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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin
Autoren: Brigitte Janson
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knurrte er.
    Â»Oh, verzeih mir. Es ist nur … ich bin so glücklich.«
    Oliver fand es ziemlich gruselig, dass sie ihn mit so viel … ähm … Liebe anschaute. Aber irgendwie fühlte es sich auch gut an.

35
    A uf der Fahrt zurück nach Altona sprachen Greta und Siggo nur wenig. Erst als sie in der Georgstraße angekommen waren, sagte Greta: »Möchtest du heute mit mir einen Kaffee trinken?«
    Ein langer Blick traf sie. »Gern. Ich bringe Moritz zurück in den Stall und bin in einer Viertelstunde bei dir.«
    Greta verbrachte die Wartezeit damit, Kaffeebohnen zu mahlen und das Wasser aufzusetzen. Als Siggo zurückkehrte, duftete die Wohnung nach frisch gebrühtem Kaffee und nach Rosinenbrötchen, die sie kurz auf dem Herd aufgebacken hatte.
    Doch keiner trank Kaffee, keiner aß ein Stück Brötchen. Sie saßen nur da, schauten sich an, schwiegen.
    Als er die Hand nach ihr ausstreckte, ging sie zu ihm. Ihre Bewegungen waren plötzlich wieder eckig, ängstlich. Erst in seinen Armen wurde ihr Körper weich und nachgiebig. Die Angst wollte in ihr hochsteigen, die Scham, der Schmerz.
    Aber Siggos Atem war ruhig, seine Finger strichen nur über ihr Haar.
    Für Leni beginnt ein neues Leben, dachte Greta. Für mich kann nur ein neues Leben beginnen, wenn ich das alte endlich hinter mir lasse. Sie erinnerte sich an die Küsse im Krankenhaus vor fast einer Woche und entspannte sich.
    Sie wollte ihn mitnehmen in ihre Kammer, aber ihr Bett war viel zu schmal für sie beide. Siggo erahnte ihre Gedanken, löste sich kurz von ihr, baute ein Lager aus Kissen und Decken auf dem Fußboden, zog sie sanft zu sich herab. Geduldig wie Forscher erkundete er die Linien ihres Gesichts, schaute ihr dabei fest in die Augen.
    Sein Körper war groß und mächtig, doch Greta spürte auch das Zittern seiner Seele. Sie begriff, er hatte genauso viel Angst wie sie, und auf einmal wurde alles ganz leicht. Sie sah ihm dabei zu, wie er sich mit zitternden Händen entkleidete, ließ sich dabei helfen, aus ihrem schlichten grauen Kleid zu schlüpfen. Schon war er bei ihr, streichelte sie und verteilte kleine Küsse auf ihrem Körper.
    Da war nur noch die Sehnsucht, da war der Wunsch, endlich eins zu werden mit ihm.
    Es gab keinen Schmerz. Nur eine vollkommen neue Empfindung und dann reines, triumphierendes Glück.
    Atemlos lagen sie danach eng aneinandergeschmiegt da. Worte fehlten, Worte waren nicht nötig. Müdigkeit überfiel Greta, und sie sank langsam hinab in den Schlaf.
    Vielleicht träumte sie schon, vielleicht war sie noch wach, als Siggo flüsterte: »Nun heiraten wir, Greta. Und wir machen eine Hochzeitsreise in die bayrischen Alpen. Du kannst das Grab deiner Mutter besuchen, und Leni kann die Berge sehen.«
    Ein Traum, es war bestimmt nur ein Traum. Denn wie sonst sollte sie ein solches Glück aushalten?

NACHWORT
    Sie war vierzehn, als sie ihr Elternhaus verlassen musste, um in der großen Stadt in Dienst zu gehen. Die Welt, die ihr bisher vertraut gewesen war, verschwand hinter den Rauchschwaden der Lokomotive. Es war kein einfaches Leben, das sie hinter sich ließ, aber es war das einzige, das sie kannte. Als älteste von vier Töchtern eines Bahnhofsvorstehers in Krieschow bei Cottbus war sie für ihre jüngeren Schwestern verantwortlich gewesen. Noch im hohen Alter sollte sie davon träumen, dass eine der Kleinen unter einen Zug geriet.
    Nun jedoch wurde sie fortgeschickt. Die Zweitälteste war groß genug, um ihre Aufgaben in der Familie zu übernehmen, und eine heranwachsende, ständig hungrige Tochter weniger am Tisch bedeutete für die Mutter eine Erleichterung.
    Außerdem sollte sie Erfahrungen sammeln und lernen, einen Haushalt zu führen. Wo hätte sie dies besser gekonnt als bei einer begüterten Familie? Und wer wusste schon: Mit etwas Glück lernte sie vielleicht auch ihren zukünftigen Ehemann kennen, machte eine gute Partie, womöglich. Man hörte ja viele Geschichten von Dienstmädchen, die einen feschen Offizier oder einen Beamten geheiratet hatten.
    Was die Vierzehnjährige selbst empfand, danach fragteniemand. Sie war nun ganz allein auf sich gestellt, und als der Zug am Ende der Reise in den übervollen Bahnhof einrollte, ging sie prompt verloren. Ein Schutzmann nahm sich ihrer an, ließ sich den Zettel mit der Adresse zeigen und brachte sie an ihr Ziel. Die
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