die«, nickte ich. »Sind Sie in irgendeinem Club?«
    »Ja, ich bin im >La Canada Tennisclub< und im >Santa Catalina Tuna-Club<. Wozu... «
    Ich unterbrach sie.
    »Sind dort auch noch andere Ihrer Angehörigen Mitglieder?«
    »Im Tennisclub sind auch Audrey, Grace und Eddie Mitglieder, aber im Tuna-Club...«
    »Audrey ist Ihre kleine Schwester?«
    »Ja.«
    »Und wer sind Grace und Eddie?«
    »Grace ist meine ältere Schwester, und Eddie ist ihr Mann. Sie haben vor drei Jahren geheiratet und wohnen nicht mehr bei uns.«
    »Gut, dann nehmen wir also den Thunfisch-Club. Wir kennen uns von daher. Ich verstehe ein wenig vom Angeln. Sie werden so bald wie möglich eine Party arrangieren, zu der Sie mich einladen. Können Sie das machen?«
    Sie nickte eifrig.
    »O ja. Am besten wäre es, wenn Sie gleich heute abend kommen könnten. Robby, mein Stiefbruder, hat sein Examen bestanden, und da gibt Mama eine Party. Paps ist übrigens nicht da. Er ist in Urlaub gefahren. Könnten Sie heute abend?«
    Ich wußte genau, daß ich für diesen Abend nichts vorhatte, aber man soll sich nicht billiger machen, als man ist. Ich blätterte deshalb in einem großen Terminkalender — einem Reklamegeschenk meines Friseurs —, zog die Stirn in sorgenvolle Falten und sagte endlich:
    »Tja — dann werde ich das wohl so einrichten müssen. Abendanzug oder normal?«
    »Abendanzug, bitte. Mama ist in solchen Dingen sehr konventionell. Ich werde sagen, ich hätte Sie heute zufällig in der Stadt getroffen. Ich werde Ihnen dann auch heute abend die hundert Dollar geben.«
    »Schon gut«, winkte ich ab. »Jetzt ist das nicht mehr so wichtig. Nun sagen Sie mir bitte nochmals Ihre genaue Adresse.«
    »Unser Haus liegt etwas außerhalb Tujungas, nach den Verdugo-Bergen zu, aber noch vor dem La Tuna Canyon. Die Straße ist nicht sehr gut, sie zweigt vom Hillhaven Drive ab. Es ist etwas schwer zu finden; das beste ist, wenn ich Sie auf der La Tuna Canyon Road erwarte. Ist Ihnen das recht?«
    »Sehr recht«, sagte ich. »Um wieviel Uhr?«
    Sie überlegte einen Augenblick,
    »Sagen wir um einundzwanzig Uhr. Wenn Sie vom Sunland Boulevard die La Tuna Canyon Road hinunterfahren, sehen Sie eine neugebaute Straße, die von rechts aus den Bergen kommt. Dort werde ich Sie erwarten. Ich fahre einen roten Cadillac. Ich bin pünktlich dort.«
    Sie stand lächelnd auf und reichte mir die Hand. Ich hielt sie ein wenig länger fest, als es unbedingt nötig gewesen wäre, und sagte:
    »Geht in Ordnung, Miss Anderson. Ich denke, wir werden das bald erledigt haben. Bis heute abend also!«
    Ich brachte sie an die Tür und von dort aus noch bis zum Lift.
    Als ich zurückkam, fand ich neben ihrem Stuhl auf dem Boden ein kleines viereckiges Stückchen Papier. Es war ihr anscheinend, als sie nach dem Geld suchte, aus der Handtasche gefallen. Ich hob es auf. Es war das Inserat, das ich jeden Dienstag in den »Evening News« habe:

    Randy Scott
    Privatdetektiv
    Los Angeles — Burbank
    IBM-House
    Tel. BB — 7 — 7 39 11

2

    Das schrille Geheul der Polizeisirene riß mich aus meinen Erinnerungen in die Gegenwart zurück. Vor mir stand der rote Cadillac auf der rechten Straßenseite, und Olivia Anderson war tot. Vor knapp
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