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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin
Autoren: Brigitte Janson
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schönstes Lächeln, das selbst unter dem Verband wie ein Sonnenstrahl durch ihr kleines Zimmer flutete.
    Greta und Siggo verabschiedeten sich von Leni. Keiner von ihnen bemerkte, dass hinter ihnen Oliver ins Krankenzimmer schlüpfte.

I st«, machte jemand. »Leni, bist du wach?«
    Sie öffnete die Augen, es tat schon gar nicht mehr weh. Nur sehen konnte sie nicht viel. Die liebe Schwester hatte ihr erklärt, dass sie noch im Halbdunkel liegen musste, weil die Augen sich erst langsam an die Helligkeit gewöhnten.
    Â»Oliver«, flüsterte sie. »Du bist hier.«
    Â»Na klar. Glaubst du, ich lasse mich eine Woche lang von den blöden Erwachsenen aussperren?«
    Sie lächelte glücklich. »Es sieht alles so gleich aus. Ich wollte doch die Farben sehen. Blau wie der Himmel, grün wie das Gras, rot, weiß und gelb wie die Blumen. So, wie du es mir erzählt hast.«
    Â»Deswegen bin ich hier.«
    Â»Oh.«
    Â»Pass auf.« Er nahm ihre Hand. »Du kannst doch aufstehen, oder?«
    Â»Ja, ich gehe jeden Tag im Zimmer spazieren.«
    Â»Gut. Paul, Harry und Olaf sind auch hier. Sie passen auf, dass uns niemand sieht. Und jetzt komm.«
    Â»Wohin denn?«
    Â»In den Garten, wir nehmen die Hintertreppe. Greta hat was von einer besonderen Brille erzählt. Wo ist die?«
    Leni zitterte, ein wenig vor Angst, ein wenig vor Freude. »Da, im Nachtschränkchen«, flüsterte sie.
    Sie hörte, dass Oliver eine Schublade aufzog, dann nahm er etwas heraus und legte es in ihre Hände. Es war ein längliches Holzkästchen. »Ist sie da drin?«
    Â»Ja, du musst es aufmachen.«
    Im nächsten Moment klickte es, dann schob ihr Oliver etwas auf die Nase.
    Â»Jetzt ist es fast ganz dunkel«, sagte Leni.
    Â»Wart’s nur ab.« Er half ihr, ein Kleidchen überzustreifen, dann nahm er sie wieder an der Hand. Barfuß schlichen sie aus dem Zimmer. Leni fürchtete sich jetzt nicht mehr. Wenn sie bei Oliver war, dann war alles gut.
    Eine Treppe hinunter, noch einen Flur entlang. Und dann strömte Helligkeit auf sie ein. Leni zuckte zurück.
    Â»Lass die Augen erst mal zu und mach sie dann ganz langsam auf«, sagte Oliver, der nun doch ein bisschen ängstlich war. »Komm, wir gehen hier in den Schatten.«
    Dort war es etwas besser, und Leni wagte es, die Lider ein ganz klein wenig anzuheben. Das Erste, was sie sah, hatte sie schon einmal unter ihren nackten Füßen gespürt, als Greta mit ihr in einen kleinen Park gegangen war. »Oh«, staunte sie. »Ist das Gras?« Sie schob die Brille ein Stückchen hoch, um die Farbe zu sehen.
    Oliver stieß einen ziemlich langen Seufzer aus. »Genau. Und es ist grün.«
    Â»Und … und das daneben?«
    Â»Das ist eine Butterblume. Sie ist gelb. Wenn sie verblüht ist, wird’s eine Pusteblume.«
    Leni kicherte. »Pusteblume. Das klingt lustig. Und das da? Diese andere Blume?«
    Â»Die ist rot.«
    Â»Rot ist schön. So warm. Was ist das für eine Blume?«
    Â»Ã„h … keine Ahnung.«
    Â»Das macht nichts, Oliver.« Nun öffnete sie die Augen noch weiter, und sie sah einen Baum, dahinter Wolken und dann den Himmel.
    Â»Der Baum«, dozierte Oliver, »hat einen braunen Stamm und grüne Blätter. Die Wolken sind weiß, und der Himmel ist blau.«
    Â»Ich habe es nicht gewusst«, flüsterte Leni.
    Â»Was denn?«
    Â»Dass die Welt so bunt ist.«
    Darauf sagte Oliver ziemlich lange nichts, bis er schließlich meinte: »Wir müssen jetzt zurückgehen. Paul, Harry und Olaf machen sich sonst noch in die Hose.«
    Es gelang ihnen, unbemerkt ins Zimmer zurückzukehren, und als sie wieder im Bett lag, hielt Leni immer noch Olivers Hand fest.
    Â»Wirst du mir bald noch mehr zeigen?«, bat sie leise.
    Â»Die ganze Welt«, sagte er. »Ich werde dir die ganze, große Welt zeigen. Du wirst staunen.«
    Â»Ja«, sagte sie fröhlich. »Das wird ganz wunderbar.«

    Zum ersten Mal wurde Oliver bewusst, dass die Lütte ihn ansah. Ihr Blick war nicht mehr verschwommen wie früher. Sie schaute ihn wirklich und wahrhaftig an. Und wieder hatte er dieses sonderbare Gefühl im Bauch, dieses Magenknurren. Aber das konnte gar nicht sein. Er hattezum Mittagessen eine Riesenportion Bratkartoffeln mit Spiegeleiern und sauren Gurken gegessen. Nee, er hatte definitiv keinen Hunger.
    Â»Was starrst du denn so?«,
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