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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac
Autoren: Alexander Borell
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Siebzehn geworden. Ma ist meine Stiefmutter. Sie hat einen Sohn, der dreiundzwanzig Jahre alt ist und Robby heißt. Robby Lermouth. Der Junge wohnt auch bei uns. Er ist ein netter Kerl und paßt ganz gut zu uns. Und dann wohnt da noch Lloyd Webster. Das ist der Sekretär meines Vaters. Er ist Einunddreißig, und — und — «
    Ich sah, wie sie ein wenig rot wurde.
    »Das ist er also.«
    »Ja«, sagte sie leise. »Er will mich heiraten, und ich glaube, daß Paps sehr damit einverstanden ist. Ich mag ihn auch recht gern«, fügte sie rasch hinzu, als sie merkte, daß ich die Augenbrauen ein wenig hochgezogen hatte.
    »Ich bin ganz Ohr«, sagte ich, »bis jetzt ist es schon sehr aufregend.«
    Wider Willen mußte sie lachen.
    »Sie scheinen ein ziemliches Ekel zu sein, Mr. Scott. Ich glaube, es wäre besser, ich würde wieder gehen.«
    »Wie Sie meinen, Miss Anderson. Aber dann haben Sie zehn Dollar zum Fenster hinausgeworfen.«
    »Ach«, machte sie, »das könnte ich mir gerade noch leisten. Mama sagt, ihr seien fünftausend Dollar gestohlen worden.«
    »Auf ihr Wohl!« nickte ich anerkennend. »Bei mir brächte das keiner fertig. Was sagt denn die Polizei dazu?«
    »Das ist es ja eben: Mama will nicht, daß es an die große Glocke gehängt wird. Außerdem ...«
    Sie brach ab, und ich sah, wie sie versuchte, aus ihren Fingern einen dauerhaften Knoten herzustellen. Als ihr das nicht gelang, löste sie ihn wieder auf und fing von neuem an.
    »Ich soll mich also auf die Socken machen und die fünftausend Eier suchen gehen, ja?«
    »Ja und nein«, antwortete sie zögernd. »Aber... das ist nämlich so: Mama behauptet, Lloyd Webster, Pas Sekretär, müsse das Geld genommen haben. Sie sagt, sie wolle kein großes Theater darum machen, aber sie sei überzeugt davon. Verstehen Sie nun, weshalb ich...«
    »Noch nicht ganz«, sagte ich, obwohl ich genau wußte, was sie wollte, »vor allem verstehe ich nicht, daß sich Mister Webster — das ist doch Ihr... Verlobter...?«
    »Ja... Nein, wir sind noch nicht offiziell verlobt.«
    »Na und? Läßt er sich denn die Beschuldigung einfach gefallen?«
    Sie schüttelte wieder kurz den Kopf.
    »Er würde es sich bestimmt nicht gefallen lassen, wenn er wüßte, daß Mama ihn verdächtigt. Aber Mama hat nur mit mir darüber gesprochen. Ich weiß, daß sie ihn nicht mag, und deshalb dachte ich... wenn Sie herausfinden könnten, wer das Geld wirklich gestohlen hat, dann wäre... nun ja, wenn Lloyd und ich heiraten würden, dann würden wir ja sowieso ausziehen und woanders wohnen. Aber trotzdem...«
    »Miss Anderson — ich weiß eins immer noch nicht: lieben Sie ihn?«
    »Das hat damit gar nichts zu tun!« brauste sie auf.
    »O doch«, sagte ich. »Sehr viel sogar. Wenn Sie ihn wirklich liebten, müßte er Ihnen mehr wert sein. Sie wären von seiner Unschuld überzeugt, würden ihm die Wahrheit sagen und auf die Anschuldigung Ihrer Stiefmutter pfeifen. Warum aber brauchen Sie dazu mich — einen Detektiv?«
    »Weil... weil... es würde nur eine schreckliche Szene geben, und das möchte ich nicht.«
    Ich bohrte in meiner Pfeife herum, kratzte den Rest Tabak heraus und legte sie beiseite.
    »Das stimmt aber immer noch nicht«, sagte ich ruhig. »Sie sollten mir ruhig alles erzählen.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »O doch. Ich habe Ihnen alles erzählt.«
    »Miss Anderson«, sagte ich nun feierlich. »Da, wo Sie jetzt sitzen, saßen schon viele Leute. Und viele Leute haben behauptet, sie hätten mir alles erzählt. Erst im vorigen Jahr saß hier, im gleichen Stuhl, eine junge Frau, die angeblich erpreßt wurde. Wenn sie mir alles erzählt hätte, die ganze Wahrheit, würde sie heute noch leben. Man bekommt nämlich einen Blick, ein Ohr dafür, ob das stimmt oder nicht, was einem hier erzählt wird. Ich möchte jetzt klipp und klar wissen: Warum halten Sie selbst es für möglich, daß Mr. Lloyd Webster die fünftausend Dollar doch geklaut haben könnte?«
    »Ich halte es ja nicht für möglich!« rief sie gequält, und ihre Augen fingen an zu schwimmen, »aber... aber...«
    »Na? Was aber?«
    »Nichts. Es gibt kein Aber. Er hat es nicht getan.«
    »Wie Sie wollen«, sagte ich kühl. »Ich hätte somit von Ihnen nur den Auftrag, festzustellen, wer die fünftausend Dollar gestohlen hat?«
    »]a. Und ich möchte, daß kein Mensch etwas davon erfährt, daß ich mit Ihnen gesprochen habe. Und Sie dürfen alles, was Sie ermitteln, nur mir mitteilen.«
    Ich grinste sie unverschämt
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