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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands
Autoren: Barbara Cleverly
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und sehe jetzt klar. Die Witzbolde haben mich im Kreis wirbeln und stolpern lassen und dabei mit einer Schweinsblase auf mich eingedroschen! Das Problem ist: Ich weiß nicht, warum . Warum tun sie das? Hören Sie, Ralph, und sagen Sie mir, wenn Sie mich für völlig bekloppt halten …«
    Ralph hörte mit wachsendem Entsetzen und Verwirrung zu, während Joe seine Theorien erläuterte, wie der Mord begangen worden war.
    »Es klingt alles stimmig, Sir, sogar der Schürhaken auf der halben Höhe des Gebäudes und das blutgetränkte Kleid - es balanciert sich aus, könnte man sagen. Bis auf die fundamentale Frage: Warum, zum Teufel? Ich gebe zu, Dame Beatrice konnte eine höchst nervige Dame sein, aber was um alles in der Welt hat sie getan, um so hinterhältig angegriffen zu werden? Es klingt sehr nach persönlicher Betroffenheit - Hass, Rache, Zorn, etwas in der Art. Das haben Sie ja schon die ganze Zeit gesagt. Aber wo ist die Verbindung zwischen Opfer und Mörder? Ich sehe keine! Und diese Geschichte von Armitage? In die Irre führendes Gequatsche? Er war überhaupt nicht auf dem Dach, um einzubrechen und sie zu töten.«
    Cottingham warf einen Seitenblick auf Joe und riss die Augen auf. »Großer Gott, Mann! Sie haben diese ganze Attentäter-Staatssicherheits-Sache nie geglaubt, oder?«
    Joe lächelte. »Nein, Ralph. Armitage kann sehr gekonnt Seemannsgarn spinnen, aber er besitzt nicht das Monopol auf dummes Gerede.«
    »Und Ihre ›Absicherung‹ - all die Briefe an Anwälte und diverse Inhaber exponierter Positionen?«
    »Ich fürchte, da habe ich ein wenig übertrieben. Bin nicht sicher, ob ich Armitage überzeugen konnte. Aber er hat mich nie zuvor bei einer Lüge erlebt, darum hat er es vielleicht doch geschluckt.«
    »Davon würde ich ausgehen, Sir. Ich für meinen Teil habe es geglaubt. Aber woher wussten Sie, dass er nicht das war, was er zu sein vorgab - ein vom Staat bezahlter Killer, der allein arbeitet?«
    »In den Endphasen des Krieges habe ich für den militärischen Abschirmdienst gearbeitet, während ich mich von einer Verletzung erholte. Verhöre. Spionagenetze enttarnen. Man lernt, sehr misstrauisch gegenüber jenen zu sein, die einem eine Geschichte erzählen. Die echten Undercoverleute sagen nichts. Sie würden einem nicht einmal die Uhrzeit von ihrer Armbanduhr ablesen, auch wenn man sie in sechs Sprachen freundlich darum bittet. Armitage hätte selbst Scheherazade übertrumpfen können! Er hatte etwas zu gewinnen, indem er uns ständig eine neue Geschichte auftischte!«
    »Aber warum bekennt er sich zu einem solchen Verbrechen, wenn er es nicht begangen hat? In Selbstmordabsicht?«
    »Nein. Wir wissen alle - und vor allem weiß er es -, dass es keine Chance gibt, eine so eindeutige Zeitbombe wie Armitage eine öffentliche Bühne in Form einer Anklagebank in Old Bailey betreten zu lassen. Sein intimes Wissen von Dame Beatrice und ihren Untaten - und wir können erraten, von wem er das hat! -, sowie seine Bereitschaft, dieses Wissen mit den Zeitungslesern ganz Großbritanniens zu teilen, verschafft ihm gewissermaßen Immunität vor strafrechtlicher Verfolgung. Aber da ist noch mehr. Zwei Dinge. Wir wissen, dass er - aus welchem Grund auch immer - die Identität des Mörders schützt, aber er verbirgt auch sein eigenes Verbrechen.«
    »Was? Es gibt noch ein anderes Verbrechen?« Cottingham klang amüsiert.
    »Ja. Er ist ein intelligenter Mann, weitestgehend hat er sich alles selbst beigebracht, würde ich meinen, aber er ist gebildet. Er ist auch ein außergewöhnlicher Kämpfer. Ausgezeichnete Erfolgsbilanz. Wäre er in eine höhere Gesellschaftsklasse hineingeboren, dann wären Armitages Talente erkannt und geschätzt worden - dann könnte er in ein paar Jahren die britische Armee befehligen. Und das weiß er auch. Er ist ein stolzer Mann. Er würde große Mühen auf sich nehmen, um von seinem befehlshabenden Offizier nicht als das erkannt zu werden, was er ist - und ich glaube, er hat mir immer widerwillig Respekt gezollt. Er ist nichts weiter als ein hundsgemeiner Dieb.«
    »Ein was?«
    »Ein Dieb, Ralph. Er war in jener Nacht auf dem Dach, um genau das zu tun, was er tat - Juwelen zu stehlen. Welch bessere Tarnung gibt es für seine Aktivitäten, als eine uniformierte Sicherheitskraft zu sein? Falls man ihn beim Beobachten beobachtet, tja, guter Mann, er macht nur seinen Job, nicht wahr? Ich glaube nicht, dass er der einzige kletterfeste Gentleman über den Dächern von London ist, aber er
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